Stay (Modern)

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Ich bin sehr gespannt was ihr zu diesem OS sagt. Wenn ich ihn beschreiben sollte, würde ich sagen er ist eher das komplette Gegenteil zu meinen sonstigen Storys. Aber lest selbst:

ENTHÄLT ERWACHSENENINHALT


Astrid stand still auf der Stelle. Sie durfte sich nicht rühren, sonst würden sich hunderte von Glassplittern in ihre nackten Füße graben.
Schemenhaft konnte sie seine Umrisse erkennen. Er ging zur Theke und stellte die Gläser, welche er umklammert hatte, krachend auf das Holz. Bei dem Geräusch zuckte sie zusammen.
Sie konnte seine Wut nachvollziehen. Wahrscheinlich hätte sie ähnlich reagiert. Er ging zum Lichtschalter und knipste die Lampe an.
Er musste sich gerade enorm beherrschen, das sah man ihm an.
Untreue und Verrat waren wie diese kleinen beschissenen Blutegel, die sich an einem festbissen und einen  aussaugten. Wie kleine Vampire. Der Unterschied war nur, dass dies nicht wie in Twilight im Happy End enden würde. Und bitte ohne schwanger zu werden. Naja und Werwölfe gab es auch nicht. Obwohl der junge Mann vor ihr aussah, als ob er sie gerne zerfleischen würde. Sein Blick tat es jedenfalls und auch die Scherben zu ihren Füßen waren ein Zeugnis seiner Wut. Doch noch etwas anderes spiegelte sich in den tiefen seine grünen Augen wieder. Trauer und Enttäuschung. Sie konnte es verstehen.
Und doch fühlte es sich mehr so an, als hätte er sie betrogen. Alles was sie von ihm wollte war Liebe und Zeit. Doch sie lebten aneinander vorbei. Vielleicht war das der Grund gewesen, wieso sie es getan hatte.
Denn sie hatte ihn betrogen. Ja sie hatte mit einem anderen geschlafen. Mit einem anderen Mann.
Es war ihr Arbeitskollege gewesen und zugegebenermaßen, es war nicht mal toll gewesen. Außerdem hatte sie nichts gefühlt. Absolut gar nichts. Die meisten Menschen betrachteten sie ohnehin als gefühlskalt.
Der Mann vor ihr war jedoch einer der wenigen Menschen, die hinter ihre Fassade schauen konnten. Die wussten, dass sie auch anders war. Und ihn hatte sie jetzt wohl verloren. Durch ihren Fehler.
Sie wusste nicht einmal, ob er wusste, wie sie für ihn fühlte. Wahrscheinlich unterschätzte er ihre Gefühle für ihn. Denn so wie für ihn, hatte sie bisher noch nie gefühlt.
Der Braunhaarige, der bis eben vor ihr mit angespannten Fäusten hin und her gelaufen war und versuchte seine Wut im Zaum zu halten, blieb stehen. Er konnte ja laufen, er hatte schließlich Schuhe an und die Splitter machten ihm nichts aus. Wahrscheinlich fühlte er sich, wie der Scherbenhaufen zu ihren Füßen. Zerbrochen.
Tja da war er nicht der einzige.
,,Hicks hör mir zu i-",fing Astrid an und wollte einen Schritt auf ihn zu machen, doch die Scherben hielten sie an Ort und Stelle. Der junge Mann fuhr wütend herum und herrschte sie an: ,,Ich will verdammt nochmal nicht wissen was du zu sagen hast Astrid! Das was ich weiß reicht mir!"
,,Lass es mich wenigstens erklären",flehte sie.
,,Du hast mit diesem Wichser geschlafen, was musst du mir da noch erklären! Du hast mich verdammt nochmal betrogen!"
Seine Stimme war laut und Funken schienen aus seinen Augen zu sprühen, doch sie hörte die Trauer in seinen Worten mitschwingen. Sie wusste, Hicks konnte ein Arschloch sein, außerdem wurde er von seinem Vater zu einem gnadenlosen Geschäftsmann erzogen. Keine seiner Handlungen war vorhersehbar. Was ihn unberechenbar werden ließ. Doch auch er war weich in seinem Inneren, bloß ließ er, ähnlich wie sie, das komplette Arschloch raushängen. Er hatte viele Frauen gehabt. Jede Nacht eine andere Schlampe.
Bis sie kam. Man sagte immer Menschen können sich nicht ändern. Vielleicht stimmte das auch. Sie konnte Hicks nicht ändern, nur sein Verhalten Menschen gegenüber.
,,Ich hab dich betrogen, aber du bist schuld daran!",rief Astrid.
,,Ich bin schuld, dass du jemand anderen vögelst!? Willst du mich verarschen?!"
,,Du bist doch derjenige, der nie da ist! Immer hast du verfickt nochmal was besseres zu tun!"
,,Ich war zu der Zeit keine fünf Minuten von dir entfernt in der Firma!"
Ja immer war er in der Firma seines Vaters. Oder ständig unterwegs. Sie hatte das einfach nicht mehr ausgehalten.
Es gab sie nie offiziell. Treffen im Geheimen, sich nie in der Öffentlichkeit zusammen zeigen, keine Gerüchte aufkommen lassen. Bloß nicht das Hicks Vater und die Chefetage der Firma etwas mitkriegte. Hicks solle sich komplett auf seine Zukunft konzentrieren. Fast schon amüsant, da er meist das Gegenteil tat und bloß niemand davon etwas mitkriegte.
Aber trotz allem, war er nie da. Nie da für sie.
Sie wollte Hicks. Doch anscheinend wollte er sie nicht.
Astrid holte Luft und sagte:
,,Hätte ich dich angerufen, hättest du mir abgesagt! Weil du etwas Besseres zu tun hattest. Mal wieder!"
,,Und was ist mir dir?! Du hattest den Abend anscheinend auch was Besseres zu tun. Ich war nicht derjenige der sich durch die Welt gevögelt hat!"
,,Es war nur ein Kerl"
,,Es ist mir egal, ob es nur ein Kerl war Astrid! Es war ja schließlich nur ein Kerl und ich war ja schließlich nur fünf Minuten entfernt!"
,,Hicks alles was ich wollte war dich!"
,,Nein alles was du wollest war ihn! Thor wenn du mich gewollt hättest, hättest du mich einfach anrufen können!"
,,Alles worüber du dich je verfickt nochmal geschert hast waren immer die Anderen!",rief Astrid. ,,Das war alles worüber du dich je geschert hast! Ich dachte am Ende ich wäre nur eine weitere Schlampe für dich. Die ganze Zeit dachte ich, wir wären nichts, diese Sache zwischen uns würde dir nichts bedeuten, dabei hab ich so viel für dich gefühlt!"
,,Du lügst!"
,,Nein ich lüge nicht!"
Hicks ließ einen frustrierten Seufzer hören.
,,Raus hier.",sagte er dann.
,,Hicks warte-"
,,Es gibt nichts mehr zwischen uns zu diskutieren Astrid"
,,Hicks es war ein Fehler"
,,Raus hier! Sprech mich nicht mehr an! Lösch meine Nummer! Tu als ob es nie ein uns gab! Ich will dich nicht mehr sehen! Nehm deinen Scheiß und geh einfach!"
Astrid schaute zu Boden. Sie wusste es würde nichts bringen noch etwas zu sagen. Sie wollte jetzt nur noch gehen, bevor er sie noch verwundbarer machte oder bevor sie tatsächlich in Tränen ausbrach.
,,Hier!",sagte Hicks kalt und warf ihr ihre Schuhe zu. ,,Pass wegen den Scherben auf"
Mit glasigen Augen begann Astrid ihre Schuhe anzuziehen und trat vorsichtig über die Scherben. Ohne Hicks anzuschauen, ging sie an ihm vorbei, um in seinem Schlafzimmer ihre Sachen zusammenzusuchen.
Sein Bett war ungemacht. Hier hatten sie Stunden verbracht, waren von einer Seite zur anderen gerollt, hatten gekuschelt und gelacht. Und Sex gehabt. Doch es hatte sich mit Hicks immer nach mehr angefühlt, als nur nach Sex. Mit ihm war ohnehin alles anders gewesen.
Astrid drehte sich um. Hinter ihr stand Hicks mit verschränkten Armen und lehnte im Türrahmen. Er schaute sie ausdruckslos an.
Was er jetzt wohl von ihr denken mochte? War sie für ihn jetzt nur noch so ein weiteres hübsches Mädchen, was so getan hatte als ob sie ihn mochte?
Doch das wäre gelogen. Sie mochte ihn, vielleicht liebte sie ihn sogar. Sie war sich nie komplett sicher gewesen. Doch egal war er ihr nicht. Ein weiterer Grund, wieso sie sich ihre Logik nicht erklären konnte. Betrügen war nicht richtig, doch aufgrund seiner ständigen Abwesenheit hatte sie manchmal aufgrund seiner Vergangenheit gedacht, auch er wäre untreu. Anscheinend nicht.
,,Wieso bist du überhaupt wiedergekommen"
Astrid drehte sich zu ihm um und schaute ihn an, als ob er ein absoluter Idiot wäre. In dem Moment war er es aber auch.
,,Du fragst wieso ich zurückgekommen bin!? Weil ich es bereue Hicks! Der Typ hat mir absolut nichts bedeutet!"
,,Er ist dein Arbeitskollege!"
,,Er ist gerade neu eingestellt worden! Ich kann dir nicht mal sagen, ob er Marc oder Michael heißt!"
Astrid fuhr sich aufgelöst durch die Haare.
,,Versteh doch Hicks in dieser Nacht hab ich mehr an dich gedacht als an irgendjemanden sonst! Ich bin danach nach Hause gegangen und habe geweint! Wegen dir!"
,,Du und geweint? Erzähl mir doch nicht noch mehr Lügen Astrid"
,,Ich habe bereut was ich getan habe verdammt nochmal! Aber noch mehr bereue ich das mit dir! Ich hätte schon vor Ewigkeiten diese Sache beenden sollen. So hätte ich weniger unter deinem scheiß Verhalten gelitten"
Sie drehte sich weg und atmete aus. Sie schloss die Augen. Sie wollte weg von hier. Als sie aufschaute, sah sie das Hicks verletzt aussah.
,,Wir haben nie etwas bedeutet. Das ist jedenfalls das, was ich dachte, das du es dachtest."
Sie griff nach ihrer Jacke und ging an ihm vorbei aus dem Zimmer. Doch plötzlich griff er nach ihrem Arm und stoppte sie. Astrid drehte ihren Kopf und schaute zu ihm.
,,Ich dachte wir wären anders",erklärte er, nicht mit Nachdruck, sondern sanft.
Sie löste ihren Arm und hängte sich ihre Tasche über die Schulter und wollte das Zimmer erneut verlassen, doch er hinderte sie wieder.
,,Willst du es versuchen? Willst du es richtig machen?"
Sie dachte darüber nach. Es richtig zu machen würde bedeuten eine richtige Beziehung, mit dem Vorstellen vor Hicks Vater und seinen Freunden. Etwas offizielles. Es bedeutete richtige Dates, die Öffentlichkeit, die Presse, aber auch Zeit füreinander. Doch es meinte auch, das er ihr nie wieder so ungehindert vertrauen könnte. Sie hatte ohnehin schon ruiniert, was sie je hätten sein können.
Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie ihn nicht verdient. Er war ein wundervoller Mensch, wenngleich mit vielen Fehlern, aber die hatte sie auch. Vielleicht war es gerade das, was beide menschlich erscheinen ließ.
Und doch hatte sie ihre Entscheidung nicht damals schon gefällt, als sie mit einem anderen ins Bett gestiegen war?
,,Du findest jemand besseren",flüsterte sie und räusperte sich, weil der Schmerz es schwer machte ihren Stolz zu schlucken.
Hicks nickte, ließ sie aber trotzdem nicht los. Einen Moment später streckte er seine Hand aus, strich über ihr Gesicht und presste seine Lippen auf ihre. Doch was sich anfühlte wie ein Abschiedskuss wurde jedoch in Bruchteilen von Sekunden mehr als nur intensiv.
Astrid ließ ihre Tasche von der Schulter gleiten und ließ ihre Jacke fallen und schlang ihre Arme um Hicks Nacken und zog ihn näher zu sich. Auch er trat näher an sie heran und zog sie in seine Arme und vertiefte den Kuss noch weiter.
Astrid wollte die Hitze, das Feuer und die Liebe jetzt spüren, die sie in der Nacht wo sie ihn betrogen hatte, so vermisst hatte.
Sie konnte nicht leugnen das Hicks gut war, denn das war er. Wahrscheinlich war er sogar der Beste, den sie je hatte.
Sie wollte ihm sagen, er solle ihre Aussage vergessen und das sie es nochmal richtig machen wollte, aber vielleicht waren Worte momentan einfach nicht nötig. Ihre Handlungen sprachen für sich. Hicks presste sie an die Wand, sodass ihre Körper sich aneinanderschmiegten und sie küssten sich erneut. Das war es was Astrid vermisst hatte. Seine Lippen, sein Körper und seine Hingabe. Während Astrid ihre Schuhe abstreifte und Hicks ihr das Oberteil über den Kopf zog, stolperten sie küssend auf das Bett zu. Sie ließen sich zwischen den weichen Kissen nieder. Hicks lag auf ihr und sie küssten sich erneut, diesmal sanfter, während seine Hände ihren Körper entlangfuhren.
,,Hicks es tut mir leid, ich-"
,,Schhh",sagte er und unterbrach sie indem er sie küsste. Als er sich von ihr löste flüsterte er: ,,Ich sollte mich auch schuldig fühlen. Ich hab dich vernachlässigt, dadurch ist das alles erst passiert und-"
Diesmal war es Astrid die ihn mit ein Kuss unterbrach.
,,Heißt das wir versuchen's nochmal?",fragte Hicks atemlos als sie sich von seinen Lippen löste und ihm das Shirt über den Kopf zog.
,,Ja lass es uns dieses mal richtig machen",erwiderte Astrid und begann ihn weiter auszuziehen, während Hicks sie das erste mal seit Stunden anlächelte.
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Als Astrids Handywecker am nächsten morgen klingelte, öffnete sie verschlafen die Augen und schaute sich um. Sie war noch immer in Hicks Wohnung, in seinem von der Sonne durchfluteten Schlafzimmer. Als sie ihren Kopf nach links drehte sah sie das Hicks noch friedlich schlief. Sie löste langsam seinen Arm, den er um ihren Körper geschlungen hatte und stand auf, um sich anzuziehen. Sie musste zur Arbeit und sie war ohnehin schon spät dran. Als sie sich zu Hicks hinunterbeugte und ihn sanft küsste, lächelte er leicht im Schlaf und gab ein Grummeln von sich. Astrid lächelte. Ganz klar er war noch im Tiefschlaf.
Schnell nahm sie einen Stift und einen Zettel und kritzelte ein paar Wörter bevor sie sich umdrehte und die Wohnung verließ.

Bleib wo du bist. Ich komme wieder.  

Boah 2000 Wörter an einem Stück geschrieben. Und jetzt tut mein Arm weh 😅

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