A Snoggeltog Carol (Part IV)

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Entsetzt riss Dagur die Augen auf und blickte in sein leeres Zimmer. Das tränenüberströmte Gesichts Astrids, als sie Hicks tot am Boden sah, hatte sich in sein Gehirn gebrannt. Zu sowas was er also fähig? Zu solchem Grauen? Aber wenn das die Gegenwart war, dann müsste es ja jetzt passieren? Dagur blickte aus dem Fenster. Der Mond stand noch immer genauso hoch wie vorhin. Und dabei könnte er schwören, er wäre mindestens eine Stunde auf dem Schlachtfeld gewesen. War die Zeit etwa angehalten worden, während der Geist ihn mitgenommen hatte? Dass würde bedeuten, der Angriff stand noch bevor. Und er würde ihn verhindern können. Voller Tatendrang wollte Dagur zu Rohling eilen, doch als er an seiner Tür ankam stockte er. Sie war verschlossen. Wie konnte das sein? Der Schlüssel steckte nicht mehr. Da erinnerte sich Dagur an die Frau und ihre Worte, er solle sich zu Bett legen, nachdem er zurückgekehrt war. Hatte sie ihn hier etwa eingeschlossen?! Böser Geist.
Ihm blieb nichts anders übrig, und mit dem verzweifelten Gesichts Astrids vor den Augen, versank er erneut in den Schlaf.
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Als Dagur zum dritten mal diese Nacht geweckt wurde, zitterte er. Sein Zimmer war eiskalt. Am Fuße seines Bettes mit dem Rücken zu ihm gewandt, einen schwarzen Umgang über den knochigen Schultern, stand eine lange dürre Gestalt.
,,Aufstehen Dagur!",schnarrte sie kalt. Dagur erhob sich, doch als sich die Gestalt umdrehte, schreckte der Berserker zurück. Ein bleicher Mann, die Haut so weiß wie Papier, mit eingefallenen Wangenknochen stand vor ihm.
,,Du-du bist der dritte Geist, nicht wahr? Der Geist der Zukunft"
,,So ist es",sprach die Gestalt. ,,Und ich frage dich Dagur Oberhaupt der Berserker: Willst du deine Zukunft sehen?"
,,Ja",sprach Dagur, wenn auch mit einer Spur Unbehagen in der Stimme. ,,Ich habe vor nichts Angst."
,,Selbst nicht vor dem Tode?",fragte der Geist. ,,Der Tod ist ein Bestandteil einer jeden Zukunft. Also möchtest du trotzdem deine Zukunft sehen?"
,,Ja ich bin schließlich ein Wikinger! Und Wikinger haben vor gar nichts Angst",meinte Dagur entschlossen und verfiel in seine alte sture Gewohnheit zurück. Der unheimliche Mann krümmte auf einmal seinen Finger in Richtung Dagur. Es war als ob ein unsichtbares Spinnennetz aus seinem Finger geschossen kam, denn Dagur konnte sich plötzlich nicht mehr rühren. Mit einer weiteren Fingerbewegung von Seiten des Mannes schwebte Dagur wie gelähmt zu ihm. Der Geist schloss seine Augen und ein Rauschen und Knacken erfüllte Dagurs Ohren. Es wurde immer lauter, bis es unerträglich in den Ohren schmerzte, das Rauschen wurde zu einem Dröhnen, zu einem Piepen, der Ton zog sich unendlich lang in den Ohren des Berserkers. 
Und dann -
- war es plötzlich vorbei.
Dagurs Ohren schmerzten und er öffnete die Augen, welche er wegen des Lärms zusammengekniffenen hatte.
Erst dann bemerkte er, das es um ihn und den Geist herum ungewöhnlich still war. Totenstill. Keine Geräusche  waren zu hören. Das Oberhaupt bemerkte, dass er sich wieder bewegen konnte, löste sich aus der Starre und blickte sich um.
Es war dunkel und schummrig, die Kälte hatte, wenn das überhauptmöglich war, noch mehr zugenommen. Dagur fand sich in vertrauter Umgebung wieder.
Es war die Insel der Berserker und er stand unweit von seinem Zimmer entfernt. Genauer gesagt stand er an dem Hafen, dort wo seine Armada ankerte. Nachdem Dagur seine Umgebung eingeordnet hatte, die so düster erschien, deutete der dürre Geist in Richtung ein paar Männer die an mehrere Holzpfeiler gelehnt waren. Dagur trat näher und hörte einen der Männer auflachen.
,,Ich bin um ehrlich zu sein froh, das er tot ist. Wir hatten schon sehr viel bessere als ihn."
,,Ja ich mochte seinen Vater",sagte ein anderer.
,,Außerdem war er brutal. Manchmal hab ich mich gefragt, ob er überhaupt ein Mensch ist."
,,Hoffentlich wird er von den Göttern bestraft",tönte eine andere Stimme.
,,Verdient hätt's er alle Male",stimmte jemand anderes der Stimme zu.
,,Wie ist er eigentlich gestorben?",wurde neugierig gefragt.
,,Keine Ahnung. Fragen wir Rohling, wenn wir ihn das nächste mal sehen, er wird es wissen"
Die Männer gingen in Richtung mehrere Baracken, die schemenhaft in der Ferne zu erkennen waren und verschwanden damit aus Dagurs Sichtfeld.
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,,Über wen reden die denn da?",fragte Dagur der keinen blassen Schimmer hatte. Der Geist antwortete erneut nicht, sondern blickte nur gen Himmel. Ein Schatten flog über sie hinweg.
,,Aber das ist doch...!",meinte Dagur überrascht. Der Schatten landete am Ende der Mole und sofort eilte Dagur dorthin. Er war allerdings nicht der einzige.
Auch Rohling kam von einem Schiff geeilt.
,,Heidrun",begrüßte der recht mitgenommen aussehende Berserker, die Schwester Dagurs.
,,Hallo Rohling. Wo ist Dagur? Ich muss mit ihm reden. Und ich weiß ich war jetzt eine Zeit lang nicht da, aber jetzt bin ich wieder zurück und...-"
,,Heidrun ich muss dir etwas zeigen"
,,Okay wieso nicht",meinte Heidrun achselzuckend und folgte dem Wikinger. Sie gingen auf ein etwas kleineres Schiff zur linken der Mole und auf ein Podest mit einem schwarzen Tuch darüber zu.
,,Rohling?",fragte Heidrun misstrauisch. Angesprochener sah sie an und redete nicht lange um die heiße Yak Milch herum.
,,Du bist von nun an unser neues Oberhaupt Heidrun. Dagur ist tot" Damit zog er das Tuch beiseite.
Der echte Dagur sprang zurück. Dort bleich, pfahl und ausdruckslos lag er, lag sein Körper. Er hatte zwar neulich mehr Narben, besonders im Gesicht, doch es war noch immer unverkennbar er selbst.
,,Wie?",fragte Heidrun nur.
,,Durch seine eigene Hand. Er war ja schon immer verrückt gewesen"
,,Mochtet ihr ihn? Seid ehrlich!",fragte Heidrun ohne den Blick von dem toten Körper ihres Bruders abzuwenden.
,,Nicht sonderlich. Er war sehr herzlos und bestrafte mich oft. Nicht mal mehr an Festen wie Snoggeltog hatte er ein gutes Wort für mich übrig"
Heidrun nickte abwesend.
,,Ich habe ihn gehasst",flüsterte sie mehr zu sich selbst, als zu Rohling. ,,Er nahm mir so vieles. Meine Freunde. Unseren Vater. Er war nie ein Bruder für mich, sondern ein Mörder. Ich frage mich, ob er es überhaupt verdient hat ehrenvoll bestattet zu werden"
Sie warf einen letzten kalten Blick auf das bleiche Gesicht Dagurs und wandte sich ab. Während sie das Schiff verließ, sprach sie zu Rohling: ,,Lass das Schiff von deinen Männern in Brand stecken. Ich werde nicht dabei sein. Denn Dagur der Durchgeknallte ist nicht mein Bruder. Er war feige und nahm sich selbst das Leben. Er besaß kein Herz. Seine Fehler sind unverzeihlich. Niemand wird sich an ihn erinnern wollen. Auch ich nicht" Damit wandte sich Heidrun endgültig ab und ging zu Windfang. Rohling folgte ihr.
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Geschockt stand Dagur neben seiner Leiche. Die Worte seiner Schwester! Sie waren alle so wahr! Was hatte er nicht alles getan, er hatte die Menschen verletzt, die ihm eigentlich etwas bedeuteten. Doch es war zu spät, er hatte seine gerechte Strafe bekommen und war tot! Oder vielleicht doch nicht?
Er wandte sich an den Geist: ,,Bitte...beantworte mir diese eine Frage: Ist das eine Zukunft die ich ändern kann oder ist das meine wirkliche Zukunft?"
Als der Geist nicht antwortete, fiel Dagur auf die Knie und blickte in das unbarmherzige Gesicht des Geistes.
,,Bitte ich flehe dich an...ich hab eure Botschaft verstanden...ich habe Fehler begangen, doch bitte gebt mir noch eine Chance. Last mich wieder alles gut machen. Ich will so nicht weiterleben, ich will mich ändern! Hörst du? Bitte! Ich will mich ändern! Bitteee!"
Schluchzend sank Dagur zu Boden.
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Als er die Augen öffnete, kniete er auf dem Dunkeln Boden seines Zimmers. Von dem Geist keine Spur. Der Mond schien noch immer gleichermaßen durch das Fenster. Die Nacht war nicht fortgeschrittenen. Und das bedeutete eines für Dagur: Hoffnung.

Tut mir leid das erst so spät das Kapitel kommt. Hatte heute meinen letzten Schultag und musste das erstmal mit meinen Freunden feiern xD
(Und bahmm ich hab es um 11:59 pm hochgeladen - also noch nicht zu spät) 😅☝

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