A Snoggeltog Carol (Part II)

475 31 22
                                    

Als er erwachte, sah er grüne Bäume. 'Hä er war doch bis eben noch in seinem Schlafraum gewesen?'
Der Berserker setzte sich auf. Neben ihm schwebte der Geist des emotionslosen, unterkühlten Mädchens.
,,Wo sind wir?",kam die ungehaltene Frage von Dagur. Doch das Mädchen ergriff nur seine Hand und zog ihn mit sich: ,,Warts ab",sagte sie. Nach kurzer Zeit gelangten sie zu einer Lichtung.

,,Ich muss los, Papi will wieder nach Berk"
Die Stimme ließ Dagur stehen bleiben. Sie kam ihm bekannt vor.
,,Was zum Teufel...-"
Doch der Rest des Satzes blieb ihm im Hals stecken, denn vor ihm sah er plötzlich einen kleinen rothaarigen Jungen, wie der sich von einem noch kleineren braunhaarigen Jungen verabschiedete.
,,Tschüss Hicksi und bis nächstes mal."
,,Fröhliches Snoggeltog Dagu! Grüß deinen Papi von mir"
,,Ja mach ich, ich muss jetzt aber gehen, sonst ist er bös auf mich."
Die beiden Kinder winkten sich nochmal zu und der kleine Hicks, keine 4 Jahre alt, watschelte in Richtung Hafen. Der junge Dagur machte sich unterdessen auf den Weg nach Hause.
.
.
.
.
Der Erwachsene Dagur stand wie festgeklebt auf dem Waldboden und hatte sie Szenerie beobachtet. Dann wandte er sich geschockt an den Geist.
,,Ich und Hicks waren damals befreundet?!"
,,Ja", antwortete der Geist lächelnd. ,,Damals als ihr noch so klein wart, mochtet ihr gegenseitig sehr. Ihr wart euch sehr ähnlich und hattet die gleichen Probleme"
,,Ja wir beide waren eine Enttäuschung für unsere Väter",meinte Dagur kalt. Er sah seinem jüngeren Ich nach.
,,Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Komm ich will sehen was passiert",sprach Dagur und ging seinem jüngern Ich nach. Der Geist folgte. Dagur war neugierig, denn für sowas wie Erinnerungen hatte er nichts übrig. Einen Großteil seiner Kindheit hatte er vergessen oder er wollte sich nicht erinnern. Sie folgten den kleinen Dagur bis zum Dorf. Als sie den großen Platz überquerten, stockte Dagur plötzlich.
,,Die dürfen mich nicht sehen!",sprach er zu dem Geist.
,,Ich mein sie werden ausflippen, das ganze Dorf wird ausflippen" gerade wollte er sich nach einem Versteck umschauen, als plötzlich ein Dörfler an ihm vorbeiging. Keine 10 Zentimeter von ihm entfernt, blieb er stehen und rief etwas. Dabei sah er einfach durch Dagur durch. Mit aufgerissenen Augen blickte Dagur ihn an.
,,Aber...aber wie",stotterte er verwirrt.
,,Du bist ein Geist wie ich. Sie können dich weder sehen noch andersweitig wahrnehmen",erklärte das Mädchen sanft.
,,Krass", war alles was Dagur daraufhin sagte. Er sah wie sein jüngeres Selbst in ein Haus trat. In sein Elternhaus. Dagur folgte ihm. Als er die Hütte betrat wehte der Geruch von den Yak Koteletts seiner Mutter zu ihm herüber. Sie stand am Herd, neben ihr sein verhasster Vater.
,,Dagur! Wo warst du schon wieder so lange? Hab ich nicht gesagt du sollst dich nicht draußen rumtreiben! Du machst nur Ärger",polterte das Oberhaupt der Berserker, während sein kleiner Sohn eingeschüchtert vor ihm stand.
,,Ich hab mit Hicks gespielt Papa",verteidigte er sich leise.
,,Schweig und geh dich waschen. Du siehst mal wieder aus, das ist schon wieder eine Schande!"
Bedrückt verließ der Dagur den Raum.
,,Wieso bist du nur so streng?",fragte Dagurs Mutter seufzend.
,,Ja genau wieso?",fragte Dagur und trat einen Schritt näher an seinen Vater heran, um die Antwort gut verstehen zu können.
,,Eines Tages wird er das Oberhaupt sein. Ich will, dass er keine Fehler im Leben macht, so wie ich. Ich will das er es besser macht"
,,So?",fragte Dagurs Mutter verwirrt. ,,Wie soll er so besser werden, wenn du nur die ganze Zeit sagst, was für eine Enttäuschung er ist? Niemand ist perfekt und du probierst deinen Sohn perfekt zu machen. Das ist unmöglich und das weißt du Oswald!"
,,Ich weiß was ich tue! Pass gefälligst lieber auf, dass das Essen nicht anbrennt"
Mit einem Seufzen drehte sich Dagurs Mutter wieder zur Feuerstelle.
,,Oh du mieser Drecksack von einem Wikinger! Sie ist deine Frau. Und ich bin dein Sohn. Und sieh dein Plan ist schief gegangen. Sieh was aus mir geworden ist. Sieh wie viele Fehler ich begangen habe. Ich bin nicht besser als du. Doch du bist daran Schuld!",schrie Dagur seinen Vater verbittert an.
,,Er kann dich nicht hören",erinnerte ihn das Geistermädchen. Sie betrachtete das ausdruckslose Gesicht von Oswald, der seine Frau beim Kochen beobachtete.
,,Dein Vater hat viele Fehler gemacht. Angefangen bei seiner Erziehung bei dir",sagte der Geist und blickte zu Dagur. ,,Doch er liebt dich"
,,Tzz wenn mein Vater eins nicht konnte, dann war das lieben",meinte Dagur trocken auflachend.
,,Sieh selbst",meinte der Geist nur und deutete Richtung Dagurs Eltern. Seine Mutter drehte sich gerade nochmal zu Oswald um: ,,Es ist heute Snoggeltog Schatz. Sei wenigstens heute nicht so streng zu ihm. Sei heute einfach mal nicht sein Oberhaupt, sondern sein Vater"
Der Häuptling überlegte schweigend. Schließlich sagte er: ,,Du hast recht. Er ist immer noch mein Sohn und ich liebe ihn. Hoffen wir, das eines Tages noch was anständiges aus ihm wird"
Die Tür ging auf und Dagur kam herunter mit seiner Schwester Heidrun im Schlepptau.
,,Ja hallo na da kommt ihr ja genau rechtzeitig zum Essen!",begrüßte Dagurs Mutter die beiden.
,,Kommt setzten wir uns...",fuhr sie fort. Die Familie setzte sich und die Mutter der Geschwister fing an Speisen auf den Tisch zu laden, während sie munter plapperte.
.
.
.
.
Dagur nahm alles nur noch seltsam verschwommen wahr.
,,Bring mich bitte zurück. Ich will das hier nicht mehr sehen",bat er den Geist mit emotionsloser Stimme.
,,Aber...-"
,,NEIN, kein aber. Ich habe dich begleitet und jetzt will ich wieder zurück. Also los!"
,,Wie du willst"
Der Geist des Mädchens schloss die Augen. Sofort verschwamm das Zimmer und die Umrisse der Familie wurde unscharf. Dann wurde alles erneut schwarz.
.
.
.
.
Als sich Dagurs Blick klärte, stand er schwankend in seinem Zimmer. Der Geist des Mädchens war verschwunden.
,,Woa das war ein komischer Traum",sprach Dagur zu sich selbst, wohlwollend ignorierend, wieso er im Zimmer stand und nicht in seinem Bett lag. Er blickte aus dem Fenster. Der Vollmond stand hoch am Himmel. Seine Gedanken hingen bei seinem Vater. Er hasste ihn immer noch. Er hatte eine fürchterliche Kindheit gehabt. Doch die Erkenntnis, dass er mal mit Hicks befreundet war und sein Vater ihn vielleicht sogar mochte, dies brachte den Berserker zum nachdenken.
,,Ach alles Humbug",rief er plötzlich in die Nacht hinaus. ,,Das...das ist nicht real...muss wohl immer noch träumen. Ja so muss es wohl sein",sagte er leise und wandte sich ab.
Immer noch ungläubig den Kopf schüttelnd legte er sich in sein Bett und schloss leicht besorgt die Augen.

Fortsetzung folgt...

One Shots, News & Nominierungen Where stories live. Discover now