Kapitel 2

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"Guten Morgen, Court. Also was deine Pünktlichkeit anbelangt, bekommst du schon mal einen Pluspunkt von mir. Setz dich doch, dann erkläre ich dir noch ein bisschen was. Obwohl,", meint er, als ich mich gerade setzen will, "ich erkläre dir alles auf dem Weg."
Ich hebe die Brauen.
"Auf dem Weg? Wo gehen wir denn hin?"
Erich lacht. "Was wäre ich denn für ein Chef, wenn ich dich nicht mit den Leuten und der Firma selbst bekannt machen würde? Komm, wenn wir uns beeilen, können wir vielleicht das Entwicklungsteam beim Ausprobieren erwischen!"
Mich fasziniert das Leuchten seiner Augen, wenn er über seine Firma redet. Er scheint sie wirklich unglaublich zu lieben. Ich gehe zur Tür, doch bevor ich sie öffnen kann, wird sie mir bereits von meinem Chef aufgehalten.
"Danke sehr. So ein Gentleman."
Er lächelt. "Bin ich immer, merk es dir."

"Wie kann man sich hier zurechtfinden, ich meine, es ist riesig!"
Erich lacht.
"Ach, man gewöhnt sich dran. Du auch, versprochen."
Er biegt um eine weitere Ecke und öffnet mir eine der unzähligen Glastüren, die es überall im Gebäude gibt.
"Ich werde dich zuerst meinem Flugteam vorstellen. Mit denen wirst du viel zu tun haben, wenn du mich auf meinen Geschäftsreisen begleitest. Die nächste ist übrigens nächste Woche, ich kann doch auf dich zählen, oder? Es geht nach Los Angeles. Gus wird auch dabei sein, er ist schließlich meine rechte Hand. Schau, diese Tür dort."
Der Gedanke daran schon in der nächsten Woche mit meinem Chef und Augustus nach L.A. zu fliegen, sorgt bereits jetzt für Aufregung bei mir. Erich klopft an und betritt den Raum. An dem Tisch sitzen genau drei Leute: Ein hagerer Mann mit mausgrauem Haar, ein weiterer Mann mit einer recht dicken Nase und eine junge Frau mit einem wirklich hübschen Gesicht. Der hagere Mann erhebt sich zuerst und nimmt seine Pilotenmütze ab.
"Erich, welch eine Überraschung." "Wen hast du uns denn da mitgebracht?", fragt nun der zweite Mann und schaut mich neugierig an. Nur die Frau sitzt noch da und tut so, als würde sie mich nicht sehen.
"Das ist Courtney Hunter. Meine persönliche Assistentin. Court, der mit der bekloppten Mütze ist Bill. Mein Pilot."
Bill lächelt und gibt mir die Hand. "Der Typ, der dich die ganze Zeit komisch anglubscht, ist Oliver. Der Copilot."
Weiteres Händeschütteln.
"Ach ja, und diese Miss Schmollmund da hinten, das ist Cindy. Sei wenigstens höflich, Cind!"
Die blonde Schönheit, um sie mal so zu beschreiben, dreht sich um und schenkt mir ein Lächeln, von dem jeder Blinde gewusst hätte, dass es ein absoluter Fake ist.
"Willkommen bei APPLSN.", sagt sie so süß, das man davon einen Zuckerschock bekommen hätte. Erich seufzt.
"Court ist nun Teil meines Teams, was bedeutet, das ihr viel miteinander zu tun haben werdet. Das wird doch kein Problem darstellen, oder?", fragt er und sieht vor allem Cindy dabei scharf an. Nicken von allen Parteien, dann verabschieden wir uns und mein Chef schiebt mich förmlich aus dem Raum.
"Du musst Cindy entschuldigen, sie hat ihre ... nun ja ... Eigenarten."
Es scheint Erich wirklich unangenehm zu sein. Ich lächle aufmunternd.
"Kein Problem, man kann nicht immer perfekte Laune haben."
"Ich weiß, aber trotzdem. Na komm, wir gehen weiter. Es gibt einiges mehr zu sehen und andere Leute kennenzulernen."

Erich zeigt mir wirklich jede einzelne Fassette der Firma. Vor ein paar Minuten sind wir in der Mensa gewesen, wo er mir doch tatsächlich das gut bezahlte Küchenpersonal vorgestellt hat.
"Man bekommt gutes Essen halt nicht für einen kleinen Preis.", sagt er dazu. Vorhin sind wir auch noch im Finanzbereich gewesen. Ach ja, und im Sekretariat, in dem ich mich beispielsweise krank melden muss, wenn ich Erich oder Gus nicht erreichen sollte. Nun bringt er mich in das eigentliche Herz von APPLSN: Die Entwicklungsabteilung. Schon wenn man ihre Gänge betritt, merkt man, dass sich die Atmosphäre verändert, es liegt ein Knistern in der Luft.
"Wir haben natürlich mehrere Räume, aber der eigentliche Sinn der Firma spielt sich hier drinnen ab." Erich öffnet eine riesige Tür, zu meiner Überraschung ist sie diesmal nicht aus Glas. Ich glaube, dass mir für einige Sekunden der Mund offen stehen bleibt, als ich in dem Raum, ähm Verzeihung, in der riesigen Halle stehe. Überall sind Tische, an denen Leute über irgendwelchen Plänen sitzen und manchmal Metallteile gegen das Licht ihrer Tischlampen halten. Bewegbare Tafeln sind in der Halle aufgebaut und am Ende des riesigen Raumes ist ein Bereich, der beinahe topsecret wirkt und mit großen Bildschirmen ausgestattet ist, während Leute in ihm herumwuseln, so auch Gus, wie ich schon von weitem feststellen kann.
"Ist es nicht einfach fantastisch?"
Da ist wieder diese stolze Ausdruck in Erichs Gesicht.
"Ha! Was habe ich gesagt? Sie testen gerade die neue Brille, komm mit."
Es ist erstaunlich, wie schnell sein konzentrierter Stolz in maßlose Aufregung umschlagen kann. Ich folge ihm und ein paar Sekunden später stehe ich neben Augustus, während Ivana West, die ich gestern schon kennengelernt habe, Erich die neue Brille präsentiert.
"Hat er dich durch die ganze Firma geschleppt, Geschichten erzählt und dabei einen auf 'Hey, das ist Courtney, meine persönliche Assistentin' gemacht? Respekt."
Ich lache leise.
"Naja, er scheint wirklich für die Firma zu brennen. Das ist irgendwie putzig."
Erich jubelt inzwischen und strahlt über das ganze Gesicht.
"Was genau ist das eigentlich?", frage ich und beäuge die Brille, die Erichs Chefentwicklerin wieder in die Halterung gestellt hat. Gus beugt sich vor und setzt mir die Brille auf. "Probier' es doch aus. Warte, ich schalte sie ein."
Er drückt einen Knopf am Gestell und plötzlich stehe ich auf dem Dach der Firma. Mir entfährt ein kleiner Schrei.
"Überrascht? Ein virtuelles San Fran." "Dann kann man Gott spielen.", höre ich Erichs Stimme an meinem Ohr. "Das ist ja der Wahnsinn! Wie kommt man nur auf solche Ideen?"
Augustus lacht.
"Man muss nur irre genug sein und Fantasie haben. Geh mal ein Stück. Keine Angst, du kannst nicht fallen." Vorsichtig bewege ich mich nach vor und es fühlt sich an, als würde ich wirklich auf dem metallischen Dach der Firma laufen. Am Rand bleibe ich stehen und schaue mich unsicher um. "Du kannst ruhig weiterlaufen, dir passiert nichts."
Ich schlucke, übertrete den Rand, kneife die Augen zu und ... laufe weiter.
"Das ist wahnsinnig. Ich spaziere im Himmel herum."
Nach ein paar weiteren Minuten nimmt Gus mir die Brille wieder ab. "Komm Court, wir sollten langsam wieder ins Büro, ich habe noch eine Aufgabe für dich.", sagt Erich und ich möchte mich schon verabschieden, als Augustus auf seine Uhr schaut und mich zurückhält.
"Erich-Mann, es ist Mittagszeit und ich könnte ein Pferd verdrücken. Kann das nicht noch 'ne Stunde warten? Du hast Courtney schon den ganzen Vormittag das Ohr abgekaut. Jetzt nehme ich sie mit zum Essen, hab sie schon heute morgen gefragt." Meine Wangen beginnen zu glühen. "Ist das okay für dich? Wenn nicht, kann ich auch später zum Essen gehen."
Erich lächelt.
"Nein, geht ihr beiden ruhig. Gus hat ja recht. Wir sehen uns in einer Stunde wieder in meinem Büro." Damit dreht er sich um und verlässt die Halle. Augustus grinst leicht und bedeutet mir mit einer kleinen Vorbeugung, dass ich vorgehen soll. "Die Lady hat immer den Vortritt, Court."

So Cookies, was sagt ihr bis jetzt? ❤
Im nächsten Kapitel werden wir Gus ein wenig näher kennenlernen :)
Was meint ihr wie es weitergeht?
Ich freue mich schon auf eure Meinungen und Vermutungen ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤

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