Dark Secrets ✅

Kapitel 36

"Nein Courtney, das mache ich nicht, das kannst du vergessen", antwortet er, kaum habe ich die Frage ausgesprochen.
Klar, ich habe damit gerechnet, ihn nicht sofort überzeugen zu können, weshalb ich auch einiges an Zeit und Geduld mitgebracht habe.
"Gus, er steckt in der Klemme. Er braucht einen guten Anwalt und ich kenne niemanden, der besser dafür geeignet wäre als du. Bitte. Erich braucht dich."
Augustus, der gerade an irgendeinem neuen Gerät herumbastelt, legt die Zange weg und dreht sich zu mir um.
"Court, ich sage es dir ungern, aber er hat sich da selbst reingeritten. Das heißt, er muss es jetzt auch alleine ausbaden. Er wusste, dass er gegen die Auflagen verstößt, wenn er den Bundesstaat verlässt. Wenn er darauf schon nicht hört, hätte er sich eben nicht erwischen lassen sollen. Tut mir leid, aber ich verstehe sowieso nicht warum du überhaupt diejenige ist, die nach Hilfe sucht. Es ist seine Suppe und die solltest du erst recht nicht auslöffeln. Erich hat Dinge getan, die nicht gut waren, und dafür blühen ihm jetzt Konsequenzen."
Ich bin fassungslos und starre ihn an.
"Glaubst du jetzt etwa, dass er Cindy umgebracht hat?"
Mein Ex richtet sich nun vollständig auf. 
"Court, nicht alles hat mit Cindy zu tun. Erich ist kein Engel und das solltest du langsam erkennen."
Er wendet sich zum Gehen, doch da kann ich meine Verzweiflung nicht länger zurückhalten.
"Hast du niemals jemanden so sehr geliebt, dass du für diesen Menschen einfach alles tun würdest?"
Gus hält inne, dreht sich um, kommt auf mich zu und legt mir eine Hand auf die Wange.
"Doch Courtney, das habe ich. Und genau das ist das Problem."

"Ich weiß, du hörst es nicht gern, aber irgendwie kann ich seine Sicht auf die momentanen Dinge gut nachvollziehen. Ich meine, klar, ich werde dir dabei helfen, einen guten Anwalt für Erich zu finden, aber ich kann Gus' Entscheidung verstehen", erklärt mir Ivana, während sie im Internet nach guten Anwälten sucht, die man sich halbwegs leisten kann.
"Ich verstehe es trotzdem nicht. Erich ist sein bester Freund und seine Eltern sind angesehene Anwälte. Ich habe nachgeforscht und weiß, dass es Gus erlaubt wäre, ihn zu vertreten."
"Woher weißt du das denn?"
Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe. Soll ich es ihr sagen?
"Ich habe seine Eltern angerufen."
Ivana stoppt in ihrer Bewegung und dreht sich zu mir um, ihr Gesichtsausdruck ist geschockt.
"Du. Hast. Was. Gemacht? Dir ist klar, dass er dir das niemals verzeihen wird, oder? Hilfe, er wird im Dreieck springen!"
"Ich hatte keine andere Möglichkeit. Erich braucht schnelle Hilfe, der letzte Prozesstag ist in vier Tagen. So schlimm kann es doch nicht sein, ich meine, was sollen sie denn machen?"
Ivana schweigt eine Weile und schaut in die Ferne.
"Als ich ihn zum ersten Mal traf, wusste ich drei Dinge: Er ist düster, er ist sexy und er hat eine schwierige Vergangenheit. Gus und ich sind schon sehr lange befreundet und ich hatte ein einziges Mal das Vergnügen mit seinen Eltern. Glaub mir, du kannst eigentlich froh sein, dass du nicht in diese Situation kommen wirst. Denn sie sind der blanke Horror. Die ganze Zeit, in der ich bei ihnen war, haben sie Gus runtergemacht und das, während er dabei war. Solche Eltern willst du nicht haben, Court. Wirklich nicht. Mittlerweile macht er sich sehr gut, aber als er frisch hergezogen ist, war Gus ein vollkommen anderer Mensch. Still und in sich gekehrt. Hat man ihn angesprochen, ist er zusammengezuckt wie ein kleines Kätzchen bei Gewitter. Erich hat ihn eine sehr lange Zeit bei sich wohnen lassen, denn auf finanzielle Hilfe seiner Mutter und seines Vaters konnte er nicht setzen. Sie haben es ihm nie verziehen, dass ihr Sohn nach San Francisco gegangen ist, um IT zu studieren, das war in ihren Augen schließlich der letzte Müll für den vorgesehenen Sprössling ihrer erfolgreichen Kanzlei. Er hat anfangs so gut wie gar nichts über sich erzählt. Irgendwann habe ich ihn davon überzeugen können, einen Schauspielkurs zu besuchen, damit er seinen Eltern gegenüber selbstbewusster entgegen treten kann. Er hat früher schon gespielt, aber seine Eltern haben ihn dafür immer verurteilt, weshalb er in der High School damit aufgehört hat. 
Mittlerweile geht es ihm besser denn je und ich bin wirklich froh, dass es so ist. Er hat Probleme damit, Vertrauen aufzubauen und tut sich schwer mit Beziehungen. Bis jetzt gab es zwei Frauen, die er geliebt hat. Dich und eine Frau, von der ich bis heute nicht den Namen kenne. Er meinte immer, dass er es mir zu gegebener Zeit erzählen würde, aber dann haben sie sich getrennt. Ich weiß nicht warum. Er wollte es mir nie sagen und das habe ich akzeptiert. 
Gus hat nach so langer Zeit in der Hölle endlich Fuß hier gefasst und ich kann verstehen, weshalb er nicht den Job machen will, den seine Eltern immer für ihn vorgesehen haben. Auch wenn es um Erich geht. Sei ihm nicht allzu böse, ich glaube, das ist sowieso besser für ihn. Er wurde zu oft in irgendwelche Gerichtssäle mitgenommen, damit er das Feeling dort kennen- und zu analysieren lernt. Krank, oder? 
Hey, wo willst du denn jetzt hin?!"
"Gus umarmen gehen!", rufe ich ihr noch zu und bin bei diesen Worten schon fast den ganzen Gang hinuntergerannt. 

Kaum hat Gus "Herein" gesagt, stürze ich förmlich in sein Büro.
"Courtney. Was kann ich für dich tun?"
Anhand der Distanz in seiner Stimme, weiß ich, dass er mir immer noch sauer ist. Ich hoffe, dass ihn seine Eltern noch nicht kontaktiert haben, sonst bin ich am Arsch.
"Ich wollte mich entschuldigen. Für alles, was ich getan habe. Dafür, dass ich dich gefragt habe. Dafür, dass ich dir das Herz gebrochen habe. Dafür, dass ich dich mit deinem besten Freund betrogen habe und dafür, dass ich nicht schon früher ehrlich mit dir gewesen bin. 
Ich weiß, eigentlich geht es mich nichts an, aber Iva hat mir erzählt, wie du zu Hause von deinen Eltern behandelt worden bist und das tut mir leid. Ich kann sehr gut verstehen, dass du den Job nicht machen willst, ich werde schon-"
"Ich mache es", unterbricht er mich plötzlich.
"Wie bitte?", frage ich und mein Gesichtsausdruck muss ziemlich dumm sein.
Gus seufzt und fährt sich durch die Haare.
"Ich werde Erich verteidigen, ich mache den Anwalt für ihn." 
"Augustus, du bist der Wahnsinn!", schreie ich vor Freude und falle ihm um den Hals.
"Ich bin eindeutig zu gut für diese Welt. Wenn du meine Eltern allerdings nochmal anrufst, werde ich nie wieder ein Wort mit dir reden. Ach ja, und damit das klar ist: Ich mache das nicht für dich, ich mache das auch nicht für Erich. Ich mache das einzig und allein für sie."

Hallo Kekse. ❤️
Nein, ich habe auch keine Ahnung, was in letzter Zeit mit mir los ist, wahrscheinlich merke ich gerade erst, dass ich die Geschichte nun vollständig durchdacht habe und deswegen so schnell bin. Was soll's?
Was sagt ihr dazu? Gus wird Erich an seinem letzten Tag des Prozesses vertreten :)
Was glaubt ihr? Wie wird er sich machen?
Ich freue mich auf eure Vermutungen ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤️