Kapitel 4

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Als ich am nächsten Morgen in die Firma komme, wartet Gus schon auf mich und hält mir einen Becher Kaffee hin. Ich lächle ihn an.
"Guten Morgen, Gus. Danke dir für den Kaffee, aber wie komme ich zu der Ehre?"
"Du wirst ihn brauchen, Court. Erich hat einen schlechten Tag und dann ist er wirklich immer sehr anstrengend."
Ich trinke einen Schluck.
"Ist etwas passiert?"
"Nein, nicht dass ich wüsste, aber manchmal ist Erich drauf, als hätte er zwei Gesichter. Das ist zwar gruselig, aber wahr. Nachher wieder in der Mensa?", fragt er lächelnd.
"Gern, aber ich schaue erstmal, inwiefern Erich mich heute braucht."
Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe zum Büro.

Als ich gerade die Tür öffnen möchte, kommt Cindy mir zuvor, würdigt mich keines Blickes und stolziert mit einem nicht gerade dezent wackelnden Hinterteil den Gang hinunter.
Ich verdrehe die Augen. Wenn sie wirklich glaubt, mich mit ihrem Aussehen beeindrucken zu können, hat sie sich wirklich geschnitten.
Ich betrete das Büro und das erste, was mir auffällt, ist die erneute Unordnung auf seinem Schreibtisch. Überall liegen Blätter verstreut und ein paar Ordner sind umgefallen. Erich habe ich noch nicht entdeckt, aber ich vermute, dass er im Bad ist. Womit ich recht gehabt habe. Nach ein paar Minuten, ich bin gerade dabei wieder alles zu ordnen, kommt er mit einer echt zerstörten Frisur ins Büro. Ich schaue ihn an, doch er strahlt nur.
"Guten Morgen, Court! Schön, dass du da bist, ich habe heute einige Aufgaben für dich."
Er hat einen schlechten Tag? Wenn das bei Erich ein schlechter Tag ist, dann interpretiert Augustus aber ziemlich viel hinein.
"Ich muss gleich nochmal zum Finanzmanagement, check du bitte solange, ob das Hotel in Los Angeles reserviert wurde. Danke dir, bis später."
Damit ist er wieder verschwunden. Erich hat mir gestern natürlich eine Einweisung in sämtliche Geräte und Ordner gegeben, also ist dies für mich auch kein Problem mehr.
Ich setze mich kurz zu ihm an den Schreibtisch und rufe das Hotel an, um dann zu erfahren, dass alles so läuft wie es sein soll. Ich beschäftige mich weiter damit, Erichs Schreibtisch zu ordnen. Irgendwann kommt er wieder und ich berichte ihm, dass bei der Reservierung alles reibungslos verlaufen sei.
"Das ist beruhigend. Hör zu, du weißt ja, dass wir nächste Woche nach Los Angeles fliegen und naja, der Termin, den ich habe, ist nicht gerade von spaßiger Natur. Vielleicht hat Gus dir erzählt, dass ich heute morgen, bevor du kamst, nicht wirklich gut drauf war. Ich treffe mich in L.A. mit meinem ehemaligen Geschäftspartner. Es ist eine komplizierte Geschichte und ich möchte nicht, dass du, falls ich die Beherrschung verlieren sollte, schlecht von mir denkst. Ich bin beim Thema Jeremy Lennard sehr impulsiv, mehr als ich eigentlich nötig habe. Ich wollte dich nur vorwarnen, damit du nicht erschreckst, wenn ich in deiner Gegenwart aus diesem Grund mal einen schlechten Tag haben sollte."
Ich nicke und dann bittet er mich, die neuen Pläne seiner nächsten Ideen zu Ivana und Gus zu bringen.

"Ich sage es doch, Erich ist ein Genie. Wie kommt er immer nur auf solche Ideen?" Ivanas Augen rasen begeistert über die Entwürfe unseres Chefs.
"Gut Courtney, danke. Sag ihm, dass wir daran arbeiten, nicht wahr Gus?"
Er lächelt ein wenig.
"Das stimmt. Zeig mal her."
Augustus nimmt ihr die Pläne ab und schaut drüber.
"Mein Gott, ist das wirklich sein Ernst? Verdammt und wie will er es verkaufen?" Er sieht angewidert aus.
"Wenn ich dich auf seine Notiz hinweisen dürfte, Schätzchen?", meint Ivana und deutet auf eine Randnotiz unseres Chefs, "Es soll ein Einzelstück werden."
Daraufhin verzieht Gus nur noch mehr das Gesicht und murmelt etwas, das sich wie verrückter Perversling anhört.
Ich zucke mit den Schultern, verabschiede mich von den beiden und gehe zum Büro zurück, hoffentlich ohne mich zu verlaufen.

"Danke, dass du die Pläne zu den beiden gebracht hast. Tu mir mal bitte den Gefallen und mach für mich ein Meeting bei dieser Firma aus, ja? Wir müssen unsere virtuelle Stadt an den Mann bringen."
Ich nicke und nehme die Visitenkarte, die er mir in die Hand gedrückt hat.
"San-Fran-Tech" ist eigentlich einer von APPLSN's größten Konkurrenten, das weiß jeder, der die Nachrichten verfolgt. Es gab Zeiten, da hatten sich diese beiden Firmen eine regelrechte Schlammschlacht vor den Kameras geliefert, umso mehr wundert es mich, dass die beiden nun miteinander kooperieren wollen.
"Vielleicht geht es mich nichts an, aber San-Fran-Tech? Das hätte ich jetzt nicht erwartet, ich dachte du und der alte Ericsson versteht euch nicht?"
Zum meiner weiteren Überraschung lacht Erich.
"Das war auch so, aber die Firma hat endlich ein neues Oberhaupt. Es ist das erste Mal und ich hoffe, dass es dieses Mal besser funktioniert als mit dem Vorgänger."
Ich nicke und habe nach ein paar weiteren Minuten ein Meeting für nächsten Monat abgemacht, als Augustus den Kopf zur Tür herein steckt.
"Es ist eins, kommst du Court?"
Ich lächle und sehe Erich fragend an. Dieser sieht zur Uhr und beißt sich auf die Unterlippe.
"Wisst ihr was? Ich komme mit euch. Ich habe Hunger und heute gibt es Spaghetti Cabonara."
Also gehen wir, ich von den Herren in die Mitte genommen, in die Mensa.

Heute ist es zum Glück nicht so voll und wir finden einen schönen Tisch am Fenster. Der Speisesaal ist in einem höheren Stockwerk, was den Ausblick bei diesem schönen Wetter atemberaubend macht. Erich hat uns dreien das Essen besorgt und stellt das Tablett nun auf dem Tisch ab.
"Danke, du bist ein wahrer Gentleman."
"Kein Problem, Gus. Du weißt, ich tue alles für meine Ladies."
Ich lache und drehe die Nudeln auf meiner Gabel auf.
"Also Courtney, da du ja gestern mit diesem Playboy hier essen warst, weiß er doch schon bestimmt viel über dich. Das würde ich nun auch gern."
Sein Angestellter hebt abwehrend die Hände.
"Ich und Playboy? Oh bitte! Ja, aber du hast recht. Court und ich haben uns tatsächlich viel unterhalten."
Erich schaut mich neugierig an und seine fast eisblauen Augen fixieren mich aufmerksam. Ich schlucke meinen Bissen hinunter.
"Am besten du fragst mich nach dem, was du wissen willst und ich antworte dann darauf. Das macht es einfacher."
Erich überlegt, während er seine Gabel zum Mund führt und Gus schon fast die Hälfte verputzt hat.
"Du bist in Los Angeles aufgewachsen, aber was hat dich dazu gebracht, hierher zu kommen? Nur das Angebot des Jobs?"
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
"Ehrlich gesagt, hatte ich so etwas in diese Richtung nie vor. Natürlich reizte mich das Angebot, aber es kam meinem gewünschten Neustart sehr entgegen."
"Neustart?" Erich hebt die Braue.
"Ich wollte etwas erleben. Eigentlich wollte ich an der Columbia University Literatur studieren, habe auch schon begonnen, war wirklich ziemlich gut, aber von einem Moment auf den anderen, wollte ich etwas Anderes. Etwas Neues. Ich wollte ein Abenteuer. Meine Eltern waren zwar nicht ganz so begeistert von meinem plötzlichen Abbruch, aber sie haben mich wie immer unterstützt. Also habe ich mich informiert, die Stellenanzeige hier gefunden, hab mir eine Wohnung in San Francisco gesucht, habe meine Sachen gepackt und bin hergekommen."
Erich stellt mir noch weitere Fragen, die Gus manchmal lustig kommentiert und ich genieße meine Mittagspause mit den beiden, auch wenn ich vor allem Cindys Blicke besonders oft im Nacken spüre.

Hallo Cookies ❤
Endlich melde ich mich mal nach zwei Wochen wieder :)
Ich weiß nicht, wann ich wieder updaten kann und auch wenn dieses Kapitel nicht sehr spannend geworden ist, habe ich für die nächsten Male schon einen inhaltlichen Plan.
Hinterlasst bitte fleißig eure Meinungen und Vermutungen für den weiteren Verlauf ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤

Dark Secrets ✅Where stories live. Discover now