Kapitel 7

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"Dir ist doch hoffentlich klar, dass er sich nicht immer so benimmt, oder?" "Ivana, beruhige dich. Ich verstehe schon", sage ich, während ich mir meine Bluse zuknöpfe. Ein Glück ist der Spuk jetzt vorbei. Erich hat sich für den Rest des Tages abgemeldet und verkriecht sich vermutlich mit Cindy in seinem Hotelzimmer. Ich wiederum habe beschlossen, ein wenig mit Gus und Ivana durch meine Heimatstadt zu streifen. Augustus steht mit dem Rücken zu uns und hat hoch und heilig versprochen, nicht zu gucken. Bis jetzt hält er sich dran.
"Ich weiß, aber ich will nur, dass du dir sicher bist, dass Erich nicht immer so ist."
"Ich glaube, sie hat's kapiert, Ivana. Kann ich mich jetzt wieder umdrehen? Seid ihr fertig? Ich möchte endlich los!"
"Du bist immer noch wie ein kleines Kind, Augustus Jackson. Außerdem spielt Courtney heute den Tourguide."
Gus plappert noch ein wenig vor sich hin, bevor er sich endlich umdrehen darf.
"So, und wo geht es hin? Hast du schon eine Idee, was du uns zeigen willst?"
Ich beiße mir auf die Lippe.
"Wenn ich es richtig verstanden habe, seid ihr ja öfter hier. Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich euch noch zeigen kann, das für euch interessant ist. Euch zu zeigen, wo ich wohne, würde meine Eltern sicherlich ein wenig überfordern, wenn ich meine Kollegen gleich zum Kaffee nach Hause mitbringe."
"Warum zeigst du uns nicht einfach deine Lieblingsorte? Du hast doch sehr lange hier gewohnt und das ist auch eine Möglichkeit für uns, dich noch besser kennenzulernen, findest du nicht?"
"Da muss ich Gus recht geben. Wenn wir hier sind, schlendern wir fast nur in diesem Hotel herum. Erich unternimmt nicht viel mit uns und ich persönlich kann bald keine Minibars mehr sehen."
Damit gebe ich mich dann doch geschlagen.

Ivana läuft neben mir her, während Gus total begeistert über die Wiese spaziert. Wir sind in einem meiner Lieblingsparks.
"Weißt du was?", fängt Ivana an, "Ich glaube, dass Erich vollkommen die Kontrolle verloren hätte, wärst du nicht dabei gewesen."
"Warum sollte das an mir liegen? Gut, Eindruck und so, aber was habe ich damit zu tun?"
Ivana lächelt nur, geht dennoch nicht weiter drauf ein. Nach einiger Zeit, Gus benimmt sich immer noch wie ein kleiner Junge, verdecken bedrohlich aussehende Wolken die Sonne.
"Oh, ich schätze wir haben gleich ein Sommergewitter. Kommt mit, dann kann ich euch gleich zeigen, wo ich ganz oft war, wenn ich einfach mal von zu Hause weg musste."

"Wow, es ist wunderschön hier!"
Ich lächle.
"Nicht wahr? Ich habe hier sehr viel Zeit verbracht. Vor allem, wenn ich gerade ein gutes Buch zu Lesen hatte oder ich habe Gedichte geschrieben."
Ivana grinst.
"Du schreibst Gedichte? Ehrlich?"
Ich werde rot.
"Nicht nur. Teilweise auch Kurzgeschichten. Aber sie sind nichts Besonderes, nicht der Rede wert."
Gus spielt natürlich auch sofort gegen mich:
"Aber sie müssen gut sein, wenn du ein Literaturstudium begonnen hast."
"Literaturstudium begonnen? Jetzt wird's aber sehr interessant hier."
Ich seufze und erzähle es Ivana kurz. Dass ich ein Studium begonnen, es aber aus bestimmten Gründen abgebrochen habe. Die Gründe erzähle ich nicht und sie fragt auch nicht danach. Daraufhin führe ich die beiden zu meinem Stammplatz am Fenster. Wir haben uns gerade gesetzt, als ich eine mir nur zu bekannte Stimme höre: "Court, Darling, bist du das etwa? Ich glaube es nicht!"
Patrick zieht mich in eine Umarmung.
"Pat, es ist so schön, dich wieder zu sehen! Wie läuft das College?"
"Supi, und wie ich hörte, arbeitest du jetzt in San Francisco. Wie ist es dort? Oh, ich wünschte wir könnten noch ein bisschen plaudern, aber ich arbeite gerade, wie du wohl an meiner viiiiiiiiiieeeeel zu schlichten Uniform erkennen kannst."
Sein Blick fällt auf meine Kollegen und seine Wangen färben sich beim Anblick von Augustus schlagartig rot. 
"Das sind Ivana und Gus. Leute, das ist Patrick, wir sind zusammen auf die High School gegangen."
Sie begrüßen einander und Patrick nimmt unsere Bestellungen auf, doch bevor er geht, meint er noch und zwar offensichtlich, sodass es jeder am Tisch hört: "Gus ist ein guter Fang, du solltest den im Auge behalten, Darling. Jemanden wie ihn würde ich nicht mehr vom Haken lassen, er scheint außergewöhnlich sympathisch. Wie schade, dass er hetero ist, sonst würde ich ihn garantiert um ein Date bitten. Es gibt nicht viele Träumchen wie ihn, also halt ihn dir warm."
Damit entschwindet Patrick von unserem Tisch und ich spüre das Lächeln auf Gus' Gesicht bis hier, während Ivana sich das Lachen verkneift.

Nachdem Patrick uns die Bestellungen gebracht, Gus zugezwinkert und sich überschwänglich niedlich bei mir verabschiedet hat, kommen wir drei in ein weiteres Gespräch.
"Du kennst Patrick also schon seit der High School? Er scheint nett zu sein. Wäre ich schwul, wäre er hundertprozentig mein Typ."
Ich lache.
"Glaub mir, das würde ihn freuen. Vor allem seit seiner letzten Beziehung mit Brad. Er war der Star im Footballteam, doch in unserem letzten Jahr haben sie sich getrennt. Brad wollte nie, dass es jemand weiß. Üble Geschichte, sehr üble Geschichte sogar. Hat Pat das Herz gebrochen."
"Ich frage mich, wie es Erich geht", wirft Ivana ein und ehrlich gesagt, frage ich mich dasselbe.
"Der vergnügt sich doch garantiert gerade mit Cindy."
Es ist auch mittlerweile für mich kein Geheimnis mehr, dass Erich etwas mit seiner Flugbegleiterin hat. Ändert das was zu meinem Chef? Nein. Ändert das was an dem Bild, was ich von ihm habe? Vielleicht ein bisschen. Aber ich versuche nicht, mich davon beeinflussen zu lassen.

Gus und ich gehen über den Gang zu unserem Zimmer. Wir drei haben wirklich einen schönen Tag gehabt, obwohl er so angespannt begonnen hat. Nach ein paar weiteren Minuten liegen wir beide in unseren Betten und sehen einander an.
"Liest du mir irgendwann mal eines deiner Gedichte vor? Mich würde mal wirklich brennend interessieren, was du so für Gedanken aufs Papier bringen kannst."
Ich starre an die Decke.
"Warum interessierst du dich so sehr dafür? Ich war immer nur der Nerd. Die Träumerin, die sich immer in etwas verlieren wollte, das es laut der heutigen Gesellschaft nicht mehr lange geben wird. Bücher."
"Aber Court, Bücher und Geschichten wird es immer geben. So lange es noch einen kreativen Menschen auf der Welt gibt, wird es Geschichten geben. Du weißt doch, dass meine Eltern dagegen waren, dass ich in die IT-Richtung gehe. Hab ich drauf gehört? Nein. Hab ich mich dem widersetzt, was man von mir erwartet hat? Absolut. Ich war auch eine Art Träumer, aber ich habe angefangen, meinen Traum zu leben. Das kannst du auch. Du musst dich nur trauen und an dich und deine Fähigkeiten glauben. Das ist das Rezept zum Erfolg. Zumindest sagt Erich das und bis jetzt hat er Recht behalten."
So komisch es sich anfangs angefühlt haben mag, jetzt bin froh, mir mit Gus ein Zimmer zu teilen.

Hey Cookies! ❤
Endlich habe ich es geschafft, ein weiteres Kapitel zu schreiben. Es tut mir wirklich unglaublich leid, dass ihr so lange warten musstet :(
Was sagt ihr bis jetzt zur Geschichte? Wie wird es weitergehen? :)
Ich freue mich über eure Meinungen und Ideen ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤


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