Kapitel 13

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Ich bin überrascht, als Ivana mich am Eingang abfängt, sobald ich die Firma am Anfang der nächsten Arbeitswoche betrete.
"Was hast du nur mit Augustus gemacht? Er strahlt schon den ganzen Morgen!", meint sie dann aufgekratzt.
"Auch hallo, Iva", antworte ich bloß und laufe grinsend weiter durch die Eingangshalle.
Sie joggt neben mir her.
"Eigentlich hatte ich erwartet, dass du mir nach eurem Date schreibst, aber anscheinend warst du beschäftigt. Höchstwahrscheinlich mit Gus selbst, der hat nämlich auch nichts hören lassen. Selbst heute morgen nicht."
Ivana redet weiter, doch mein Blick ist nur auf Augustus gerichtet, der mit den üblichen zwei Tassen Kaffee und einem strahlenden Lächeln im Gesicht auf mich zukommt.
"Guten Morgen, Court..."
"Hey Gus."
Wir sind beide etwas unsicher bei dem, was wir jetzt machen sollen, also umarmen wir uns erstmal so wie immer.
"Ihr zwei seid wirklich eine Geschichte für euch, so schüchtern habe ich Gus lange nicht mehr gesehen. Also muss euer Date sehr gut gewesen sein. Das freut mich."
Mir entgeht, im Gegensatz zu ihm, nicht, dass ihr letzter Satz nicht ganz überzeugend gewesen ist.
"Na komm, ich bringe dich noch zu Erichs Büro. Bin gleich bei dir, Ivana, ich beeile mich."
Ich spüre ihren brennenden Blick auf uns als wir den Flur zum Büro unseres Chefs einschlagen.

Kaum öffne ich die Tür, lächelt Erich mir entgegen. Gus kommt auch noch kurz mit rein.
"Hey ihr zwei."
Er steht auf, gibt seinem besten Freund ein High Five und umarmt mich. Langsam verstehe ich das, was Erich bei meinem Bewerbungsgespräch gesagt hat. In dieser Firma ist es tatsächlich wie in einer Familie. Es freut mich zu sehen, dass es ihm besser zu gehen scheint.
"Hey du einer", antworte ich, doch leider kann ich mein Lächeln nicht ganz bei mir behalten als mein Blick auf das Chaos auf Erichs Schreibtisch fällt.
"Gott, ich muss dich echt noch erziehen, was das angeht."
Unser Chef wird rot.
"Ja, ich habe da was gesucht. Tut mir leid..."
Er sieht so schuldbewusst drein, dass ich ihm gar nicht lange böse sein kann.
"Ist schon gut, aber gewöhne dir bitte an, dass du dein Chaos selbst aufräumst. Ich bin zwar deine Assistentin, aber nicht deine Putzfrau."
Erich lächelt.
"Okay, alles klar. Ich hab verstanden."
"Na gut ihr beiden, ich sollte jetzt lieber los, sonst wird Ivana sauer. Court, ich hole dich wie immer zum Mittagessen ab. Bis später."
Gus beugt sich zu mir hinunter und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich bemerke, dass sein Blick noch für ein oder zwei Sekunden auf seinem besten Freund ruht, dann verlässt er Erichs Büro. Allerdings nicht ohne mir noch ein strahlendes Lächeln geschenkt zu haben. Ich drehe mich zu meinem Chef um und meine Wangen sind leicht gerötet. Für einen Moment habe ich geglaubt, seine Gesichtszüge wären entgleist, aber das ist sicher nur Einbildung gewesen, denn er lächelt perfekt. Zu perfekt für Außenstehende. Aber mein Gott, ich war zu der Zeit naiv und hatte damals zu diesem Punkt in meinem Leben schon eine ziemlich komplizierte Vergangenheit gehabt. Tut mir ja leid, dass ich damals so blöd gewesen bin! Hört auf mich zu verurteilen! Ja, ich war damals blind, jeder macht mal Fehler, okay? Ich weiß, dass ich das Verdrehen seiner Augen hätte bemerken müssen, als Gus mich geküsst hat, aber ich konnte mir in diesem Moment einfach nicht vorstellen, dass Erich ein Problem damit hatte, schließlich lagen ihm damals so viele Frauen zu Füßen!
"Es ist schön, dass ihr euch so gut versteht, das freut mich für euch."
Ja, ich war blöd genug, um das zu glauben. Ihr könnt mich auch verklagen, wenn ihr wollt, aber das bringt euch heute auch nichts mehr.

"Könntest du bitte diesen Anruf für mich tätigen? Ich muss mal kurz nach hinten. Bill ist wieder da, ihn hat diese ganze ... Geschichte auch ziemlich mitgenommen..."
Erich reicht mir eine Visitenkarte und ich erkenne schnell, dass es sich dabei um eine Firma handeln muss, die APPLSN auf dem Markt Konkurrenz machen will. Woran ich das festmache? Es ist die Art wie er mir die Karte gibt. Seine Gesichtszüge sind dabei immer angespannt, doch in seinen Augen befindet sich jedes Mal dieses gefährliche Glitzern.
"Mach einen Termin mit Harrison aus und lass dich ja nicht von seiner nervigen Sekretärin Charlotte abwimmeln. Die Firma braucht dieses Meeting, um Einblick in den Umsatz von Harrison und seinen Produkten zu bekommen, haben wir uns verstanden?" 
Irgendwas in seinem Ton lässt mich aufhorchen.
"Ist alles in Ordnung bei dir, Erich? Du wirkst heute irgendwie verstimmt."
Augenblicklich wird sein Gesichtsausdruck weicher und er lächelt leicht.
"Weißt du was?"
"Dass du Stimmungsschwankungen hast? Ja, das habe ich bereits mitbekommen."
Erich lacht.
"Na das ist doch super, aber das meinte ich nicht. Du bist die erste Person, die sich nicht anders mir gegenüber verhält, obwohl du einen Wutausbruch meinerseits miterleben musstest, wofür ich mich immer noch schäme, wenn wir schon dabei sind. Du hältst mich aus und sprichst mich an, sobald du merkst, dass es mir nicht gut geht. Du bist die erste Person in dieser Firma, die trotz meiner Wutausbrüche und Stimmungsschwankungen nicht sofort aus dem Raum verschwindet, wenn ich im Code Rot unterwegs bin, wie die anderen es nennen. Was ich eigentlich nur sagen will: Danke."
Erst starre ich ihn überrascht an, dann muss ich jedoch lächeln.
"Kein Problem, Erich. APPLSN ist eine Familie und hält zusammen, selbst in schlechten Zeiten. Eigentlich bin ich diejenige, die dir dafür danken sollte, dass du mich hier arbeiten lässt. Und weißt du was? So anstrengend bist du gar nicht. Launisch, aber erträglich."
Wieder lacht er und ich stimme mit ein. Erichs ehrliches Lachen ist einfach ansteckend.
"Das nehme ich jetzt als Kompliment", gluckst er, dann geht er zur Tür hinaus.

Inzwischen ist der Platz am Fenster in der Mensa schon für uns vier reserviert worden. Wenn es sich einrichten lässt, kommen wir immer zu viert zum Mittagessen. Wie auch heute. Erich und Gus haben sich natürlich eine riesige Portion Auflauf auf den Teller gehauen, während Ivana und ich heute lieber auf den Salat mit Hähnchenstreifen setzen.
Erich tippt gerade auf seinem Handy herum und plötzlich beginnen seine Augen zu leuchten, ein triumphierendes Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. Was da wohl los ist?
"Seid ihr sicher, dass ihr wirklich nichts davon wollt? Es schmeckt fantastisch!"
Ich lehne dankend ab.
"Nein Gus, danke. Ist zwar nett, aber heute mal nicht so viel Fett", meint Ivana und führt eine Cherrytomate zu ihrem Mund.
Ich betrachte Augustus von der Seite. Sein purer Anblick lässt mein Herz schneller schlagen. Aber was genau ist das hier zwischen uns? Kann man es eine Beziehung nennen? Ist er mein fester Freund? Ich würde es mir tatsächlich wünschen. So viele Fragen, die mich verunsichern.

Gus scheint meine Gedanken irgendwie gelesen zu haben, denn kurz nach dem Essen verlassen wir beide die Mensa. Ich will wieder zu Erichs Büro, doch seine Finger schließen sich sanft um mein Handgelenk. Als ich ihn ansehe, ist da wieder dieses schüchterne Lächeln auf seinen Lippen.
"Kommst du kurz mit in mein Büro? Nur für ein paar Minuten, ich wollte gern mit dir reden."
Ich nicke und sobald Gus die Tür hinter sich schließt, pocht mein Herz wie verrückt. Er fährt sich durch die Haare, nicht wissend wie er anfangen soll. Für ein paar Momente sagt keiner etwas, doch dann scheint sein Entschluss festzustehen:
"Du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, Court. Egal, was ich tue, ständig bist du in meinen Gedanken. Seit unserem Date vorgestern ist mir klar geworden wie sehr du mir den Kopf verdreht hast und das schon von Anfang an. Seit du in meinem Büro hier gesessen hast. Ich weiß, dass dich das Ganze vielleicht ein wenig überfordert, aber ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich... für Mehr... Dass ich gern mit dir..."
Dass er Probleme damit hat, mich zu fragen, ob ich eine ernsthafte Beziehung mit ihm eingehen würde, ist unglaublich süß. Ich nehme sein Gesicht in die Hände.
"Und du hast mir den Kopf verdreht, Augustus Jackson."
Dann küsse ich ihn sanft.

Guten Abend, Cookies ❤
Das ist jetzt erstmal das letzte Update von diesem Schwall, den ich in den Ferien geliefert habe, denke ich. Am Montag ist wieder Schule und die Klausurenphase fängt kurz danach an. Natürlich versuche ich zu schreiben, wenn es möglich ist, aber es werden in nächster Zeit nicht so viele neue Kapitel kommen. Ich hoffe, ihr versteht das :)
Wenn es gut läuft, kommt am Sonntag noch ein Update von "Until We Met", aber ich kann nichts versprechen.
Was sagt ihr zu diesem Kapitel?
Ich freue mich auf eure Meinungen ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤


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