Kapitel 20

1.5K 56 4
                                    

Ich brauche Gus nur ein einziges Mal sehen, schon weiß ich, dass etwas los ist. Die Bestätigung für diesen Gedanken stellt Erich dar, der bleich wie ein Geist folgt.
"Okay Courtney, ich würde mich setzen. Das dürfte hart für uns alle werden..."
Ich will gerade was sagen, als mir mein Chef  zuvorkommt: "Nein, ich will es ihr nicht allein sagen, nur um es dem Rest der engsten Crew dann noch einmal mitteilen zu müssen."
Augustus nickt und legt seinem besten Freund eine Hand auf die Schulter.
"Ich werde Bill und Ivana holen. Zerleg' bitte nichts, während ich weg bin, wir kriegen das alles irgendwie hin."
Kaum verlässt mein Freund den Raum, gehe ich vorsichtig auf Erich zu, in der Hoffnung, dass er nicht ausrasten wird.
"Sie haben auf mich angesetzt, Court, sie werden mich vor Gericht bringen, um mich für eine Sache ranzukriegen, die ich nicht getan habe."
Er sagt das so unglaublich ruhig, dass es mir Angst macht. Mehr Angst als wenn er ausrasten würde, schließlich bin ich das irgendwie gewohnt.
"Aber warum? Okay, das ist eine blöde Frage, ich weiß. Wie hast du es mitbekommen? Was ist denn passiert?"
Diese emotionslose Art und Weise, die Erich verwendet, wenn er mit mir spricht, bringt mich fast um den Verstand, auch wenn ich nicht recht weiß wieso. Naja, zumindest noch nicht.
"Ich habe meinen Bodyguard beauftragt Detective English und Detective Mulligan im Auge zu behalten, nur für den Fall. Er hat mich vor ein paar Minuten angerufen und mir erzählt, dass er mit English gesprochen hat, denn dieser ist von Jason selbst ausgebildet worden. Jedenfalls hat English ganz direkt gesagt, dass sie weiter an mir dran sind und auch Gus hat bestätigt, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich verhaftet werde. Courtney, wenn das passiert, kann ich mir mein Image abschminken und meinen Posten als CEO dieser Firma erst recht. Dann ist alles vorbei. Wahrscheinlich werde ich so enden wie mein Dad. Verwahrlost und drogensüchtig. Irgendwann schwängere ich dann eine Nutte und gehe an meiner Sucht zugrunde. Das wird bestimmt ein tolles Leben."
Fragt mich bitte nicht, woher ich diesen Mut damals gehabt habe. Warum ich der Meinung gewesen bin, dass ich mir das leisten könnte. Ich hechte einen Schritt nach vorne und verpasse Erich eine Ohrfeige.
"Jetzt ist aber gut, Blunt! Dein Leben ist nicht sofort vorbei, weil man dir etwas anhängen will, was du nicht begannen hast! Mein Gott, du bist genauso dramatisch wie Augustus, wenn er vor dem Spiegel für irgendeine Rolle üben musste! Warum habt ihr Männer immer so einen Hang zur Übertreibung?"
Mein Chef hält sich die Wange und ich staune nicht schlecht, als er lächelt.
"Du hast wirklich immer eine perfekte Idee, um Situationen jeglicher Art zu meistern, weißt du das?"
Dann zieht er mich kurz an sich, sagt, dass ihm seine Reaktion leid tue und lässt mich gerade rechtzeitig wieder los, als Gus, Ivana und Bill das Büro betreten.

"Courtney, es tut mir echt leid, aber ich schaffe es heute Abend einfach nicht. Ich weiß, dass wir uns einen wunderschönen Abend machen wollten, aber meine Eltern machen mich fast wahnsinnig. Ich möchte dir meine eher aggressive Laune wirklich nicht antun. Mir ist klar, dass du negative Stimmungen durch einen gewissen Chef inzwischen gewöhnt sein musst, aber ich glaube, es ist besser für dich, wenn du heute Abend bei dir bleibst, okay?"
Gus steht vor mir und seine Gewissensbisse scheinen wirklich ernst und heftig zu sein. Er blickt mich an wie ein Welpe, den man jeden Moment bestrafen würde, weil er die Gardinen von der Stange gerissen hat.
"Oh Gus, du musst dir keine Gedanken machen, es ist alles gut. Ich bin froh, dass du mir von den Problemen mit deinen Eltern erzählt hast. Kläre das, was zu klären ist. Wenn wir es heute nicht machen, geht die Welt davon nicht unter."
Er seufzt und küsst mich auf die Wange. Es ist, als würde eine gewisse Anspannung von ihm abfallen.
"Ich danke dir, Süße. Ehrlich. Du bist um einiges spontaner und erträglicher als meine Ex, wenn es um so etwas geht."
Ich lächle. "Ich bin eben ich."
Das ist eine der Sachen, die mich aus irgendeinem Grund an Gus stören. Abgesehen davon, dass er mich in den meisten Momenten als das Opfer einer Vergewaltigung sieht, setzt er mich mit seiner Exfreundin gleich und vergleicht mich mit ihr. Dinge, die ich ihm noch nicht austreiben konnte.
"Und weißt du was, Court? Du bist wunderschön..."
Dann küsst er mich auf die Lippen. Sie sind weich und schmecken ein wenig nach Rauch, sodass es nicht schwer für mich ist, herauszufinden, dass er sich schon wieder eine Zigarette angezündet hat. Das tut er immer, wenn er Stress hat. Ich erwidere den Kuss sanft, obwohl Augustus ganz offensichtlich in eine etwas andere Richtung möchte. Er bittet um Einlass und ich zögere zwar kurz, lasse es aber zu. Gus schafft es mich in eine Art Rausch zu versetzen, sodass ich einen Moment lang vergesse, dass wir vor seinem Büro stehen. Dieser Zustand wird jedoch von Erich unterbrochen, der immer über diesen Flur muss, wenn er zu seinem eigenen Büro möchte. Ich springe förmlich von meinem Freund weg und beginne sofort damit, meine Kleidung zu richten, obwohl das eigentlich gar nicht nötig ist. Ich sehe Gus an, dass ihn der plötzliche Abbruch nervt. Ich kann ihn nicht küssen, nicht vor Erich, das kommt mir sonst falsch vor. Schließlich arbeite ich hier und dieser Platz ist nicht der Richtige, um seinen Freund zu küssen. Erich schüttelt nur mit einem leichten Lächeln den Kopf und geht weiter, während mein Blick noch immer auf ihm liegt.
"Ich rufe dich an, wenn wir ausgehen können, Courtney."
Gus küsst mich auf die Wange, doch in seinen Augen sehe ich nicht die übliche Wärme.

Ich habe meinen restlichen Tag damit verbracht, irgendwelche Termine für Erich zu machen. Nach der Situation am Vormittag ist die Stimmung trotzdem recht positiv gewesen, obwohl die Nachricht für alle ein Schock gewesen ist. Nachdem ich nach Hause gekommen war, habe ich erst einmal meine Wohnung geputzt und mir dann ein wenig Pasta mit Pesto gemacht. Nach all dieser Routine habe ich im Bett so lange gelesen, bis mir die Augen zugefallen sind. Ich habe die Gedichte von Allen Ginsberg nicht aus der Hand legen können, doch irgendwann hatte mich der Schlaf wohl doch übermannt. Ich hätte das wahrscheinlich auch erst am nächsten Morgen bemerkt, hätte mein Handy nicht geklingelt. Vollkommen verschlafen schalte ich das Licht an und blicke aufs Display. Warum um Himmels Willen ruft Erich mich um zwei Uhr morgens an? Da kann doch etwas nicht stimmen. Wie immer hat mich mein Gefühl nicht getäuscht...

Let's this summer break get started, Cookies! ❤️
Ich leite meinen Beginn der Ferien mit einem neuen Kapitel ein und ehrlich, ich freue mich schon sehr darauf das Folgende zu schreiben :)
Wie hat euch der Teil der Geschichte gefallen?
Ich würde mich über euer Feedback freuen ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤️

Dark Secrets ✅Where stories live. Discover now