Kapitel 8

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Die Sonnenstrahlen fallen leicht durch die Vorhänge des Hotelzimmers, wodurch ich wach werde. Für einen Moment habe ich vergessen, dass ich in Los Angeles auf Geschäftsreise bin, doch als ich Gus sehe, wie er alle Viere von sich gestreckt im Nachbarbett liegt, komme ich schnell wieder im Hier und Jetzt an. Heute geht es wieder zurück nach San Francisco und wenn wir Glück haben, ist Erich heute wieder ein wenig besser drauf. Nachdem, was er letzte Nacht mit Cindy, im wahrsten Sinne des Wortes, getrieben hat, kann es ihm ja nur gut gehen. Lasst mich eins sagen, auch in Tophotels in Los Angeles können die Wände manchmal zu dünn sein. Als ich irgendwann davon wach geworden war, sagte Gus, ich solle mir meine Kopfhörer in die Ohren stecken, dann würde ich es nicht mehr so deutlich hören. Womit er recht behalten hat.
Trotz allem ist die Nacht kurz gewesen und ich setze mich schlecht gelaunt in meinem Bett auf. Augustus ist ebenfalls wach geworden und sieht mich leicht verschlafen an.
"Du schläfst wirklich nie lange, oder? War deine Nacht sonst gut?"
Ich seufze und versuche meine schlechte Laune zu verdrängen, denn ich möchte sie nun echt nicht an ihm auslassen, das wäre nicht fair.
"Nachdem ich Erichs Aktivitäten nicht mehr hören musste, lief es deutlich besser. Danke übrigens für den Tipp, da hätte ich auch selbst drauf kommen können."
Gus lächelt leicht und setzt sich ebenfalls in seinem Bett auf.
"Ach, kein Problem. Dafür sind Freunde doch da. Außerdem ist das das Mindeste, was ich nach gestern tun konnte. Der Tag war nach dem Termin doch noch wirklich schön. Und weißt du was? Ich glaube, was Ivana angeht, hast du das Eis ebenfalls gebrochen. Sie mag vielleicht manchmal ziemlich kühl und abweisend wirken, dabei hat sie nur ein paar Probleme damit, sich Leuten zu öffnen und auch mal daran zu denken, dass es im Leben nicht nur die Arbeit gibt."
Ich weiß nicht, wie er es schafft, aber durch Gus fühle ich mich gleich viel wacher und mein weniger Schlaf ist vergessen. Ich grinse ihn an.
"Ich bin froh, dass ich den Tag gestern mit euch verbringen durfte. Es war lustig und ich musste nicht die ganze Zeit darüber nachdenken, ob ich Erich irgendwie helfen sollte."
"Court, du hilfst ihm bereits mehr als du denkst. Klar, du hast ihn bis jetzt noch nie so gesehen, aber Erich hat ein Temperament, das manchmal einfach so aus ihm herausbricht. Diese Sache mit Jeremy Lennard gestern war so gut wie nichts. Du scheinst ihn zu beruhigen. Ich weiß nicht wie und warum, aber er scheint sich in deiner Gegenwart besonders zusammenreißen zu wollen. Nun komm, wir sollten uns fertig machen. Dann können wir zum Frühstück gehen und wir sind fertig, wenn Erich kommt. Ich kann ihm anschließend unter die Nase reiben, dass ich ihn heute Nacht gehört habe."
"Ihr seid wirklich tolle Freunde, Jungs."
Gus lacht und steht auf.
"Du wirst dich schon noch daran gewöhnen, Courtney, glaub mir."

"Nein, ich meine es ernst, das schmeckt gut. Ich hätte es euch gestern schon zeigen sollen, aber aufgeschoben bedeutet nicht aufgehoben. Wenn wir zurück sind, gehen wir mal mit Ivana essen und dann probierst du es mal."
"Ich mag dich zwar, Court, aber das ist wirklich unglaublich strange. Pommes mit einem Milchshake-Dip? Das kann ich mir als Kombination einfach nicht vorstellen, ganz und gar nicht, ehrlich."
"Du sagst mir es wäre strange, isst deinen Frischkäse aber mit Pflaumenmus."
Gus hebt verteidigend die Hände.
"Hey, das ist noch lecker!"
"Na siehst du, jeder hat seine Eigenarten und meine ist nun mal diese. Urteile nicht zu schnell über Dinge, wenn du sie nicht kennst."
Gus lächelt.
"Schon klar, ich hab's kapiert, Miss Hunter."
In diesem Moment kommt, nein schleicht Ivana in den Essenssaal.
"Was ist denn los mit dir?"
Ihr Kollege sieht sie besorgt an und zieht für sie einen Stuhl heran.
"Code Rot, Augustus. Ich wiederhole, Code Rot!"
Die Kommunikation der beiden ist teilweise noch etwas hinter das ich unbedingt noch kommen muss. Was zum Teufel bedeutet Code Rot? Aufgrund von Gus Gesichtsausdruck kann es nichts Gutes sein.
"Ach du Scheiße, bitte nicht... Courtney, eigentlich hatten wir gehofft, dass du Code Rot nicht miterleben musst... Naja, zumindest noch nicht..."
Ich hebe die Brauen.
"Was ist hier eigentlich los, Leute?"
"Nimm es mir bitte nicht übel, Schätzchen, aber du solltest einfach aufessen, damit wir schnell verschwinden können, bevor es zu spät ist. Erklärungen folgen später. Aber bitte beeile dich, sonst wird es hässlich, ich flehe dich an!"
"Iva hat recht, wir müssen uns ranhalten."
Da sie mir sonst vermutlich den Kopf abgerissen hätten, beende ich mein Frühstück schnell und wir kommen gerade rechtzeitig raus.

Gus schließt die Tür unseres Zimmers ab und rutscht erleichtert daran herunter. Ivana hat sich währenddessen auf mein Bett fallen lassen und es kommt mir vor, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen, so schwer atmet sie.
"Was zur Hölle bedeutet Code Rot?"
Ungeduldig stehe ich im Zimmer und blicke die beiden herausfordernd an. Gus, der sich nun wirklich wieder beruhigt zu haben scheint, kommt ein Stück näher zu mir heran.
"Ich habe dir doch gestern erzählt, dass Erichs Temperament einfach so aus ihm herausbrechen kann. Tja, und Code Rot bedeutet, dass er gerade einen temperamentvollen Wutausbruch hatte, den du nicht erleben willst. Im Gegensatz dazu war er beim Termin gestern das reinste Schmusekätzchen. Sollte es zu Code Rot kommen, gilt, dass man Erich so gut wie möglich meiden sollte."
Ich will mich damit nicht zufrieden geben.
"Aber habt ihr ihn schon mal auf den Grund für seinen Ausbruch angesprochen? Vielleicht könnt ihr ihm ja helfen."
Gus lacht leise auf und schüttelt den Kopf, als hätte ich gerade etwas total Dummes von mir gegeben.
"Oh Court, du bist so naiv, das ist extrem süß. Natürlich haben wir das versucht, aber dann wären wir beinah gefeuert worden. Erich ist dann wie in einem Rausch und seine Aggressionsprobleme fangen wieder an."
Bei diesem Gedanken zucke ich zusammen.
"Aber wenn er diese Probleme hat, wie konnte er denn dann Chef dieser riesigen Firma werden? Ich meine, ich vertraue ihm, aber das ist wirklich schon ein bisschen heftig."
Ivana steht auf.
"Er hat sie die meiste Zeit wirklich gut im Griff, doch manchmal verliert er immer noch die Kontrolle. Erich geht auch zum Kampfsport, um alles rauszulassen."
Ich werfe einen Blick auf die Uhr.
"Ich glaube, wir sollten packen, es geht bald zurück nach Hause."

In dem Moment, als ich ins Flugzeug steige und mich neben Augustus setze, wird mir klar, dass Code Rot noch nicht aufgehoben worden ist. Unser Chef starrt aus dem Fenster und würdigt niemanden auch nur eines Blickes. Doch sobald er zu sprechen beginnt, verkrampft mein Körper so sehr, dass Gus mich besorgt ansieht:
"Ein Glas Wein."
Seine Stimme ist so kalt, dass einem das Blut in den Adern gefrieren könnte. Das ist Cindys Stichwort und sie steht auf, um ein Glas und die Flasche Rotwein zu holen. Jeder von uns hält den Blick gesenkt, auch während Erich weiterspricht:
"Ich will, dass du ihn zerstörst, David. Es ist mir egal wie viel es kostet."
Dave erwidert etwas, aber ich bekomme es kaum mit, da ich immer noch zu sehr auf Erich fixiert bin.
"Er bekommt nichts, mach einfach deinen Job oder ich werde einen neuen Anwalt finden."
Ich bin so geschockt über diese Aussage, dass ich bis heute nicht weiß, was David darauf geantwortet hat. Cindy kommt zurück, gibt Erich das Glas in die Hand und will ihm den Wein einschenken. Das hätte auch geklappt, wäre das Luftloch nicht genau in diesem Moment aufgetaucht. Denn anstatt im Glas, landet der Rotwein auf  Erichs weißem T-Shirt. Erschrocken weicht Cindy zurück und will sich bereits entschuldigen, doch da brennen all seine Sicherungen durch:
Er springt auf und sieht an sich herunter.
"Das Shirt ist mehr wert als du es bist!"
Cindy versucht gefasst zu wirken.
"Es tut mir leid, ich werde neue Kleidung holen."
Sie will sich abwenden.
"Weißt du eigentlich, was dein Job ist?"
Cindy dreht sich wieder zu ihm um.
"Natürlich weiß ich, was-"
"Dein Job ist es, mir das Leben leichter zu machen und du machst deinen Job nicht!"
Ich sehe, dass es in Gus kocht und auch ich erwache langsam aus meiner Starre. In Cindys Gesicht steht die pure Verzweiflung, doch sie versucht tapfer zu bleiben.
"Mach das nicht, Erich..."
"Was? Hm?"
"Ich... Ich bin nicht deine Feindin."
Er sieht sie so kalt an, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich diesen Mann überhaupt kenne.
"Nein, das bist du nicht. Du bist nur nutzlos! So sieh mich doch an!"
Er zieht sich das T-Shirt über den Kopf und wirft es ihr ins Gesicht, sodass Cindy es geradeso auffangen kann. Augustus steht inzwischen und er zittert vor Wut.
"Du bist gefeuert! Geh mir aus den Augen!"
Cindy beginnt zu weinen, dreht sich um und verlässt schluchzend den Bereich. Gus folgt ihr schnellen Schrittes, doch nicht ohne vorher vor seinem besten Freund stehen zu bleiben:
"War das wirklich nötig? Wir wissen nicht, was dir über die Leber gelaufen ist, aber Cind kann doch wohl am wenigsten dafür! Kriege dich endlich in den Griff! Nicht die ganze Welt ist dein Feind, Erich Maxwell Blunt!"
Damit verlässt Augustus den kleinen Raum, während mir klar wird, was Code Rot wirklich zu bedeuten hat...

Na, wie geht's euch, Cookies? ❤
Pünktlich vor dem Mittagessen ein neues Kapitel! :)
Ich weiß, dass ich lange nicht mehr geupdatet habe, aber ich hatte einfach keine Zeit, um alles aufzuschreiben :(
Ich hoffe, dass ich in den Osterferien mehr freie Minuten habe, damit es bald weitergehen kann.
Bitte teilt mir doch eure Meinungen zu diesem Kapitel mit. Was haltet ihr von den Charakteren?
Ach ja, oben ist noch die Origalszene aus der Serie, in der Erich ausgerastet ist ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤

Dark Secrets ✅Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin