3. Kapitel

396 34 4
                                    


Ich richtete mich unwillkürlich auf, streckte meine Brust heraus und stellte im selben Moment fest, dass die meisten Mädels dasselbe taten, wenn ich an ihnen vorbei lief. Fuck, ich verhielt mich ja lächerlich. Im Endeffekt hätte ich es mir sparen können, denn Ava wollte nicht zu mir, sondern ging neben uns her und durch die Eingangstür. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf ihr Gesicht, wo man noch deutlich die roten geweinten Augen sah. Etwas in mir schmerzte, ein bekannter Schmerz, den ich so oft fühlte wenn ich sah, wie schlecht es ihr ging und ich nichts tun konnte um ihr zu helfen. Dann war sie verschwunden, während ich mit diesem dumpfen Gefühl zurück blieb.

„So kann es nicht weiter gehen.", murmelte ich für mich im Stillen, ohne dass die anderen mich hören konnten. Ich wollte ihnen auch nicht permanent auf die Nerven gehen mit meinem Gejammer, mich selbst nervte das ja schon ohne Ende. Wann bloß hatte ich mich zu einem Mädchen entwickelt? Bald würde ich Figur komplexe haben und mich mit der Frage beschäftigen, ob ich einen Tampon leicht oder super nehmen sollte. Gott, allein dass ich wusste, dass es da Unterschiede gab war schon ein nicht zu verachtendes Warnsignal.

„Sieht aus als habe Davie das andere Geschlecht kennengelernt.", lenkte Josh mich ab. Aus meinen Gedanken herausgerissen sah ich in die Richtung in die sein Kopf zeigte. Und tatsächlich, nicht weit von uns stand der süße, kleine Dave mit einem blonden Mädchen die ungefähr in seinem Alter zu sein schien. Gott war er aufgeregt, denn seine Hände schienen vergessen zu haben wie sie sich normal zu verhalten hatten und er fuhr sich immer wieder durch die Haare, während er versuchte sich möglichst cool an einen Baum zu lehnen. Er stolperte kurz, konnte sich aber noch einmal fangen bevor er sich zu einem kompletten Affen machte. Zum Glück hatte er das Rotwerden von seiner Schwester, denn wie bei ihr blieb das Gesicht beinahe weiter weiß. Das Mädchen verschränkte die Arme und sah in einen andere Richtung. Offensichtlich war sie nicht gerade begeister im Gegensatz zu uns, die gespannt das Geschehen vor ihnen verfolgten.

„Oh, oh Davie, so beeindruckst du sie nicht."

„Sieht aus als will sie weglaufen."

„Aber Geschmack hat er wohl. Etwas jung vielleicht.", kommentierte Kyle und Noah schoss schnell ein Foto von den beiden. Ich seufzte. Wer erinnerte sich nicht an den ersten katastrophalen Flirt? Der Junge hatte mein vollstes Mitleid. „Vielleicht sollten wir ihm helfen.", schlug ich vor, doch die anderen winkten ab.

„Uns hat auch nie einer geholfen.", lamentierte Josh, „sie geht eh schon. Scheint nicht so gut gelaufen zu sein." Tatsächlich ging sie zu den Sporthallen und ließ den ihr immer noch hinterher sehenden Dave zurück. Gespannt sahen wir ihr nach.

Und dann drehte sie sich noch einmal zu ihm um.

„Yes!", rief ich, dann pfiff ich durch die Finger, sodass sich Dave zu uns umdrehte. Ungeduldig winkten vier vermeintlich erwachsene Jungs ihn zu sich und ich hatte den Eindruck, dass er sehr froh über diese Gelegenheit war, denn ohne zu Zögern joggte er zu uns.

Kyle begrüßte ihn als erstes. „Das war einer der peinlichsten Momente denen ich jemals beiwohnen musste. Du standest da, als hättest du noch nie mit einem Mädchen gesprochen. Was ist denn mit dir?"

Verlegen schaute Dave auf den Boden. „Noch nie mit einer so hübschen. Hab ich mich wirklich so blamiert? Verdammt, ich hab jede Möglichkeit versaut. Ich war so aufgeregt, meine Hände zittern immer noch. Hier." Er hob seine Hand und sie zitterte wirklich noch. Mit Mühe nur konnte ich ein lachen unterdrücken.

Stattdessen legte ich, immer noch am Grinsen, meinen Arm um seine Schultern. „Noch ist nichts verloren. Du hattest lediglich einen leichten Rückschlag, das Spiel ist aber noch nicht entschieden." Obwohl ich ihm eigentlich lieber gesagt hätte, dass wenn er beim ersten Mal keinen Erfolg hat, es wahrscheinlich niemals klappen würde. Aber das wäre gemein und demotivierend und ich hatte auch eine Vorbildfunktion.

Er zog seine Augenbrauen zusammen und ich fragte mich wirklich ob es Karma war das er Ava so ähnlich sein musste. „Aber sie ist doch kein Spiel! Ich mag sie wirklich! Oh und jetzt denkt sie wahrscheinlich, dass ich ein richtiger Volltrottel bin." Niedergeschlagen ließ er den Kopf sinken. Wie süß. Er nahm das ganze sogar Ernst.

„Was weißt du denn über sie?", fragte Noah und Dave zuckte mit den Schultern.

„Sie heißt Lilian Fernandez, hat früher in Chicago gewohnt, war dann auf einem Internat und lebt jetzt bei einem Freund ihres Bruders oder ihrem Bruder, so ganz habe ich das nicht verstanden, um hier zur Schule zu gehen. Und dass sie der Wahnsinn ist."

Ja das war ja richtig viel, damit konnte man auf jeden Fall richtig gut mit arbeiten. Innerlich ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Aber wer war ich zu urteilen, wo ich mich im Zusammenhang mit seiner Schwester noch dümmer verhalten habe? Wenn man genau überlegte, waren wir in einer ähnlichen Situation nur würde ich ihm das auf keinen Fall sagen. Stattdessen schlug ich ihm vor sie zu dem Spiel am Samstag einzuladen mit Aussicht auf die Party danach, sofern sie durften. Dave's Augen leuchteten auf und ich wusste meine Idee war auf fruchtbaren Boden gefallen. Er bedankte sich ehe er in ihre Richtung verschwand.

„Habt ihr das gehört? Er will kein Spiel mit ihr spielen! Vierzehn muss ein gutes Alter sein." Seufzend sah Josh ihm nach, dann sah er uns wieder grinsend an. „20$ dass sie beim Spiel nicht auftaucht."

„Spinnst du?", erwiderte ich. „Sie hat sich noch einmal umgedreht. 30$ auf das Spiel und die Party danach."

„Einverstanden." Josh hielt seine Hand hin, ich schlug ein und die anderen beiden legten ihre Hand drauf. Das waren leicht verdiente 30$. Allerdings, wenn ich dem laufenden Dave so nachsah, bestand durchaus die Möglichkeit zu verlieren.

Es schellte und ich begann mich zu fragen wo Tyler abgeblieben war. Vielleicht sollte ich ihm eine Nachricht schicken um mich zu erkundigen ob es ihm gut ging. Während ich zu meinen Spind ging um die Bücher zu holen, die ich schon vorher hätte holen sollen, zog ich mein Handy aus der Tasche und öffnete unseren Nachrichtenverlauf. Als es geladen hatte, sprang mir sein Profilbild entgegen, wo er breit lächelnd bei uns zuhause am Pool saß und einen von Mum's Cookies aß. Dieser kleine Schlawiner, er wusste genau dass meine Mutter entzückt sein würde, wenn sie das sah. Ich entschied, dass ich mir die vorgeheuchelte Sorge auch sparen könnte und tippte stattdessen etwas anderes. Grinsend schickte ich die Nachricht ab.

Wer immer dir gesagt hat, du sollst du selbst sein, hätte dir keinen schlechteren Rat geben können. ♥ - Liam

Nicht einmal drei Sekunden später kam die Antwort.

Du bist nicht hübsch genug um so dumm zu sein. - Tyler

ElysiumWhere stories live. Discover now