6. Kapitel

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Was für ein Spiel! Selbst noch eine halbe Stunde später, wo alle, außer Josh, Kyle, Tyler, dem dazu gestoßenen Noah und ich, schon weiter gezogen waren, konnte ich diese phänomenale Leistung nicht realisieren. Wir hatten gegen die Bexley High School besiegt. Mehr noch, wir hatten sie vernichtet! Mit eingezogenen Schwänzen würden sie zurück nach Hause kehren und still ihre Wunden lecken, währen wir triumphierend feierten. Das erste Sixpack war längst geleert, doch ich hielt mich zurück. Ich wollte diesen Moment voll auskosten und erst später mir so die Kante geben, so dass ich mich am nächsten Tag fragen würde wie ich nach Hause gekommen war.

„Was für ein Spiel. Wenn Dave so weiter macht, ist ihm ein Stipendium sicher." Wir hoben unser Bier auf Dave, sicher einer der Helden dieses Tages. Was die Motivation in Form von Lilé ausmachen konnte war schon erstaunlich. Keiner der gegnerischen Defense konnte ihn aufhalten, kein Tackle ihn umwerfen.

„Aber du warst auch der Wahnsinn Liam. Wie zur Hölle ist dir dieser letzte Spielzug eingefallen?" Staunend sah Noah mich an und ich bedankte mich. Die anderen wussten, dass ich ein potenzieller Stipendiat war, aber nicht dass ich zu einer bestimmten Universität wollte, für die es wichtig war eine sehr gute Leistung zu zeigen. Da sich meine Noten deutlich verbesserten war dieses Stipendium plötzlich in Reichweite gelangt. Etwas, wovon ich vorher nie zu träumen gewagt hätte. Aber solange ich noch nichts erreicht hatte, würde ich es auch nicht verraten.

„Sollen wir gleich zur der Party fahren? So langsam geht das Bier zu Ende." Sorgenvoll sah Josh auf die Dose in seiner Hand. Statt einer Antwort standen wir auf, nahmen unsere Taschen in die eine, das Bier in die andere Hand und gingen los. Den ganzen Weg über lachten wir, freuten uns über den Sieg oder besprachen Szenen aus dem Spiel.

Meine Laune war gut als wir die Party erreichten, so gut, dass ich sogar zuließ dass Loren ihre Arme um mich schlang und mir Verheißungsvolle Dinge in das Ohr flüsterte. Statt einer Antwort nahm ich nur einen Schluck aus ihrem Becher, hochprozentiges floss durch meine Speiseröhre und ich lächelte sie nichtssagend an, als ich ihr den wieder gab. Von überall kamen Leute von unserer Schule um uns zu gratulieren, wir wurden wie Helden gefeiert, doch als mein Blick auf das schwarzhaarige Mädchen fiel, verrutschte mein Lächeln für einen Moment. Warum unterhielt sie sich mit Jeff? Warum lachte sie auch noch dabei? Ich schüttelte den Kopf und sah zur Tanzfläche, wo ich Dave mit Lia entdeckte. Sobald er mich sah, hob er seinen Daumen, was ich nur zu gerne erwiderte, schließlich hatte er mir soeben 30$ gesichert.

„Draußen findet Trinkroulette statt, sollen wir dahin?", schlug Tyler mit einem kritischen Blick auf die Menge vor. „Scheint als seien wären wir im Pegelrückstand." Sein Argument war nicht zu leugnen. Wie viel eine halbe Stunde ausmachen konnte, sah man hier nur zu deutlich: Leere Becher lagen auf den Boden, Mädchen kicherten hysterisch und Jungs versuchten mit ihnen zu flirten oder zu tanzen. Nein, nüchtern konnte man das nicht ertragen. Nachdem wir uns eigene Getränke besorgt hatten, verließen wir das laute Haus und verschwanden im Garten.

„Liam, du musst trinken!", schrie Kyle begeistert, als die Kugel auf die schwarze Dreizehn fiel. Lachend hob ich den Becher um seiner Aufforderung nachzukommen, als mein Handy schellte. Ich setzte den Becher wieder ab und holte stattdessen das Handy aus meiner Hosentasche. Mehrmals musste ich blinzeln, doch tatsächlich stand dort Ava's Name. Verwirrt nahm ich das Gespräch an.

„Ava?" Vermutlich hatte sie sich vertippt oder ihre Tasche rief mich an, versuchte ich mir und meinem plötzlich wild schlagenden Herzen einzureden. Als ich nur umständliche Laute hörte, war ich mir schon sicher, dass es ein Versehen gewesen sein musste. Warum sonst sollte sie mich, gerade mich, anrufen?

„Ava? Ich verstehe dich nicht. Wo bist du?" Ich ging etwas weiter von der Gruppe weg und hielt mir mit einem Finger das andere Ohr zu, um sie besser zu hören. Trotzdem war es schwierig sie zu verstehen. War sie schon so betrunken? Dann fiel Jeffs Name und ein ungutes Gefühl beschlich mich.

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