28. Kapitel (II)

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Es schellte und als Mr. Jefferson die Tür öffnete stand dort ein junger Mann, etwa in dem Alter seinen Sohnes oder Noahs. Der Junge wirkte nervös und Mr. Jefferson sah wie er nicht wusste was er mit seinen Händen anstellen sollte. „Ja bitte?", fragte er als der Gast keine Anstalten machte etwas zu sagen um sein Auftauchen an dieser Tür zu erklären.

„Ich... ich wollte zu Noah. Entschuldigung, wohnt Noah hier?" Offensichtlich besann er sich seiner Höflichkeit, denn zaghaft streckte er Mr. Jefferson die Hand aus. „Mein Name ist Dean, Noah und ich... also wir gehen auf dieselbe Stufe."

Und besuchten zusammen die Bibliothek, dachte Mr. Jefferson für sich als er die schwitzige Hand entgegen nahm. „Freut mich dich kennenzulernen Dean. Ich bin Mr. Jefferson. Erwartet Noah dich?"

Dean schien über seine Worte zu erschrecken, was Mr. Jefferson mit Genugtuung erfüllte. Er konnte es also immer noch, sehr schön. „Ähm ja, also eigentlich schon... also wir sind verabredet wollte ich damit sagen." Eingeschüchtert sah Dean überall hin außer auf dem Mann gegenüber. Unwillkürlich fragte sich Mr. Jefferson ob der Junge es wohl ähnlich schwierig zu Hause hatte wie Noah und beschloss ihm ein wenig die Unruhe zu nehmen indem er zur Seite trat.

„Das freut mich. Sein Zimmer ist oben nach der Treppe links das zweite Zimmer, du wirst es nicht verfehlen können.", erklärte er und wandte sich ab um seiner Frau wieder mit seiner Gesellschaft zu beehren. Hinter ihm hörte er, wie die Tür sich schloss; befriedigt registrierte er wie der Junge seine Schuhe sogar auszog. Etwas, was er von seinem Sohn und seinen Freunden nicht kannte.

Sibyl Jefferson saß mit einem Glas Wein in der Hand auf dem Sofa und blätterte durch eine Zeitschrift als er eintrat. Neugierig musterte sie ihren Mann. „Wer war das Arthur?", fragte sie während sie sich vorbeugte um ihren Mann ebenfalls ein Glas einzuschenken.

„Besuch für Noah, offensichtlich sind sie verabredet.", erklärte er wissend grinsend und nahm ihr dankend das Glas ab ehe er einen tiefen Schluck nahm. „Hättest du jemals gedacht, dass unser Haus einmal so gefüllt sein würde?"

Sibyl lachte. „Nein. Aber ich finde es schön sie um mich zu haben oder was meinst du?"

Arthur nickte zustimmend während er an seine, wie er sie gerne im Stillen für sich nannte, Zusatzkinder. „Ava tut den beiden gut finde ich. Zumindest habe ich beide noch nie so ausgeglichen erlebt."

„Ich verstehe was du meinst; mir ist es auch schon aufgefallen. Sie und Liam werden ein schönes Paar sein.", sagte sie lächelnd.

Arthur stockte als er versuchte nachzuvollziehen was seine Frau damit meinte. „Wie kommst du darauf, dass sie ein Paar werden?", fragte er sich überrascht. Einer Antwort blieb sie ihm zunächst schuldig, denn sie schien so sehr über seine frage belustigt, dass sie lachte.

„Dafür, dass du so ein Geschäftsmann bist, bist du manchmal wirklich schrecklich blind Liebling. Wie kannst du das nicht sehen? Die Blicke die Ava ihm immer wieder beim Essen zuwirft oder wie bemüht er ständig ist sie zum Lachen zu bringen. Die beiden sind verliebt, warum sonst sollte er mit ihr das Wochenende nach Disney World fahren? Wohl kaum weil er selbst gerne dort ist."

Er runzelte die Stirn und dann traf ihn die Erkenntnis. „Und letztes Wochenende?" Sibyl hob bedeutungsvoll ihre Augenbraue nachdem sie einen Schluck trank. „Nein! Du glaubst wirklich er hätte bei ihr geschlafen?"

„Andersrum würde ich vermuten, schließlich hatte sie sein T-Shirt an. Ach komm, du konntest doch nicht ernsthaft diese lächerliche Ausrede mit dem Streich der Jungs geglaubt haben!", rief sie belustigt aus und lehnte sich zurück. „Du hättest es doch genauso gemacht."

Arthur öffnete dem Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder. Langsam wurde ihm einiges klar, klar warum Liam wollte das sie hier wohnte, warum er sich so für sie eingesetzt hatte als diese schlimme Sache passiert war. Er überlegte was er davon halten sollte, mit beiden unter seinem Dach. Ava kam aus einer ganz anderen sozialen Schicht, verkehrte in ganz anderen Kreisen. „Findest du sie passt zu ihm?" Seine Frage klang zu bewusst um als beiläufig zu gelten und seine Frau verstand genau was er meinte. Auch sie hatte sich Gedanken deswegen gemacht, doch war sie zu dem Schluss gelangt, dass dies sicherlich kein Hindernis sein würde. Ava lernte schnell und ihr Selbstbewusstsein und Aussehen würden ihr übriges tun um in dieser Welt zu Recht zu kommen.

Sie teilte es gerade ihrem Mann mit, als Noah reinplatzte, kurz sagte er wäre unterwegs und käme erst später wieder, und dann wieder verschwand. Sie hatten noch gerade so einen schönen Abend wünschen können bevor sie die Haustür wieder zufallen hörten. Beide sahen sie sich an, dann lachten sie.

Als sie aufhörten, wurde Sibyl wieder ernster. „Wie soll es nun weiter gehen?"

„Was meinst du Liebling?"

„Mit Ava und Noah. Beide haben eine Familie zu der sie eigentlich gehören; ich weiß nicht ob es in Ordnung ist sie so lange hier zu behalten. Versteh mich nicht falsch, ich finde es toll sie hier zu haben, beide sind mir sehr ans Herz gewachsen, aber..." Ihre Worte verloren sich, trotzdem wusste Arthur was sie meinte. Er dachte nach, nahm einen Schluck ehe er ihr antwortete.

„Was Ava angeht, so finde ich sollte es ihr überlassen sein wie lange sie bleiben möchte. Mr. Hastings ist kein schlechter Mensch und früher oder später werden sie sich wieder aussöhnen, davon bin ich überzeugt. Solange wird sie hier immer einen Platz finden und sollten sie später feststellen, dass es bei ihr zuhause nicht mehr geht, dann kann sie auch darüber hinaus hierbleiben. Wenn ihr Studium anfängt wird sie eh nach New Jersey ziehen. Oder was sagst du?" Sibyl nickte, froh darüber das Arthur es wie sie sah. „Was Noah angeht ist es etwas schwieriger fürchte ich. Aber er wird auf keinen Fall zurück gehen, soviel steht fest. Nur leider haben wir nicht das Sorgerecht für ihn; wir können nicht für ihn entscheiden."

Unverhofft richtete sie sich auf. „Aber warum beantragen wir es nicht dann? Ich weiß er wird in einem halben Jahr schon volljährig, trotzdem wäre es dann offiziell. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, war mir aber nicht sicher was du davon halten würdest. Findest du wir sollten es ihm Vorschlagen?"

„Warum nicht? Im Prinzip ist er doch schon unser Sohn. Ich werde mit meinen Anwälten sprechen und sehen was ich machen kann. Es seinen Eltern zu entziehen wird nicht schwer werden wenn wir aussagen sollten."

„Aber können wir ihnen einfach den Sohn nehmen?" Sie klang besorgt als sie sich vorstellte wie es wäre wenn ihr jemand Liam wegnehmen wollte.

„Sibyl, wie lange lebt er schon hier? Und haben sich seit dem auch nur einmal seine Eltern gemeldet? Warten wir erstmal ab was die Anwälte sagen, vielleicht ist es auch gar nicht möglich wenn er schon so alt ist."

Es wurde ruhig während sie weiter ihren Wein trunken und über alles nachdachten. Ihr Leben war gut, wirklich gut.

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