14. Kapitel

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Wie sich herausstellte war Amber ziemlich gerissen wenn es darum ging, dass sie an unserem Gespräch nicht teilnehmen sollte. Es war klar, dass wir während wir das Eis aßen nicht darüber sprechen konnten, also war mein Plan gewesen, dass Amber danach spielen sollte. Alleine. Amber Jamber hatte einen anderen Plan: sie versuchte uns zu trennen wenn sie nicht anwesend war, was dazu führte das entweder Ava oder ich mit ihr ins Spieleparadis krochen, weil sie, nach eigener Aussage, ganz plötzlich an Angst litt wenn sie alleine sein sollte.

Eine sehr plötzlich auftretende Eigenart, die Ava so auch nicht bekannt war. Aber Amber blieb bei ihrer Auffassung der akuten Angst und beharrte kontinuierlich auf die Anwesenheit einer (und das war sehr wichtig weil würden beide Mitkommen, müsste sie ja wieder aufpassen und könnte nicht in Ruhe spielen) wie sie es nannte ‚Bezugsperson'. Sie war gerissen, sie war teuflisch und ihr Plan ging auf. Es stand außer Frage von wem sie es gelernt hatte und auch wenn sie gut darin war, war Ava noch besser.

Sie schrieb jemanden und kurze Zeit später wurden Amber und ich aus dem Spielland gerufen weil Amber urplötzlich zu einer Freundin musste, deren Mutter sich bei Ava gemeldet hatte. Es sprach für sich, dass Amber den perfiden Plan direkt durchschaute und ich mich nur wunderte, warum mir das vorher keiner gesagt hatte. Finster stemmte sie ihre winzigen Hände in die Hüfte und versuchte sich größer zu machen vor Ava. „Das hast du mit Absicht gemacht! Ich will da nicht hin. Tina sehe ich noch oft genug!"

Ihre große Schwester zeigte sich dessen völlig unbeeindruckt und wer genau hinsah, sah ihren Mundwinkel leicht zucken. „Du wirst dahin gehen, ihre Mutter hat schon geschrieben dass du zum Essen bleiben kannst."

„Aber das geht doch gar nicht. Ich habe doch gar nicht meine Medikamente mit!", fauchte Amber und stampfte mit dem Fuß auf.

Ava zog eine Dose aus ihrer Tasche und schüttelte sie, dass man die Tabletten laut genug hören konnte. „Das ist gar kein Problem, ich habe an alles gedacht. Nun los, wir kommen noch zu spät." Sie drehte sich um und ging los, doch nach ein paar Schritten blieb sie stehen um sich nochmal nach Amber zu drehen. „Und Ambrosia, wenn du nicht gehst werde ich Dr. Max erzählen dass du die Schule geschwänzt hast um Eis zu essen. Ich wette er wird nicht sehr erfreut sein davon zu hören."

Wer immer Dr. Max war, er schien eine große Wirkung auf Amber zu haben, denn ihr Kopf lief hochrot an, während sie erbost nach Luft schnappte. „Das wagst du nicht! Nicht Dr. Max!"

„Willst du es darauf ankommen lassen?", fragte Ava und noch bevor sie den Satz beendet hatte war Amber schon losgelaufen. Die kleine Diva sprach nicht ein Wort mehr mit uns als sie sich in das Auto setzte. Demonstrativ sah sie aus dem Fenster nach draußen und ihre Schwester grinste nur vor sich hin während ich besser auch den Mund hielt um nicht selbst zum Ziel zu werden. Eine Hastings war schlimm, zwei von ihnen ein unaussprechliches Grauen.

Am Zielort angekommen verabschiedete Amber sich nicht einmal mehr. Grußlos schlug sie lautstark die Tür zu und stapfte zu der Haustür eines Einfamilienhauses, wo bereits ein Mädchen in ihrem Alter auf sie wartete. „Sie kommt darüber hinweg, aber ihre Neugierde ist kaum zu bändigen.", seufzte Ava und sah wieder zu mir. „Können wir zu dir fahren? Bei mir zu Hause ist es momentan etwas schwierig." Überrascht sah ich sie an. Ich hätte nicht gedacht, dass sie tatsächlich mit mir alleine sprechen wollte aber natürlich stimmte ich ihr zu. Wer wenn nicht ich hätte nachempfinden können wie es war wenn man sein Zuhause nicht mehr als eben jenes sehen konnte. Vorsichtig setzte ich den Wagen zurück und fuhr weiter.

*

Außer mein Auto und das was ich fuhr war kein weiteres mehr zu sehen. Das hieß, dass wir alleine waren, ob das nun gut war oder nicht würde sich noch zeigen. Ein klein wenig nervös wartete ich auf Ava bevor ich die Tür für sie aufhielt. Leider konnte ich dadurch auch ihr Schaudern sehen als sie über die Schwelle ins Innere trat und ich wusste weshalb. Es war wie damals als ich sie das erste Mal dazu gezwungen hatte mit mir zu schlafen.

ElysiumWhere stories live. Discover now