24. Kapitel

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„Ich hab ihr Wäsche gebracht, die warum auch immer bei mir gelandet ist. Kannst du mir das vielleicht erklären denn soweit ich weiß, benötige ich noch keinen BH, noch passt mir ihre Kindergröße.", fragte ich Mum zurück und war unfassbar stolz auf meinen genialen Einfall Mum in die Verlegenheit zu bringen. Angriff war eben die beste Verteidigung und ich hatte nicht einmal gelogen. Also richtig gelogen, denn das Grundgerüst stimmte ja.

Mum sah mich wenn möglich noch skeptischer an und verschränkte ihre Arme. „Ach so ist das also? Wie komisch, wo Ava sich doch selbst um die Wäsche kümmert. Vielleicht kannst du mir dann erklären warum sie ihre eigenen Sachen bei dir ins Zimmer legen sollte Liam?" Oh. Das war schlecht. Shit.

„Nun für mich hört sich das nach einem Scherz an den deine Freunde mit dir treiben würden. Noah, möchtest du etwas dazu sagen?", fragte Dad in seiner ruhigen, tiefen Stimme ohne dabei seine Augen von dem Tablet abzuwenden. Noah sah mich herausfordernd an, dann stimmte er Dad zu, sagte sie hätten das witzig gefunden weil ich mich so oft wie ein Mädchen anstellen würde. Er holte noch weiter aus aber ich sparte mir die Kraft des Zuhörens; Hauptsache ich war gerettet und nicht ein einem Gefährdungsbereich. „Siehst du Sibyl, nur ein Scherz unter Jungs." Mum entspannte sich, musterte mich aber noch einmal mit einem kritischen Blick. Dennoch schwieg sie.

Fantastisch. Nun wo nichts mehr wirklich Schlimmes passieren konnte und mein Herzschlag nicht mehr dem eines Kolibris nacheifern wollte, konnte ich mich soweit entspannen um zu bemerken, dass ich tatsächlich immer noch Hunger hatte. In graziler Eleganz ließ ich mich neben Noah am Tisch nieder, schnappte mich ein dutzend Pancakes, Sirup und ein Apfel für den Gesunden Anteil meines Frühstückes.

„Guten Morgen.", flötete Ava's Stimme durch den Raum und als ich einen schnellen Blick auf sie warf wünschte ich mir sie wäre einfach noch im Bett geblieben. Warum musste sie denn alles wieder kaputt machen? Innerlich schlug ich mir gegen den Kopf aber es gab nichts was ich hätte tun können um zu verhindern was die anderen sahen.

„Oh ich wette dein Morgen war noch besser.", sagte Noah anzüglich und wippte mit seinen Augenbrauen. „Ich wusste gar nicht, dass du so ein ‚The Flash' Fan bist und von ihm ein T-Shirt hast." Er legte den Kopf schief und ignorierte mein Messer was sich immer mehr in seine Richtung bewegte. „Sag mal Liam, hattest du nicht das gleiche? Ich meine es kommt mir bekannt vor. Das ist ja witzig." Boshaft sah er mich an. „Erst liegen ihre Klamotten bei ihr im Zimmer und jetzt kommt sie und trägt ein Shirt was du auch hast!"

Ich riskierte einen Blick zu Mum, die vollkommen verwirrt zwischen uns dreien hin und her sah. Ihr Gehirn arbeitete sichtbar für jeden im Raum, doch bevor sie wieder Schlüsse ziehen konnte, setzte sich Ava schon neben mich und lächelte Noah scheinheilig zu. „Weißt du was ich auch ein Zufall finde? Ich bin letztens in der Bibliothek gewesen und ich hätte schwören können, dass ich dich dort gesehen hätte. Du weißt schon, bei den Büchern über die Spanische Inquisition. Und das wo du doch gar nicht Europäische Geschichte hast." Aha? „Wie dem auch sei, ich hatte einen schönen Morgen, danke der Nachfrage. Aber wenn ihr das nächste Mal irgendwelche Streiche spielen wollt, dann schüttet doch Waschpulver in den Brunnen oder so."

Befriedigt lehnte sich Ava zurück; Noah kalkweiß tat es ihr nach. Was war denn so schlimm daran gewesen, dass sie ihn in der Bibliothek gesehen hatte? Es sei denn er wäre nicht alleine gewesen. Es sei denn er wäre nicht alleine gewesen! Natürlich! Oh ich war so dumm. Wie konnte mir das entgangen sein? All diese lahmen Ausreden und das fehlen im Unterricht. Oh Noah, das Thema war noch lange nicht durch. Er hatte also einen Freund oder eine Liebschaft von der er uns noch nichts erzählt hatte. So, so. Ich zückte mein Handy.

Jemand, ich möchte keinen Namen nennen aber nennen wir ihn einfach mal Noah, beschied für sich uns nicht von seinen Nachhilfestunden im Thema der Spanischen Inquisition zu erzählen. -Liam

Ich drückte auf Senden und kurz darauf zog Noah sein Handy aus der Tasche. Es war schön zu sehen wie seine Augen sich immer mehr zusammenzogen und sein eh schon bleiches Gesicht noch blasser wurde. „Das hast du nicht getan.", flüsterte er leise und ich grinste ihn nur an.

Nein! Und Noah, findest du auch dass die Churchill Politik zu dieser Zeit einen großen Einfluss auf die Kommunalisierung der Inquisition hatte? - Josh

Noah sah hoffnungslos zurück auf das Handy.

In einem gewissen Grad schon. -Noah

„Dad, wann hat Churchill regiert?", fragte ich noch immer grinsend.

Dad sah von seinem Tablet hoch und mich an. „Von 1940 bis 1945 und von 1951 bis 1955."

„Und wann genau war die Spanische Inquisition?"

„Formal gesehen vom 14. Jahrhundert bis zum 19. Jahrhundert. Aber die genauen Zeiten lassen sich nicht mehr feststellen nachdem ein Großteil der damaligen Dokumente verschwunden beziehungsweise vernichtet wurden."

Das war eine Fangfrage oder? - Noah

Ganz richtig Noah, du wurdest verarscht.

*

„Ava warte doch mal!", rief eine Stimme hinter uns und als ich mich umdrehte sah ich Dave der versuchte zu uns zu gelangen. Fragend sah ich Ava an, doch ihr Gesicht verriet wie immer nichts. Meins dafür sprach dafür hoffentlich Bände. Was wollte der hier? Sie hielt tatsächlich, also tat ich es ihr nach; als würde ich sie alleine mit ihm lassen.

„Was willst du Dave?", fragte sie ihn kalt und offenbar war es deswegen überrascht. Ernsthaft? Nach allem was er ihr an den Kopf geworfen hatte war er überrascht?

„Ich will mit dir reden." Und dann fügte er mit einem Blick auf mich ein „Alleine." Hinzu. Tja Pech Kleiner, ich würde nirgendwo hingehen solange mein Mädchen nicht mitkam.

„Ich aber nicht mit dir."

Dave verdrehte die Augen und stöhnte genervt. „Komm schon, stell dich nicht so an."

Was für eine Dreistigkeit besaß er eigentlich? Erst sie fertig machen und ihr sagen, dass sie für ihn quasi gestorben war, dann aber erwarten dass sie sprang wenn er sie rief? Unbewusst baute ich mich vor ihm auf und schob damit Ava unbeabsichtigt hinter meinen Körper. „Hast du nicht gehört? Sie will nicht mit dir reden; also verschwinde." Dave sah mich mit einem merkwürdigen Blick an, der beinahe verzweifelt wirkte. Er hätte mir leidgetan hätte ich ihm dieses Leid nicht gewünscht und wenn er noch immer nicht Ava's Wünsche respektieren konnte, sah ich auch keinen Grund dafür warum er es nicht verdiente. Ava legte ihre Hand auf meinen Arm und ich wandte mich von ihm ab. „Lass uns gehen.", sagte ich zu ihr. Sie nickte und lehnte sich näher an mich als ich meinen Arm um sie legte.

„Ava! Es tut mir Leid!", rief Dave von hinten.

„Mir auch.", murmelte Ava leise, für ihn unhörbar. Ich zog sie noch näher an mich. Stille legte sich zwischen uns als wir weiter gingen und die Blicke der anderen ignorierten. Irgendwann fing sie an wieder mehr Distanz zwischen uns aufzubauen. „Liam, kann es sein, dass du ein wenig anhänglich geworden bist?"

Grinsend sah ich zu ihr hinab. „Da hast du vollkommen Recht. Stört es dich?" Zum Glück schüttelte sie den Kopf. „Gut, sonst wäre mein Date mit deiner Gesellschaft etwas unangenehm geworden."

Sie lachte leise. „Willst du mir eigentlich gar nichts verraten?"

„Nein. Obwohl doch, du musst für zwei Tage packen und dein Ausweis mitnehmen."

Ava stieß mir spielerisch ihren Ellenbogen in die Seite. „Pass auf, wenn du dir so viel Mühe mit dem Date gibst denkt nachher noch einer du wärst in mich verliebt."

„Und sie hätten Recht damit.", antwortete ich bloß und fragte mich warum ich kein Problem mehr damit hatte es vor ihr zuzugeben. Andererseits wäre sie auch dumm die Hinweise nicht zu sehen; etwas was sie sicher nicht war.

Ich zog Ava wieder näher an meine Seite und sie ließ es zu.


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