1.2: Die Luxusbude

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"Das ... also ... hier ... dieses ...?", stotterte ich und blickte auf das weiße Häuschen, das einen atemberaubend schönen Vorgarten besaß, in dem ein kleines Bäumchen sowie etliche Blumen zu finden waren.

"Jup", bestätigte Louis grinsend und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, während hinter uns eine Autotür zugeschlagen wurde und auch Hannah auftauchte.

"Habe ich dir nicht gesagt, dass du keine Angst haben musst?", lachte sie, allerdings schüttelte ich mit dem Kopf.

"Ich habe nur noch mehr Angst", beteuerte ich. "An dem Haus muss irgendwas falsch sein!"

Fragend sahen sie mich an und ich zuckte mit den Achseln.

"Keiner gibt ein solches Haus sonst freiwillig ab!", erklärte ich ihnen und musterte die Treppe, die zum Eingang führte, genau. Ich trat sogar einmal dagegen, nur, um zu prüfen, ob sie nicht schon so brüchig war, dass sie sich in Luft auflöste, sobald man sie betrat. Dann suchte ich den Vorgarten nach einem weiteren Weg ab, um zu Tür zu kommen. Es gab keinen.

"Aha!", machte ich deshalb und kniff die Augen zusammen. "Schon mal nicht behindertengerecht!"

"Wieso das?", wollte Hannah wissen und ich deutete auf die Treppe.

"Wie soll man als Rollstuhlfahrer eine solche Treppe nach oben kommen?!", beschwerte ich mich.

"Kennst du denn einen, der dich möglicherweise hier besuchen wollen würde?", fragte Louis nach, "Ich meine, wir können bestimmt noch eine Rampe bauen lassen ..."

"Sie sucht nach dem Haken, Lou", unterbrach die Blonde ihn und er öffnete kurz seinen Mund, gefror dann für einen Moment in der Bewegung und nickte schließlich verstehend.

"Ach so."

"Also, mein Opa Gregory würde hier nicht mehr hoch kommen", bemerkte ich, worauf Louis verlegen wirkte.

"Wie gesagt, wir können das alles noch bauen lassen ...", begann er von Neuem, aber ich winkte ab.

"Wenn er es doch tun würde, würde ich mir so oder so Sorgen machen, er ist nämlich tot", ergänzte ich. Ihm entfuhr ein nervöses Lachen, seine Hand fuhr zu seinen Haaren und strich darüber.

"Schlüssel?", fragte ich knapp.

Er griff zu seiner Hosentasche, suchte dort kurz herum, bis er ihn fand und ihn mir zuwarf. Gekonnt fing ich ihn auf, hüpfte die Treppen empor, Karly dicht an meiner Seite, und begutachtete zunächst die Eingangstür, leider, ohne einen Makel zu finden.

Entschlossen öffnete ich sie, trat hinein und wurde zum zweiten Mal meines Atems beraubt. Dieses Haus stellte sich als ein ziemlich diebischer Geselle heraus!

"Uiii", machte ich und sah auf einen mit weißen Fließen besehenen Flur, dessen Wände in einem milchigen orange gestrichen waren.

"Genehmigt?", fragte jemand hinter mir, es war Louis.

Misstrauisch beäugte ich das Szenario.

"Falle ich durch die Fließen in irgendeinen Folterkeller, wenn ich zu lange darauf herumhüpfe?", fragte ich dann nach und tastete mich mit meinem Schuh weiter nach vorn. Sie schienen stabil zu sein.

"Ich hoffe doch nicht", grummelte der junge Mann im Hintergrund, während ich, nun beruhigt, weiterging und die erste Tür aufstieß.

"Das Wohnzimmer!", rief ich triumphierend aus und begutachtete den flauschigen Teppichboden.

Die Wand des Raumes bestand zur einen Seite hin fast vollständig aus Glas und gab den Blick auf einen weitläufigen Garten frei, der ebenfalls vor Blumen überquoll.

Schutzengel || l.t. ✓Where stories live. Discover now