12.0: Unangenehme Situationen

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12: Familie

"Du stehst mit deiner Aktion auf allen Titelseiten!", triumphierte Simon über das auf Lautsprecher gestellte Handy begeistert. "Alle Medien berichten nur Gutes über dich!"

"Auch über Niall, Harry und Liam wird nur positiv berichtet", widersprach Louis, schob den Stuhl des Esszimmertisches, auf dem er gerade noch gesessen hatte, zur Seite und ging zu der daneben gelegenen Küche, um den Kühlschrank zu öffnen und sich vor die schwierige Frage zu stellen, was er essen sollte.

"Ganz One Direction steht gut da", fügte er noch an und ließ seinen Blick zwischen einem Erdbeerjoghurt und dem Käse hin und her schweifen.

"Es geht hier erst einmal um dich, Louis", meinte sein Manager nachdrücklich.

"Nein", erklärte Angesprochener, "eben nicht. Ich glaube, ich habe Niall langsam so weit, dass er mich unterstützt. Und die anderen werde ich auch noch überzeugen!"

Die Stille auf der anderen Seite der Leitung zeigte, wie viel der Manager von den enthusiastischen Plänen seines Klienten hielt, aber ich lächelte meinem Freund aufmunternd zu. Er erwiderte den Blick mit einem strahlenden Gesicht und seufzte dann in Richtung des Telefons: "Hör zu, wenn's weiter nichts Wichtiges gibt, würde ich mich jetzt gerne meinem Joghurt widmen. Bis bald."

Noch bevor der Ältere überhaupt die Gelegenheit zu einer Antwort gehabt hatte, wurde er schon weggedrückt.

Lou kam mit seinem gefundenen Frühstück zu seinem Stuhl zurück, setzte sich und begann zu löffeln. Währenddessen warf er mir einen Blick zu und fragte zwischen zwei Löffeln: "Und, schon mit deiner Mum gesprochen?"

Ich nickte.

"Ja. Wir können wann immer wir wollen vorbei kommen."

Mir war nicht ganz wohl bei der Sache. Natürlich hatte ich mittlerweile ein ganz anderes Verhältnis zu meiner Mutter als noch vor einigen Jahren, aber immer noch war unsere Beziehung eher distanziert freundlich als herzlich. Trotzdem sollte ich die Angelegenheit wohl eher positiv sehen, denn erstens sah ich meinen Halbbruder Josh wieder und zweitens konnte er mir bei dieser Gelegenheit auch gleich die neue Katze zeigen, von der er mir vor einigen Wochen ein Foto geschickt hatte.

Louis war mein erster Gesichtsausdruck wohl aufgefallen, denn er zog fragend die Augenbrauen zusammen.

"Ist was nicht in Ordnung? Ich dachte, wir könnten vielleicht gleich schon los, oder ...?"

"Heute?", keuchte ich erschrocken.

Er sah mich verwirrt an.

"Ja, dachte ich ... aber ... wenn du nicht willst, dann können wir das natürlich auch verschieben ..."

"Nein, schon okay", beruhigte ich ihn, "es ist nur so ... es ist immer noch etwas kompliziert zwischen meiner Mutter und mir. Nicht so, dass wir uns hassen würden, aber man braucht halt erst mal eine Weile, um zu verkraften, dass sie mich damals quasi bei Dad gelassen hat, weil sie keinen Bock mehr auf mich hatte."

Der Braunhaarige hatte seinen Joghurt mittlerweile fertig gegessen, stand auf und legte mir einen Arm um die Schultern.

"Schon gut, ich weiß, was du meinst ... wenn du sie lieber nicht sehen willst, ist das auch okay."

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, ich hasse sie ja nicht. Ich freue mich auch, wenn ich mal wieder mit ihr rede oder so, nur haben wir eben nicht das Verhältnis, das Mutter und Tochter zueinander haben sollten. Aber ich sehe meinen Bruder wieder, allein deshalb ist es das Treffen wert."

Er nickte, schenkte mir noch ein aufmunterndes Lächeln und machte dann auf dem Absatz kehrt, um vorher noch ein paar Dinge zu erledigen.

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"Mia, endlich bist du wieder da!", rief meine Mutter begeistert, als wir durch die Haustür traten und trotz allem musste ich lächeln.

"Hi Mum", begrüßte ich sie.

Sie warf erst einen Blick auf Louis, dann auf Karly, der zwischen uns stand und begeistert nach oben zu mir guckte, um den Grund für die ganze Aufregung zu erfahren.

"Nimm Karl doch bitte an die Leine, sei so gut. Sonst regt sich Ginger wieder so auf."

Ich vermutete, dass es sich bei Ginger um die neue Katze handelte und da ich keinen Streit provozieren wollte, befolgte ich die Anweisung widerstandslos.

"Mum, das ist Louis", stellte ich ihr den Braunhaarigen zu meiner Linken schließlich vor und zog scheu die Mundwinkel nach oben.

Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen trat sie vor und reichte ihm die Hand.

"Hallo Louis, schön dich kennen zu lernen", meinte sie und ich merkte, dass mein Freund erleichtert über die herzliche Begrüßung war.

Nachdem uns auch mein Stiefvater Gareth und mein Halbbruder Josh begrüßt hatten und ich ihnen Lou vorgestellt hatte, saßen wir nun alle in der Küche und aßen etwas von Mums selbstgebackenem Erdbeerkuchen.

"Was habt ihr beiden denn demnächst noch so alles vor?", fragte der Mann meiner Mutter interessiert, langte über den Tisch und griff sich die Schlagsahne.

"Wir wollten in nächster Zeit mal wieder meinen Sohn Freddie besuchen", erklärte Louis ahnungslos und ich biss mir auf die Unterlippe, als ich den überraschten und vielleicht auch ein wenig geschockten Blick meiner Mutter sah. Kurz darauf hatte sie sich allerdings wieder gefangen.

"Du warst schon einmal verheiratet?", vermutete meine Mutter. Ich konnte ihr ansehen, dass Louis immer weiter in ihrer Achtung sank - sie hielt nicht sonderlich viel von Kindern, die aus einer nicht mehr vorhandenen Beziehung entstanden waren - vielleicht war das ja auch einer der Gründe, warum sie und ich nicht das normale Verhältnis von Mutter zu Tochter hatten.

"Nein", erklärte mein Freund ihr, "ich war noch nie verheiratet."

Mit einem langsamen Nicken wandte Mum ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kuchen zu.

Lou schien verlegen zu sein, er hustete einige Male nervös, räusperte sich und rutschte unbehaglich auf dem Stuhl hin und her.

Unter dem Tisch griff ich nach seiner Hand und drückte diese leicht. Ganz egal, was meine Mutter dachte oder sagte, es würde rein gar nichts an uns beiden ändern!

Schutzengel || l.t. ✓Where stories live. Discover now