5.3: H2O - plötzlich nass

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Ich musste zugeben, dass Rick wirklich Recht behalten hatte. Das Hotel war ein mehrstöckiges Gebäude, das noch dazu einen Pool besaß und ich war vollkommen begeistert von der Aussicht, hier meine nächsten Tage zu verbringen.

Erst einmal verstaute ich alle meine Sachen in meinem Zimmer. Jedoch machte ich mir nicht die Mühe, irgendetwas in den Schrank zu räumen, denn ich war eine der Personen, die ihren Koffer nie ausräumten. Wieso auch, schließlich wusste ich nicht einmal, wann wir wieder zurück fliegen würden. Organisation war also am Start! Ich wusste nicht einmal mehr, ob ich Louis überhaupt die Schuld daran geben konnte, es war nämlich gut möglich, dass er mir dies sogar gesagt und ich es ganz einfach vergessen hatte! Fazit: Ich wäre ein absolut grauenhafter Manager geworden! Natürlich hatte ich noch dazu keinen Bikini oder Ähnliches mitgenommen. Wer erwartete auch, als Bodyguard die Möglichkeit zum Schwimmen zu bekommen? Also musste ich mir grummelnd eingestehen, dass der Pool mir nichts bringen würde. Na großartig! Da war man schon einmal in LA und konnte seinen 'Urlaub' doch nicht genießen.

Nach dem ausgiebigen Abendbrot, für das wir sogar einen eigenen Raum im Speisesaal bekommen hatten - ob dies an Louis oder an der Tatsache lag, dass ich mich durchgängig mit jemandem ärgerte und damit einen riesigen Krach veranstaltete, wusste ich allerdings nicht - machte ich mich jedoch trotzdem zum Pool auf. Ich konnte die abendliche Sonne ja wenigstens noch für einige entspannte Minuten in einer der gemütlich aussehenden Liegen verbringen.

Hatte ich entspannt gesagt? Nun ja, diese Wahnvorstellung löste sich schon bald darauf in Luft auf, als auch meine zwei Kollegen sich zu mir gesellten. Diese hatten natürlich beide Badehosen dabei. Warum war außer mir jeder richtig ausgestattet?

Ich fühlte mich ein wenig wie in meiner Schulzeit. Bei der letzten Klassenfahrt hatte ich nämlich als Einzige angenommen, dass ein Handyverbot herrschte und meins somit nicht einmal mitgenommen. Später hatte sich dann jedoch herausgestellt, dass dem nicht so war und meine Klassenkameraden waren in ihrer freien Zeit am Handy gewesen, während ich mich zu meinen Lehrern hatte gesellen müssen. Wenigstens hatten diese es als sehr löblich angesehen, dass ich das einzige Kind ihrer Klasse war, das nicht voll und ganz der Handysucht verfallen zu sein schien. Danach hatten mir so manche das ein oder andere Mal die bessere Note gegeben. Allerdings glaubte ich kaum, dass es Louis irgendwie kümmerte, ob ich nun meine Badesachen dabei hatte oder nicht, also war es einfach nur mein eigenes Pech.

Nun beobachtete ich in kurzer Hose und Spagettiträgertop Rick und Dave dabei, wie sie fröhlich im Wasser ihre Runden drehten oder mit einem großen, bunten Ball spielten und fühlte mich einsam.

"Hey, Zwerg, was ist los?", rief Rick irgendwann und winkte mich heran.

Ich jedoch verweilte auf meiner Liege.

"Hab keine Badesachen", erklärte ich ihnen und konnte es nicht lassen, noch hinzuzufügen: "Louis ist kleiner als ich!"

Er rollte mit den Augen.

"Ein paar Zentimeter vielleicht", gab er zu, "aber es kommt nicht so gut, seinen Chef so zu nennen!"

Da musste ich ihm allerdings Recht geben.

"Unfaire Behandlung bei der Arbeit", grummelte ich.

Er verdrehte nur die Augen.

In diesem Moment warf Dave den bunten Wasserball in seine Richtung. Der Ball flog jedoch über den Rand des Pools hinaus ins Gebüsch. Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Stille, bis sich die Blicke beider Personen auf mich richteten.

"Miaaa?", meinte Rick und zog das 'a' meines Namens dabei extra in die Länge. "Willst du uns den Ball holen?"

Ich lachte böse.

"Nö."

Er zog seine Unterlippe schmollend nach vorne.

"Machst du's trotzdem?", wollte er wissen und ich verschränkte die Arme vor der Brust.

"Was kriege ich dafür?"

Er überlegte kurz.

"Du bekommst ... gratis Wasser?", schlug er dann vor.

"Das bekomme ich auch so", grummelte ich, stand aber trotzdem auf, da ich kein solcher Spielverderber sein wollte.

Ich hob den Ball aus dem Gebüsch auf und tapste vorsichtig an den Rand heran, denn wenn ich etwas warf, landete es immer mindestens drei Meter neben dem von mir beabsichtigten Ziel.   Doch als ich gerade dort angekommen war, spürte ich zu meinem Entsetzen, wie sich zwei Hände um meine Beine legten und diese nach vorne, ins Wasser hinein, zogen. Mit einem erschrockenen Quietschen landete ich somit in voller Kleidung im Pool.

"Spinnst du?!", fuhr ich den Übeltäter an. Es war Rick.

"Gratis Wasser", grinste der nur, schnappte sich den Wasserball und warf diesen im Daves Richtung. Dieser fing ihn im Gegensatz zu seinem Kumpel sogar.

Das war also der Dank dafür, dass ich mich extra dazu aufgerafft hatte, ihnen ihren heiligen Wasserball wiederzugeben?

"Ein Glück, dass ich mein Handy nicht in der Tasche hatte", grummelte ich und überprüfte derweil unauffällig, ob sich auch nichts anderes mehr darin befand. Nicht, dass ich hier gerade mein Portemonnaie ertränkte!

"Pass auf, dass das niemand vom Hotel sieht", hörte ich die allzu bekannte Stimme des blauäugigen Sängers hinter mir und ich verrenkte meinen Kopf nach hinten, um ihn sehen zu können.

"Das ist auch eine Möglichkeit, schwimmen zu gehen", sagte er trocken und musterte mich kurz mit einem prüfenden Blick.

Ein Glück nur, dass mein Oberteil nicht weiß war! Diese Situation war auch ganz ohne solche zusätzlichen Faktoren schon mehr als unangenehm.

"Ich bin hier unfreiwillig!", protestierte ich. "Deine Bodyguards mobben mich, Louis!"

Sein Blick glitt auf Genannte weiter.

"Macht weiter damit", riet er ihnen grinsend und ich stöhnte entgeistert auf.

"Solltest du nicht bei deinem Sohn sein?", fragte ich ihn dann.

"Bin ich", erklärte er mir, immer noch grinsend, und sah über die Schulter zu der jungen Frau und dem kleinen Jungen, die ich vorher nicht bemerkt hatte.

"Ich wollte nur mal abchecken, ob hier soweit alles im grünen Bereich ist. Und es sieht doch ganz gut aus, findest du nicht?"

Mit einem resignierten Blick stieß ich mich mit den Füßen vom Beckenrand ab und ließ mich auf dem Rücken treiben. Wenn ich nun so oder so schon nass war, konnte ich auch im Pool bleiben.

Doch das erschrockene Keuchen einer Hotelangestellten brachte mich dazu, erneut aufzusehen.

"Das Schwimmen in Alltagskleidung ist hier verboten!", rief sie fast panisch und ich grummelte vor mich hin.

"Ich habe aber keine Badesachen dabei!", schmollte ich, paddelte dabei aber schon zur Treppe, denn ich vermutete, dass dieses Argument sie nicht überzeugen würde.

"Trotzdem", erklärte sie mir wie erwartet. "Und diese Regel gilt auch für Angestellte von Mr Tomlinson! Wir möchten diesen Pool für alle unsere Kunden angenehm gestalten, daher müssen einige Regeln eingehalten werden."

Schlecht gelaunt gab ich ein kurzes 'Jaja, schon verstanden' von mir, zog mich aus dem Wasser hinaus und schüttelte mich, genau wie mein Hund es auch getan hätte, wenn dieser ins Wasser gefallen wäre.

Ganz nebenbei - wo war er eigentlich? 

Ach ja richtig, ich hatte ihn an der Liege angebunden, auf der ich gelegen hatte.

Eine Liege, die bei genauerem Überlegen ziemlich leicht gewesen war und Karly nur an seinem Platz gehalten hatte, da ich ebenfalls darauf gelegen hatte.

Mein Blick richtete sich erschrocken auf den Platz, auf dem sie einmal gestanden hatte und der jetzt leer war. Und kurz darauf, auf Louis' kleinen, blonden Sohn, der mit ausgebreiteten Armen auf meinen geschockt dreinblickenden Hund zulief, welcher die Liege, an der er angebunden war, gute zehn Meter nach rechts bewegt hatte.

"Freddie!", rief ich panisch aus.

Schutzengel || l.t. ✓Where stories live. Discover now