3.1: Shoppingtour

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"Ich diskutiere das jetzt gar nicht mit dir, Louis!", rief ich verärgert, "wir werden keinen deiner Sportwagen oder was weiß ich, was das für Dinger sind, nehmen. Wir wollen unauffällig in die Stadt kommen!"

"Ja, aber ...", begann der Braunhaarige zu protestieren, doch ich ließ ihn gar nicht erst ausreden.

"Nein! Entweder du hast noch eine ganz normale Karre, die sich auch ein normalverdienender Durchschnittsbürger kaufen könnte oder wir nehmen mein Auto."

"Aber ... was sollen denn alle von mir denken, wenn ich aus deinem Auto aussteige! Von wann ist das? 2005?"

Ich schnaubte.

"Vielleicht denken sie auch einfach nur, dass du endlich mal sparsamer mit deinem Geld umgehst."

Er sah mich gekränkt an, doch ich hielt diesem Blick stand. Er glaubte doch nicht ernsthaft, dass man sich mit einem seiner Autos unauffällig in London bewegen konnte. Ich sah ja ein, dass es schwierig werden könnte, wenn wir mit der Bahn fuhren, aber man musste ja nicht gleich ein Auto nehmen, das schon von ganz alleine alle Blicke auf sich zog.

"Na schön, dann also dein Auto", grummelte er schließlich und ich nickte befriedigt, schloss auf und setzte mich hinters Steuer.

"Wohin wollen wir denn?", fragte ich dann und er schien selbst ein wenig überfragt zu sein.

"Klamotten kaufen", antwortete er dann, während ich den Motor startete.

"Geht's etwas genauer?", wollte ich wissen, gab Gas und fuhr einfach schon einmal los, bis er sein Ziel in das Navi eingetippt hatte. Dieses Mal war ich nämlich schlauer gewesen, denn ich wollte mich nicht noch einmal auf seinen bescheidenen Orientierungssinn verlassen müssen.

"Ähm ...", machte er überlegend und starrte überfordert auf das Navi.

"Ja?"

Immer noch hatte er sich nicht entschieden.

"Gott, Louis, das kann ich dir auch nicht abnehmen! Ich habe ja keine Ahnung, wo Leute wie du ihre Sachen herkriegen. Ich nehme mal an, nicht von einem der Billigläden, bei denen ich meine Klamotten hole!", grummelte ich. "Und ganz nebenbei. Sollten wir den einzelnen Geschäften nicht irgendwie Bescheid geben oder so? Damit die auf uns vorbereitet sind?"

Er gab etwas Unverständliches von sich und verdrehte die Augen.

"Ich mach ja schon!"

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Kaum eine halbe Stunde später befanden wir uns in irgendeinem teuren Laden, dessen Namen ich mir nie merken konnte. Zuvor war ich auch noch nie hier gewesen, weil es mich einfach nur frustrierte, dass ich mir absolut nichts leisten konnte.

Theoretisch waren Hunde in diesem Geschäft nicht erlaubt, aber irgendwie schien Louis' Anwesenheit alles zu entschuldigen, weshalb ich Karly ohne Probleme hatte mitnehmen dürfen. Der Laden hatte sich - gegen entsprechende Bezahlung, versteht sich - dazu bereiterklärt, für die Zeit unseres Aufenthalts zu schließen und mein Auto hatten wir in einem nicht allzu weit entfernten Parkhaus unterbringen können. Louis trug bei dem sonnigen Wetter zwar weder eine Kapuze, noch eine Mütze, trotzdem war es uns irgendwie gelungen, bisher unentdeckt zu bleiben. Das glaubte ich jedenfalls. 

Ich fühlte mich ein wenig wie ein Agent auf geheimer Mission und wartete fast darauf, dass ich einen Anruf bekam, der mir erklärte, was unsere nächste Aufgabe war.

Stattdessen erhielt ich ein Foto von Simon, Louis' Manager. Der Sänger hatte also nicht vergessen, meine Nummer an ihn weiterzuleiten.

Auf dem Foto war der Terminkalender des Braunhaarigen zu sehen, dem ich entnahm, dass übermorgen eine wichtige Probe stattfinden würde, zu der ich erscheinen musste und das Konzert am Samstag war. Auch wenn es erst abends begann, würden wir früh aufstehen müssen, da noch einige Vorbereitungen zu treffen waren und noch dazu die Generalprobe.

"Wieso hast du eigentlich nur eine Probe vor dem Konzert?", fragte ich Louis, während ich auf einem teuren, schwarzen Stuhl in dem mit Spiegeln versehenen Raum des Geschäftes saß. Dieser Punkt kam mir nämlich suspekt vor.

"Habe ich nicht!", gab er zurück und ich runzelte die Stirn. "Übermorgen ist nur die wichtigste vor der Generalprobe. Zu den anderen musst du nicht unbedingt erscheinen."

Verstehend nickte ich und studierte den Plan erneut genau. Allerdings ging er gerade mal bis diese Woche Sonntag, daher brachte er mir auch nicht viel.

"Hast du denn endlich was gefunden?", drängte ich ihn, ein wenig genervt und trommelte mit den Fingern wartend auf der Stuhllehne herum.

"Hetz doch nicht so!", murrte er. "Du kannst ja auch mal gucken gehen, ob dir was gefällt."

Ich verdrehte die Augen und zeigte ihm dabei einen Vogel.

"Das sprengt mein Budget!", grummelte ich, worauf er mit den Achseln zuckte und sich erneut der Klamottenauswahl zuwandte.

Mir war klar, dass sich jemand wie Louis unmöglich mit billigen Kleidungsstücken sehen lassen konnte, aber allein der Gedanke daran, wie viel Geld man sparen würde, wenn man einfach auf die billigere Version zurückgriff, löste in mir ein unwohles Gefühl aus.

"Willst du dir nicht mal was Billigeres kaufen und das restliche Geld dafür spenden?", fragte ich ihn rundheraus, was mir einen wütenden Blick des Verkäufers einbrachte.

"Geht nicht", erklärte er mir. "Ich kann mich nicht mit billigen Sachen blicken lassen."

"Wer bestimmt das eigentlich?", wollte ich wissen. "Ich meine, was sollen die denn dagegen machen, wenn du was unter £100 trägst? Deine Fans finden doch eh alles gut, was du tust."

"Die Presse", erwiderte er knapp. "Ob du's glaubst oder nicht, ich bin auf mein Image angewiesen. Und was glaubst du, was los wäre, wenn ich mich mit der Mode vom letzten Jahr oder mit irgendeinem billigen Zeug blicken ließe?"

Ich verzog das Gesicht, weil ich mir wirklich vorstellen konnte, dass so manches Klatschmagazin liebend gerne einen hasserfüllten Artikel über dieses Thema geschrieben hätte.

"Also heißt das, du behältst deine Sachen nicht einmal lange?", fragte ich nach.

"So ist es", gab er zu, während er sich ein hellblaues Shirt mit Streifen ansah. Es hatte nicht ganz den Stil und die Farben seiner alten Kleidung, aber kam dieser schon ein wenig näher.

"Das ist schon ziemliche Verschwendung, oder?", hielt ich ihm vor. "Ich sag ja nur, so manche Fans würden für von dir auch nur berührte Sachen ein Vermögen ausgeben. Überlege doch mal, wie viel Geld damit zusammen kommen würde ..."

"Ich brauche es nicht", meinte er abwinkend.

Ich verdrehte die Augen. "Du musst es ja auch nicht behalten, wenn du nicht willst. Aber andere Menschen könnten es vielleicht schon ganz gut gebrauchen."

Darauf sagte er nichts mehr, verschwand in der Anprobe und ließ mich alleine sitzen. Er schien wohl nicht sehr begeistert von meiner Kritik zu sein und ich konnte nicht anders, als ihm dies ein bisschen übelzunehmen. Wenn er schon so viel Geld hatte, konnte er mit diesem doch wenigstens etwas Sinnvolles anfangen!

Schutzengel || l.t. ✓Where stories live. Discover now