10.4: Clifford oder Karly?

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Am Tag, an dem die Spendenaktion beginnen sollte, hatten wir beschlossen, uns bei Louis zu treffen. Eigentlich hatten wir nichts mehr wirklich zu tun, denn die Aufgabe der Jungs bestand eher darin, auf unser Projekt aufmerksam zu machen. Das Management regelte alles andere hinter den Kulissen.

Wir hatten jedoch beschlossen, ein Abschlusstreffen - oder was auch immer das hier werden sollte - zu veranstalten.

Dieses Mal pünktlich klingelte ich bei Louis' Haus und hoffte, dass sie mich wenigstens dieses Mal ohne eine ellenlange Diskussion reinlassen würden.

"Hallo?", tönte die Stimme meines Freundes durch die Sprechanlage.

"Mia", meinte ich knapp. Ich hatte ja gesehen, was dabei herauskam, wenn man sich als Postbote oder so ausgab. Wobei - Louis sollte meine Stimme wohl erkennen können. Trotzdem wollte ich kein Risiko eingehen, man wusste ja nie!

Ohne weitere Probleme kam ich ins Haus, begrüßte Lou mit einem kurzen Kuss und seinen Hund mit einem Leckerli, das ich in meiner Hosentasche aufgegabelt hatte. Ich wusste zwar nicht, wie lange es dort schon gelegen und wie viele Wäschen es schon miterlebt hatte, aber Clifford schien es nicht zu stören, also kümmerte es mich auch nicht weiter.

Ein ganz anderer Einfall war mir gekommen und ich sah zu Lou.

"Oh fuck."

Verwirrt kratze er sich am Kopf.

"Was ist?"

"Wenn wir jemals zusammenziehen werden, wie machen wir das mit den Hunden?"

Entgeistert sah mich der Mann mit den verwuschelten, braunen Haaren an.

"Einer muss weg", erkannte ich entsetzt.

"Ja", pflichtete er mir bei. "Ich denke es ist doch klar, dass es nicht Clifford sein wird!"

"Und wieso nicht?", gab ich zurück und verschränkte protestierend die Arme vor der Brust.

"Weil dein Hund meinen zerfetzen würde! Und Clifford ist quasi eine eigene Marke. Wenn er weg ist, werden die Fans total enttäuscht sein!"

Ich rollte genervt mit den Augen.
"Wenn wir zusammenziehen, werden die Fans so beschäftigt damit sein, irgendwelche Hassreden über mich zu verfassen, dass sie deinen Hund gar nicht beachten. Und er wird auf jeden Fall ein neues Zuhause finden, er ist schließlich dein Hund!"

"Hey, meine Fans sind nicht alle so, klar? Das sind nur die VerFabs!"

Er kniete sich nieder und nahm sein Haustier beschützerisch in den Arm.

"Dein tollwütiges Vieh ist so oder so eine Gefahr für die Gesellschaft!"

"Louis William Tomlinson", zischte ich, "kein Wort gegen Karly! Und außerdem: noch ein Grund mehr, wieso er nicht weg kann. Kein anderer wird ihn aufnehmen, aussetzen - ich möchte nur nebenbei anmerken, dass ich meinen Hund nie aussetzen würde, auch nicht für dich - kann man ihn so oder so nicht, weil er dafür zu gefährlich wäre und mir fällt keine andere Möglichkeit ein, einen Hund loszuwerden. Ich möchte ihm kein Leben in irgendeinem Tierheimzwinger sicherstellen!"

Einen Moment lang sah er von Clifford zu mir, dann zuckte er gleichgültig mit den Achseln.

"Dann werden wir uns wohl trennen müssen", stellte er trocken fest.

Meine Augen weiteten sich erschrocken, während meine Kehle bedrohlich eng zu werden schien. Mein Herzschlag setzte einmal aus und trommelte dann rasend vor Angst in meiner Brust. Geschockt starrte ich ihn an, wollte etwas sagen und bekam doch keinen Ton heraus.

"Das war nur Spaß, Mia!", beteuerte Louis hastig, sprang auf und zog mich in seine Arme. "Ich liebe dich und daran werden auch unsere Hunde nichts ändern!"

Wütend trommelte ich mit den Fäusten gegen seinen Oberkörper, konnte es aber doch nicht lassen, meinen Kopf auf seine Schulter zu legen und den vertrauten Aftershave-Geruch einzuatmen, der es schaffte, mich fast augenblicklich zu beruhigen. War da Hanf oder so drin?! Oder war ich einfach nur verliebt?

"Das war nicht lustig", murmelte ich in seine Schulter hinein.

Er zwang mich dazu, ihn anzusehen und hauchte mir einen zarten Kuss auf die Lippen.

"Doch", erwiderte er, "ich hab mich schon an deinem Gesichtsausdruck amüsiert. Aber keine Angst: so schnell wirst du mich nicht los."

Obwohl mein Herz immer noch von dem kurzen Schock raste, musste ich lachen.

"Das hoffe ich doch."

Er verstärkte den Druck, mit dem er mich an sich gezogen hatte, kurz, dann ließ er mich los nickte in Richtung Wohnzimmer.
"Wir sollten zu den anderen gehen", sagte er schließlich, pfiff nach Clifford, der ihm folgsam hinterher trottete und schließlich setzte auch ich mich in Bewegung, sodass wir im Gänsemarsch in den Raum einmarschierten.

"Guten Morgen", grüßte ich die drei anwesenden Jungs freundlich. Wieso war ich eigentlich immer die Letzte?! Dieses Mal war ich doch gar nicht zu spät gekommen!

Mit einem einstimmigen 'Morgen' antworteten die drei und beachteten mich danach nicht weiter, als ich mich auf einen der Sessel fallen ließ, die Beine anwinkelte und meine Arme darum schlang.

Harry hatte einen Laptop auf dem Schoß und gab den anderen immer wieder Updates, wie es um ihre Sachen gerade stand.

"Liam, deine Sporttasche ist schon bei 300 Mäusen", grinste er irgendwann.

"Und mein Anzug noch bei viel mehr. Du hattest wohl Recht, Mia, die Fans stehen auf Blumen."

Hocherfreut über diesen winzigen Annäherungsversuch, grinste ich ebenfalls.

"Ich habe nur gesagt, dass es sehr praktisch sein wird, weil sie ja gar nichts mehr daran ändern müssen und ihn einfach so anziehen können", korrigierte ich ihn, woraufhin er mir beleidigt die Zunge herausstreckte und sich wieder der Auktion widmete.

"Wollen wir wetten, dass mein Pulli teurer als deiner wird, Niall?", meinte Louis irgendwann.

"Na klar", gab der Ire sofort zurück, "aber du wirst dabei nur dein Geld loswerden. Ich bin mir sicher, ich kann mehr rausholen!"

"Das werden wir ja sehen", erwiderte Lou. "Ich würde an deiner Stelle nicht zu viel Geld darauf setzen."

Und schon handelten die beiden wie wild über den Betrag, um den sie wetten wollten. Fast wirkten die beiden einfach wie Freunde, die sich gegenseitig ein wenig ärgerten - vorausgesetzt, man hörte nicht darauf, um wie viel Geld es gerade ging, denn davon hätte man sich wahrscheinlich eine halbe Eisdiele leisten können. Aber vielleicht konnte es ja doch noch einmal so wie früher werden: einfach vier Freunde, die zusammen Musik machten.

Schutzengel || l.t. ✓Where stories live. Discover now