15.1: Solange wir uns lieben

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Die Spannung im Raum war fast greifbar, während ich beobachtete, wie er mich perplex ansah. Warum konnte er es mir nicht einfacher machen und antworten? Selbst eine Abfuhr wäre erträglicher gewesen als das stille Warten.

Ich hörte Karly an der Badezimmertür kratzen. Wahrscheinlich würde ich einen ganzen Tag lang durchgängig mit ihm spielen müssen, um das wieder gutzumachen.

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum.

"Und du ... obwohl ich gesagt hatte ...", stotterte Louis schließlich und ich nickte.

"Ja. Ich habe all das hier für uns beide gemacht. Damit wir noch eine Zukunft haben."

Wann hatte er es denn endlich mal begriffen?

Erstaunt sah er mich an, machte dann einen großen Schritt auf mich zu und küsste mich ganz einfach. Es sagte mehr als tausend Worte.

Als ich seine weichen Lippen auf meinen spürte, durchfloss mich ein warmes, erleichtertes Gefühl, zusammen mit dem leichten Kribbeln, das mich immer erfüllte, sobald er mich berührte.

Ich schloss die Augen, zog ihn an mich und erwiderte den Kuss mit aller Kraft. So lange hatte ich für diesen Moment gekämpft, so sehr hatte ich darauf gehofft.

Meine rechte Hand berührte sanft seine Wange, strich darüber und gelangte zu seinen verwuschelten Haaren, als sich plötzlich jemand räusperte und ich mich verlegen von ihm löste, um in Nialls belustigt funkelnde blaue Augen zu sehen, während Harry mit einem etwas verkniffenen Gesicht und hinter dem Rücken verschränkten Armen auf den Fußballen auf und ab wippte und sehr interessiert an einem Foto von Karly zu sein schien, das ich aufgehängt hatte und in dem mein Hund gerade in einem Teich planschte.

"Heißt das also, dass du dabei bist?", wisperte ich mit einem scheuen Lächeln auf den Lippen.

"Natürlich, Mia", gab er genauso leise zurück und verschränkte seine Hände mit meinen, während nun auch Niall desinteressiert tat und sich auf der Suche nach etwas Spannendem im Flur umsah, bis sein Blick letzten Endes auch an einem der Bilder hängenblieb.

"In der kurzen Zeit ohne dich hatte ich ständig das Gefühl, dass etwas fehlt. Simon hatte mir einen neuen Bodyguard geschickt - ein junges Mädchen, das seinen Job bestimmt nicht schlecht macht -, aber ich habe es ihr nicht sehr leicht gemacht. Ich habe deine lustige Art vermisst und wie du es immer geschafft hast, die Anzahl meiner Fans zu unterschätzen. Ich habe deinen Hang zum Tollpatschigen vermisst. Es hat sich komisch angefühlt, ganz ohne einen Unfall auf einer Rolltreppe zu stehen. Ich habe sogar - und das hätte ich von mir selbst nie erwartet - Karlys Knurren in den Menschenmengen vermisst. Ohne dich fehlt mir einfach etwas! Es kann sein, dass es mich zum selbstsüchtigsten Menschen der Welt macht, aber verdammt noch mal, ja, ich bin dabei. Und ich will nie wieder eine Zeit ohne dich erleben, Mia. Ich liebe dich."

Mir standen nun doch wahrhaftig Tränen in den Augen.

"Du bist nicht selbstsüchtig", murmelte ich und zerzauste sanft seine Haare mit meiner Hand. "Solange wir beide es wollen, sind wir das nicht. Wir lieben uns ganz einfach."

"Jetzt ist aber mal genug mit der Rumturtelei", grummelte Niall und schnaubte abwertend, zwinkerte mir dabei jedoch zu, um mir zu zeigen, dass er es nicht sehr ernst meinte. Mein Blick fiel auf die beiden und als ich Harrys halb glücklichen, halb traurigen Gesichtsausdruck sah, machten sich Schuldgefühle in mir breit. So viel zu Louis' und meinem Vorsatz, uns vor dem Lockenschopf aus Rücksicht ein wenig zurückzuhalten.

"Kommt Liam auch noch?", wollte ich wissen, um vom Thema abzulenken, griff jedoch unauffällig wieder nach Louis' Hand. Ich wollte ihn nie wieder gehen lassen, vor allem jetzt nicht, wo er endlich mal ansatzweise eingesehen hatte, dass ich mit meinen eigenen Problemen ganz gut selbst zurecht kommen konnte und er mich nicht vor der Welt zu schützen brauchte.

"Ich bezweifle es", antwortete mir Harry. "Er muss erst mal über die Trennung hinwegkommen."

Skeptisch runzelte ich die Stirn, da mir etwas aufgefallen war.

"Moment mal. Habt ihr ihn etwa einfach bei sich zu Hause sitzenlassen und seid hierher gekommen?", hakte ich misstrauisch nach.

"Wir waren den ganzen Tag bei ihm!", widersprach Niall, "Und wir haben uns auch Sorgen um dich gemacht. Erst mal dachten wir, dass du Liam in Ruhe unter Freunden reden lassen wolltest und deshalb rausgegangen bist, aber du hast auf keinen der Anrufe reagiert. Als wir Liam dann davon überzeugt hatten, zurück zu One Direction zu kommen, haben wir beschlossen, dich zu suchen und sind deshalb hierher gefahren."

Verlegen sah ich zu Boden und bemerkte, wie in meine Wangen die Röte schoss.

"Tut mir leid", nuschelte ich undeutlich, "ich habe ein bisschen in Selbstmitleid gebadet."

"Haben wir uns schon gedacht", meinte der Ire augenzwinkernd, "aber letztendlich war es ja ganz gut, dass du hier warst. So habt ihr beide euch wenigstens wieder vertragen."

Ich sah zur Seite, in Louis' hellblaue Augen, die mich nun mit so viel Liebe ansahen und meine Mundwinkel hoben sich ganz automatisch.

"Das stimmt", musste ich zugeben. "Allerdings solltet ihr demnächst mal zu viert bei Liam vorbeischauen und ihn ein bisschen ablenken."

Plötzlich begannen Louis' Augen freudig zu funkeln.

"Oh, ich erinnere mich noch daran, dass ich dir einmal vorgeschlagen habe, wir könnten alle zusammen kochen!", rief er und ich dachte nun ebenfalls daran zurück. Damals war es eine Idee gewesen, um Niall, Harry und Louis wieder ein wenig näher zusammenzubringen, doch genauso gut konnte man es auch jetzt, als eine Art Freundschaftsaktion machen, die Liam hoffentlich auf andere Gedanken bringen würde.

"Ich und Kochen?", grinste ich zurück, doch er legte beruhigend einen Arm um mich. Was für ein wunderbares Gefühl!

"Keine Angst, klein Mia. Ich werde schon dafür sorgen, dass du mir die Küche nicht abfackelst."

Ich grinste noch breiter.

"Na, das will ich doch hoffen!"

Schutzengel || l.t. ✓Where stories live. Discover now