Kapitel 73

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Als die Tür aufgerissen wurde, sprang ich blitzschnell von Noahs Schoß. Beim Aufkommen meiner Füße auf dem Boden spürte ich, wie eine Vibration meine Knie erschütterte. Schmerz flammte in ihnen auf und ich bückte mich, um die Hände auf die verletzten Stellen zu legen.

Erschrocken stand Noah auf. »Alles klar bei dir?«

»Geht schon.«, antwortete ich nebensächlich, obwohl dieser lähmende Schmerz fast neunzig Prozent meines Körpers ausmachte. Tapfer richtete ich mich kerzengerade auf.

»Stören wir?« Miles schob sich an Jake vorbei in den Raum.

»Beim Rummachen zum Beispiel.«, fügte Jake hinzu und setzte ein amüsiertes Grinsen auf.

Noah wirkte verärgert.

»Pass auf.«, drohte er zähneknirschend.

Miles schob sich zwischen die beiden.

»Was gibt es?«, fragte ich nach.

»Wir können gehen.«, antwortete Miles und sah uns vielsagend an. »Also wie siehts aus?«

Keiner hatte etwas dagegen. Noah griff meine Hand und wir liefen hinaus in den langen Flur, von dem etliche Türen in unzählige Büros abgingen. Mit dem Aufzug fuhren wir hinunter ins Erdgeschoss. Eine kleine Gruppe an Männern in schicken Anzügen wartete vor dem Fahrstuhl. Wir liefen an ihnen vorbei, ohne auch nur bemerkt zu werden. Erst an der doppelflügligen Glastür hielt mich Noah zurück. Sofort wandte ich mich ihm zu. Auch Jake und Miles hatten gestoppt.

»Bereit?« Ich drückte Noahs Hand fester. »Für den letzten Schritt?«

Jake rollte mit den Augen.

Plötzlich hörten wir eilige Schritte hinter uns. Ein mulmiges Gefühl kontrollierte meinen Magen. Ich blickte über meine Schulter hinweg, sah Agent Roberts auf uns zu laufen. Er winkte mir zu und seine Mimik war keineswegs besorgniserregend.

Miles folgte meinem ängstlichen Blick. Jake und Noah taten es ihm schließlich gleich.

»Alles in Ordnung?«, rief Miles Agent Roberts zu. Seine Stirn lag in Falten und die Bedenken waren gut aus seiner Stimme herauszuhören.

Noah zog mich näher an sich heran. Ich war dankbar für die Berührung seiner Schulter an meiner. Er wusste wahrscheinlich nicht mal annähernd, wie sehr ich das in diesem Moment gebraucht hatte. Das hielt mich über Wasser.

»Macht euch keine Gedanken« Agent Roberts erreichte uns atemlos und lockerte seine Krawatte ein wenig. »Ich wollte mich nur noch einmal ganz herzlich bedanken. Wir konnten durch Ihre Hilfe und der Kopie der Datenbank bereits weitere ungelöste Fälle zuordnen.«

»Das klingt fantastisch.«, sagte ich.

»Genau das sieht auch der Gouverneur so. Ich bekam gerade eine Mail und soll Ihnen auch in seinem Namen danken und alles Gute für die Zukunft wünschen.« Agent Roberts nickte bekräftigend.

»Danke.« Noah runzelte die Stirn.

Agent Roberts sah ihm fest in die Augen. »Ich beherrsche meinen Job, Noah. Und ich habe eine vierjährige Tochter. Gehen Sie also davon aus, dass ich Ihre Lage ungefähr nachempfinden kann und niemandem das wünschen würde, was Ihnen widerfahren ist. Doch sie haben großes Talent und meines Erachtens nach wirklich gute Freunde an Ihrer Seite. Machen Sie etwas daraus.«

Noah schwieg. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er sich innerlich gegen Agent Roberts Worte sträubte. Seine Hand hingegen hielt meine noch immer. Vielleicht bedeutete das, dass ich ihn nun über Wasser hielt. Also ließ ich meinen Daumen sanft über seinen Handrücken gleiten, um zu zeigen, dass ich da war. Und dass ich nie wieder gehen würde.

»Sie alle haben Potenzial, etwas großes zu erreichen.« Jetzt ließ Agent Roberts seinen Blick auch zu uns anderen wandern. »Falls Sie mal in der Klemme stecken sollten, einen Rat, gute Kontakte oder was auch immer benötigen ... Melden Sie sich.«

»Vielen Dank.«, sagte Miles überrascht und ungewohnt förmlich.

»Nichts zu danken.« Agent Roberts trat an uns vorbei und öffnete die Tür voller Enthusiasmus. »Viel Erfolg.«

Wir bedankten uns und er winkte zum Abschied.

Nicht ohne dichWhere stories live. Discover now