9. Etwas zu vorschnell

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[F.]

Als M. aufwacht, ist seine erste Amtshandlung, sich über den Bettrand zu beugen und sich zu übergeben.

„M.", stöhne ich genervt, drücke meinen Kopf ins Kissen – ein Versuch, dem Gestank aus dem Weg zu gehen.

„Soll ich aufzählen, wie oft du in mein Bett gereihert hast?"

M. spuckt den Rest Galle aus, greift sich sein T-Shirt, nur um dran zu riechen und es angewidert wieder Richtung Koffer zu schmeißen. Er steht auf und streckt sich.

Ich bleibe liegen, drehe mich aber um, um die Decke anstarren zu können. „Tötest du mich?", frage ich, vom Dröhnen meines Hirns gequält.

M. lacht, hört aber sofort damit auf, weil sein Kopf auch dröhnt und verpisst sich ins angrenzende Badezimmer des Hotelzimmers. Wahrscheinlich, um zu rauchen.

Müde stehe ich auf, folge ihm und lege mich in die Badewanne – ist immerhin fast ein Bett.

M. zündet sich eine an, während er sich auf die Toilette setzt und den Kopf in den Nacken sinken lässt.

Eigentlich darf man hier nicht rauchen, aber im Badezimmer befindet sich kein Rauchmelder und wenn die Lüftung an ist, funktioniert es ganz gut.

Es klopft an der Zimmertür.

M. gibt mir seine angezündete Kippe, steht auf und öffnet die besagte Zimmertür.

„Zimmerservice." J. grinst putzmunter und präsentiert obligatorisch vier Kaffee-To-Go Becher in einer Halterung. Einer komplett schwarz für mich, ein Karamell-Latte-Macchiato für M., einer mit Milch und Zucker für O. und einen laktosefreien Cappuccino für sich selbst.

„Sehr gut. Komm rein", höre ich M. sagen und schließe die Augen. Kann die Welt bitte aufhören, zu existieren?

Beide kommen ins Badezimmer, ich spüre, wie mir mein Kaffeebecher in die Hand gedrückt wird und öffne meine Augen. „Danke", murmle ich.

„Wo ist dein Zimmergenosse?", will M. wissen. J. zuckt mit den Schultern. „Hat wohl auswärts gepennt." Dann grinst er. „Und ihr beide? Habt es noch auf dem Zimmer zu zweit krachen lassen?"

„Klar. Hab ihn von hinten genommen – kennst du doch", meine ich und zwinkere M. zu. Der sitzt wieder völlig fertig auf der Toilette. „Warst du erfolgreich?" Mein Blick geht zu J., der den Kopf schüttelt. „Ich glaub, nach dem vierten Tequila mit euch war ich eh zu durch dafür."

„Ging mir auch so. Lass gleich einfach frühstücken und danach auschecken."

M. nickt, springt dann auf einmal von der Toilette auf, hebt den Deckel und erbricht sich in die Schüssel.

„Klingst wie ein Saurier mit Magendarm." J. lacht ohne jede Spur von Mitleid.

„Das ist nicht witzig", murmelt M. und sinkt geschwächt neben dem Klo zusammen. J. reicht ihm seinen Kaffee, den M. dankend annimmt.

Es klopft erneut an.

J. stellt die restlichen zwei Becher auf der Ablage des Badezimmers ab und lässt O. hinein. Er wirkt aufgelöst, greift im Badezimmer sofort nach Kaffee und Zigaretten. Beim ersten Schluck verzieht er das Gesicht. „Das ist deiner", murmelt er und drückt ihn J. in die Hand.

Wir sehen ihn fragend an.

„Guten Morgen?" Ich runzle die Stirn.

„Hey." Er zieht nervös an seiner Kippe.

„Was ist passiert?", frage ich, jedes Wort betonend.

O. reagiert nicht.

„O.?", kommt es von J.

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