8. Hammer, Nagel oder Wand?

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[M.]

Druck.

Elena liegt unter mir, den Kopf nach hinten geneigt, schließt stöhnend die Augen. Ihre Brüste wippen in meinem Rhythmus auf und ab. Sie sieht gut aus, wie sie da vollkommen nackt liegt und sich einfach fallen lässt.

Ich sehe mir gerne an, wie sie meinetwegen die Beherrschung verliert, spüre gern die Kratzer, die sie auf meinem Rücken hinterlässt und wie sich ihr Körper verkrampft, während ihr Stöhnen mit jedem Stoß lauter wird.

Ich sehe es mir gerne an.

Eigentlich.

Eigentlich höre ich nicht kurz davor einfach auf und ziehe meinen Schwanz wieder aus ihr heraus.

Druck.

„Was ist los?", keucht Elena leise und sieht mich verwirrt an.

Ich rapple mich auf, rücke von ihr weg und zur Bettkante hin.

„M., ist alles okay?"

Lenny krabbelt zu mir, legt ihre Hand auf meinen nackten Rücken und streichelt ihn. Es fühlt sich beengend an.

„Wir können drüber reden."

Druck.

Wortlos ziehe ich mir das Kondom ab, stehe auf und werfe es in ihren Mülleimer neben den Schminktisch, der behauptet ein Schreibtisch zu sein. Dann sammle ich meine Sachen zusammen, die vor ihrem Bett verstreut liegen und ziehe mich an.

„Hallo M.? Kannst du mir mal bitte sagen, was los ist?"

Ich ziehe Boxershorts und Hose an, will mir gerade den Gürtel zuschnallen, da steht Elena auf, legt ihre Hände auf meine und sieht zu mir hoch.

„Ist irgendwas passiert?"

Druck.

„Lass mich einfach", weise ich sie kalt ab, entferne mich etwas von ihr und ziehe mir eilig den Rest meiner Klamotten über.

„Ist das dein beschissener Ernst?!", brüllt Elena mich an, aber ich reagiere nicht, lasse sie einfach stehen.

Eilig verlasse ich die Wohnung. Im Treppenhaus begegne ich ihrem Vater, der eine Kiste Wein nach oben trägt, ich lächle freundlich, als wäre nie etwas gewesen, und stehe eine Tür später schon draußen auf der Straße.

Es ist kühl, aber fühlt sich angenehm an. Aus der Kneipe, die Elenas Vater gehört und direkt unter deren Wohnung liegt, dringt Grölen und Gelächter. Ein Haufen unbeschwert glücklicher Menschen, die ihren Samstagabend hier verbringen.

Druck.

Ich spüre ihn so deutlich, dass ich nichts anderes mehr fühlen kann, nichts anderes mehr denken kann.

Unruhig schließe ich mein Fahrrad auf und überlege kurz, ob ich aus der Kreisstadt raus und nach Hause fahren soll, aber entscheide mich dagegen.

Stattdessen fahre ich einfach los.

Die Straße runter, bis zum Kreisverkehr, der schlecht befahren ist, weil hier nie irgendeine Straße gut befahren ist. Ich nehme die erste von den drei Ausfahrten, da kommt man vom Stadtkern weg. Die zweite Ausfahrt führt zwangsläufig zur Bundesstraße und damit zu den Nutten an der Autobahn, die in ihren kleinen, stickigen Wohnwagen irgendwelche Freier ficken.

Die dritte Ausfahrt führt zum Sportplatz, Richtung Wald und See. Dort steht auch ein schickes Hotel, gebaut für Touristen, die im Sommer glauben, dass es Spaß macht, die Großstadt gegen das Landleben einzutauschen.

Die Straße, die nach der ersten Ausfahrt kommt, ist lang, geht irgendwann in eine ausschweifende Linkskurve über, mit Häusern und leeren Geschäften. Irgendwann kommt auf der linken Seite die Straße, die zu den Schulen führt. Die geht bergauf, denn egal ob von der Real-, der Haupt- oder der Grundschule, von dort hat man den Blick über die gesamte Stadt. Das einzige Gebäude, das noch höher liegt als diese Schulen, ist das Gymnasium, das im Winter bei Schnee nicht mal angefahren wird.

Der Club der WichserWhere stories live. Discover now