3.

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Ich habe mich hübsch gemacht, ein Kleid angezogen, mich geschminkt, mir die Haare hochgesteckt und gewartet. Vor dem Restaurant, um zusammen mit dir reinzugehen. Nun ist es kalt geworden, der vor Tagen angekündigte Regen hat eingesetzt.

Der Pool beginnt sich wieder zu füllen.

Ich gehe rein, hinter der schweren Holztür wird es warm. Der Kellner lächelt. „Ich hab einen Tisch reserviert. Für zwei Personen um neunzehn Uhr dreißig", erkläre ich ihm, während die Angst, dass du nicht kommst, steigt.

Der Kellner, er ist hübsch mit seinen blonden Locken und dem lieblichen Lächeln, nickt und führt mich zum Tisch, für zwei gedeckt, wartend auf die zwei.

Und dann sitze ich da.

Wartend.

Eine Stunde. Sechzig Minuten. Dreitausendsechshundert Sekunden. Warten.

Die Zeit vergeht langsamer, während man wartet. Bis sie stehen bleibt, ganz kurz, nur so lange, bis das Herz an der Enttäuschung zerbricht.

Und plötzlich, nachdem auch der letzte Funke Hoffnung ausgelöscht ist, läuft die Zeit einfach weiter – als wäre nie etwas geschehen.

Ich warte eine Stunde. Sechzig Minuten. Dreitausendsechshundert Sekunden.

Es passiert nichts.

Ja, ein Wasser bitte.

Fünf Minuten. Dreihundert Sekunden. Warten.

Nein, er kommt gleich.

Einundzwanzig Minuten. Eintausendzweihundertsechzig Sekunden. Warten.

Lächle den Kellner an, der dich mit seinem Mitleid zerfrisst.

Siebenundfünfzig Minuten. Dreitausendvierhundertzwanzig Sekunden. Warten.

Sie müssen etwas bestellen oder den Tisch freigeben.

Eine Stunde. Sechzig Minuten. Dreitausendsechshundert Sekunden.

Ich möchte weinen, allein, zurückgezogen und mich schämen. Ich habe auf dich gewartet, so lange gewartet, und du lässt mich fallen.

Du hast versprochen, mich aufzufangen.

Du hast es versprochen.

Ich spüre, wie ich ertrinke. Wieder im Pool liege.

Alles ist so schwer, so gottverdammt schwer und ich bin so gottverdammt dumm, dass ich jedes Mal hoffe, dass du kommst, mich rettest, wenn ich nicht mehr kann.

Ich liege am Grund, tot.

Was habe ich nur gedacht?

Dass du wirklich kommen würdest?

Dass du wirklich der Held bist?

Mein Kleid fühlt sich unbehaglich an, zu eng, meine Frisur zu aufgesetzt, meine Schminke zu lächerlich.

Meine Warterei zu naiv.

Ich möchte weinen, so sehr weinen, ich will die Wut herausschreien. Ich habe es zugelassen, dich an mich herangelassen, wieder.

Meine Tränen tropfen schon auf den leeren Unterteller vor mir, als sich ganz plötzlich der Kellner zu mir setzt.

„Hey", begrüßt er, lächelt aufmunternd. Es ist so surreal, dass ich es nicht begreifen kann, nicht antworten kann.

„Der Kerl, der dich versetzt, muss ein ziemlicher Idiot sein", sagt er, während ich nichts sage. „Magst du was trinken?"

Ich schüttle nur den Kopf, wische mir die Tränen aus dem Gesicht und suche nach Sätzen, die gesagt werden könnten. „Bist du die hauseigene Seelsorge für versetzte Dates?"

Er schmunzelt. „Nein, ich bin Ansgar."

Der Club der WichserWhere stories live. Discover now