17. Skrupellose Bösewichte

4.8K 494 190
                                    

[F.]

Als ich aufwache, brauche ich kurz, um mich zu orientieren. Lotte liegt neben mir und versucht offenbar, mein Gesicht mit ihren Haaren zuzudecken. So viel zum Thema ‚Ich bin verheiratet'.

Ein wenig genervt löse ich mich von ihr und den dutzenden blonden Härchen in meinem Gesicht, stehe auf und zieh mir meine Jeans von gestern wieder an. Die Hose riecht nach Zigarettenqualm und verschüttetem Bier.

Ich lasse Lotte schlafen und verlasse das Zimmer.

Beim Gehen fällt mir der Restalkohol wieder auf, der mich leicht ins Wanken bringt.

Die letzte Nacht ist merkwürdig in meiner Erinnerung. Eine Mischung aus Partystimmung, dann die grellen Sirenen des Rettungsfahrzeugs und Brooklyn Nine-Nine bei Elena auf der Couch, während sie meinte, sie würde M. noch Sachen ins Krankenhaus bringen wollen und wir sollten uns alle ausruhen.

Ich will mein Handy aus der Hosentasche ziehen und stelle im selben Moment fest, dass es auf dem Nachttisch im Schlafzimmer liegt. Vorsichtig öffne ich die Zimmertür wieder und bleibe kurz stehen.

Charlotte wollte nach Hause, zu Ansgar, aber ist stattdessen in meinen Armen in Elenas Bett eingeschlafen, gleich, nachdem wir miteinander geschlafen haben.

Sie schläft mit offenem Mund, ihr Make-Up hat sich um ihre Augen verteilt, lässt sie wie ein Panda aussehen. Ihre Haare stehen in alle Richtungen ab.

Irgendwie sieht sie süß aus.

Schmunzelnd nehme ich mein Handy und verlasse den Raum wieder.

12:36 wird mir auf dem Sperrbildschirm angezeigt – inklusive mehrerer ungelesener Nachrichten.

Jannis: Wo steckst du?

Wir wollten doch trainieren?!

Ich rolle mit den Augen und öffne die nächste Nachricht.

Elena: M. ist wach. Könnt gern vorbeikommen, wenn ihr gefrühstückt habt und nüchtern seid.

Ehrlich gesagt bin ich ziemlich erleichtert über diese Nachricht. Wenn das Arschloch gestorben wäre, wäre das ziemlich mies. Ich öffne die dritte Nachricht.

Sie ist von Julian.

Mein Grinsen wird breiter, als ich per Google Maps den Standort öffne.

„Was machst du hier im Flur?" O. runzelt die Stirn, als er aus dem Wohnzimmer torkelt und offenbar gerade ins Badezimmer möchte.

„O., ich brauch dich heute", sage ich, statt auf seine Frage zu antworten.

„Wofür?", will er wissen.

„Müssen deinen Scheiß ausbügeln."

„Glaubst du, du kannst fahren?"

Nein.

„Klappt schon", behaupte ich jetzt einfach mal.

„Wo steht denn dein Auto?", will O. daraufhin wissen und ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht mal so genau. Ich fürchte, dass es bei mir zu Hause in der Garage steht und ich gestern mit dem Fahrrad zur Kneipe gefahren bin.

„Wir nehmen einfach Lottes Auto", beschließe ich.

Ich ziehe meine Schuhe an. O. macht es mir wortlos nach, dass er keine Fragen stellt liegt wohl am Kater oder daran, dass er immer noch betrunken ist. Mich stört es auf jeden Fall nicht. Ungeniert nehme ich den Autoschlüssel von Lottes Ford mit und schließe hinter uns leise die Haustür.

„Schreibst du J., dass wir was anstellen und uns Lottes Auto geborgt haben?", frage ich im Treppenhaus und O. nickt.

„Klar. Da macht sich niemand Sorgen." Ich kann den Sarkasmus so deutlich hören, dass man ihn riecht.

Der Club der WichserWhere stories live. Discover now