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Aidan

Trish hatte unbedingt Corona sehen wollen und hatte sich bereitwillig von dem Strom mitreißen lassen. Chase und ich waren weniger begeistert gewesen, hatten aber versucht, sie in dem Tumult nicht zu verlieren.

Beverly kam bestimmt blendend klar. Chase hatte den Abend damit verbracht, feindselig auf den anderen Tisch zu blicken und abfällige Kommentare von sich zu geben. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich fast gemeint, dass er eifersüchtig war. Darauf, dass Beverly ernsthaft versuchte, Beziehungen zu ihren Geschwistern herzustellen. Immer wieder meinte er, dass sie uns vermutlich bald vergessen haben würde.

Trish hatte dagegen geredet und gemeint, dass er sie doch in Frieden lassen sollte. Dass sie nur versuchte, sich in die neue Situation einzugliedern und auf ihre Art zurechtkommen musste.

Ich hatte keinen Kommentar dazu abgegeben, weil ich fand, dass es viel zu früh war, um irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Beverly wollte nur herausfinden, was hier los war. Das würde nun mal nicht klappen, wenn sie sich isolierte und die beleidigte Leberwurst spielte. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich mit diesen Menschen ernsthaft verbünden wollte.

Jetzt standen Trish, Chase und ich dicht aneinandergepresst im Thronsaal zwischen den ganzen Hexen und Zauberern und warteten auf deren Königin. Der Gedanke schien mir wirklich absurd. Klar, Arthur hatte gemeint, dass es nicht viel anders war, als der Präsident der USA. Aber mit dem Wort Königin verband ich ein Märchen. Oder Großbritannien.

Aber keine Hexengesellschaft.

Deshalb war ich jetzt umso gespannter, wie eine Hexenkönigin wohl aussah. Ob sie eine Krone tragen würde. Wie alt sie aussah. Da die meisten sich mit Zaubern zu verjüngen schienen, glaubte ich nicht, dass Corona eine neunzigjährige Queen-Doppelgängerin war. Würde sie Beverly ähnlich sehen? Ich reckte meinen Kopf, um über die Masse hinwegsehen zu können. Es waren bestimmt an die siebzig Leute hier und alle redeten in gedämpftem Ton durcheinander und beobachteten dabei unruhig den Eingang.

Jemand berührte mich am Arm und quetschte sich neben mich. „Hey, sorry, ich hatte gerade das merkwürdigste Abendessen meines Lebens", meinte Beverly und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ebenfalls den Eingang im Blick behalten zu können, während sie ihre Finger in meinen verschränkte. Ihre Hand war ganz kalt.

„Haben wir bemerkt", murrte Chase, und Beverly drehte sich irritiert um, weil sie die Missgunst in seiner Stimme natürlich bemerkt hatte. „Hast du schon Freundschaften geschlossen, Bevy?"

„Nein...?", antwortete sie unsicher. „Alles okay bei dir?"

„Bestens." Er sah sie nicht einmal an, sondern ließ seinen Blick durch den Saal gleiten, während er die Arme vor der Brust verschränkt hatte.

„Hast du was rausgefunden?", fragte Trish neugierig.

„Schön wär's", seufzte Beverly, die immer noch irritiert wegen Chase' Kommentar schien. „Aber der interessante Part hätte in der Sekunde angefangen, in der Arthur Corona angekündigt hat und alle sind aufgesprungen und hier her gelaufen."

„Verdammt..."

„Vielleicht morgen beim Frühstück."

„Oder du ladest sie alle zum Kaffeekränzchen auf dein Zimmer ein", bemerkte Chase und Beverly drehte sich wieder zu ihm.

„Was hast du für ein Problem?"

„Dass du dich mit dem Feind verbünden willst, das ist mein Problem", zischte er und sah ihr diesmal eindringlich in die Augen.

„Dem Feind?", wiederholte Beverly und hätte sich bestimmt gerne ein Wortgefecht mit Chase geliefert, aber in dem Moment kam unruhiges Schweigen auf und alle schienen sich noch mehr zum Eingang zu drehen als ohnehin schon. Keine zehn Sekunden später hörte ich Schritte durch den Flur hallen und hielt gespannt die Luft an.

Wicked Game (Band 3)Where stories live. Discover now