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Beverly 

Noch nie waren mir drei Monate so unfassbar kurz vorgekommen.

Seit dem Tag, an dem meine Freunde Irland verlassen hatten, war für mich nicht mehr als ein Wimpernschlag vergangen.

Obwohl ich jeden einzelnen Tag mit Brikeena, Misoa oder Lorcan in den Wald gegangen und an meiner Magie gearbeitet hatte.

Jeden. Verdammten. Tag.

Vielleicht war ja auch genau das der Grund, warum die Zeit so schnell vergangen war. Das Zaubern hatte nach knappen zwei Wochen angefangen Spaß zu machen. Wirklich.

Es gibt Leute, die felsenfest behaupten, mit ein bisschen Geduld, innerhalb weniger Wochen ein Instrument beherrschen zu können. Das hatte ich mir nie vorstellen können, aber mit meiner Magie fühlte es sich genauso an. Sie war plötzlich da und... ich konnte mit ihr machen, was ich wollte. Naja... Oder zumindest das, was ich eben zu dieser Zeit bewerkstelligen konnte. Wenn ich all die existierenden Zauber mit meinem derzeitigen Wissensstand verglichen hätte, wäre dieser vermutlich nicht mehr als eine einzelne, kleine Sommersprosse auf meinem ganzen Körper. Und das wäre vermutlich noch zu groß.

Die drei Musketiere hatten mir über die letzte Wochen hinweg stets die Grundbausteine geliefert und in meinem Zimmer hatte ich meist alleine weitergeübt -manchmal die ganze Nacht hindurch, denn schlafen konnte ich in letzter Zeit ohnehin nicht sonderlich gut.

Dadurch, dass ich mir keine Sorgen mehr um meine Freunde machen musste und sie auch nicht mehr ständig als Ablenkung um mich hatte, konnte ich mich wesentlich besser aufs Üben konzentrieren. Rein vom Lernprozess her, war es wohl die beste Entscheidung überhaupt gewesen, Trish, Chase und Aidan wegzuschicken. Aber...

Vom emotionalen Standpunkt her, vermisste ich meine Freunde manchmal so sehr, dass es körperlich wehtat. Besonders Aidan fehlte mir. Die ersten Nächte hatte ich auf seiner Seite des Bettes geschlafen, weil sie nach ihm gerochen und mir Sicherheit gegeben hatte. Doch irgendwann hatte ich die Laken wechseln müssen und wieder auf meiner Seite des Bettes geschlafen. Aber immer, wenn ich einen Alptraum gehabt hatte (was nahezu jede Nacht der Fall gewesen war), hatte ich mich instinktiv hinüber gerollt, aber er hatte nicht neben mir gelegen, also hatte ich mit dem Kissen gekuschelt und mir die Decke so fest um den Körper gewickelt, bis ich mir hatte vorstellen können, dass ich auf seiner Brust lag und er die Arme um mich geschlungen hatte.

Armselig, ich weiß.

Wie oft ich nach meinem Handy gegriffen und einfach auf das Telefon-Symbol unter seiner oder Chase' oder Trish's Nummer hatte drücken wollen, kann ich gar nicht aufzählen. Aber etwas hatte mich zurückgehalten. Vielleicht wollte ich nicht anrufen, weil sie mich endlich los waren und ich wollte, dass es auch genauso blieb. Zumindest so lange, bis das alles vorbei war.

Nur nagte das schlechte Gewissen tagtäglich an mir. Ich hoffte, dass sie mir den Rauswurf und die barschen Worte irgendwann verzeihen würden. Dass Aidan merken würde, dass ich nicht mit ihm Schluss gemacht hatte, um ihn zu verletzen, sondern, um ihn zu schützen.

Und es hatte auch geklappt. Wenn ihnen etwas passiert wäre, hätte ich bestimmt schon von jemandem gehört, da war ich mir sicher. Und hier war es auch ruhig. Seit sie weg waren, hatte der Maulwurf kein Druckmittel mehr gegen mir. Vermutlich schmiedete der Verräter gerade einen neuen Plan, aber das würde mich noch früh genug jucken.

Außerdem würde ich mir an der Stelle gerne selbst auf die Schulter klopfen, denn ich stellte mich beim Zaubern gar nicht mehr so übel an. Zumindest redete ich mir das die ganze Zeit ein, um mich nicht wie eine komplette Versagerin zu fühlen.

Eines hatte ich jedenfalls in den letzten Monaten begriffen: Hexerei bestand nicht daraus, jemandem eine magische Lichtkugel entgegen zu schießen. Leider. Magie war in den meisten Fällen gar nicht sichtbar.

Wicked Game (Band 3)Where stories live. Discover now