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Aidan

Am späten Nachmittag stießen Addie und Lorcan zu uns. Finley kam auch dazu, ich wusste nur nicht, wie genau das passiert war, oder was genau sie hier zu suchen hatte. Ich hatte Chase einen fragenden Blick zugeworfen, aber er hatte mich ignoriert. Die zwei verbrachten meiner Meinung nach viel zu viel Zeit miteinander. Selbst als Beverly so krank geworden war, hatten die beiden aneinandergeklebt wie bissfeste Spaghetti an der Wand.

Als wir schließlich alle zusammensaßen schloss Beverly die Türe und erzählte in Ruhe noch einmal alles, was bei Cillian und Odilia passiert war. Die Geschichte, die Odilia und Cillian ihr erzählt hatten. Sie berichtete von der Sache mit Gara und fragte Lorcan und Finley, ob sie wirklich alle versucht hatten, Teegan, den Sohn der beiden, umzubringen. Sie bestätigten es, aber ich glaubte, dass sie selbst nicht so ganz mit dem Plan einverstanden gewesen waren und selbst an der Version interessiert waren, die Cillian und Odilia Beverly erzählt hatten. Denn sie hingen förmlich an ihren Lippen, als sie davon sprach, wie sich die beiden kennengelernt hatten. Als wir letztendlich wieder bei Brikeena landeten, war es draußen bereits dunkel.

„Hat sie mit dir geredet?", fragte sie Lorcan, der rittlings auf einem Stuhl saß und die Arme über der Lehne verschränkt hatte, aber er schüttelte bedauernd den Kopf.

„Sie hat mich nicht einmal angesehen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie..." Er stieß den Atem aus. „Ich weiß nicht, es passt einfach nicht zusammen."

„Ich habe ein paar Sprüche in dem Buch gefunden, das Odilia damals praktisch auswendig gelernt hat. Zauber, die jemanden in den freien Willen eines Menschen eingreifen lassen. Könnten die beiden nicht genau das mit Brikeena gemacht haben, als sie sie gefangen gehalten haben?"

Finley schüttelte sofort den Kopf. „Ausgeschlossen. Das wäre aufgefallen. Leute, die unter einem solch starken Bann stehen, verhalten sich nicht mehr wie Menschen. Sie sind wie Maschinen. Sie führen Befehle aus."

„Früher haben Zauberer und Hexen solche Sprüche verwendet, wenn sie ihre Drecksarbeit nicht selbst erledigen wollten", ergänzte Lorcan. „Aber diese Magie anzuwenden ist als illegal eingestuft worden, als Acacia das Oberhaupt im Consilium geworden ist. So wie ein Duzend anderer Zaubersprüche."

„Nur aus reiner Neugierde...", begann Addie und wickelte sich eine Locke um den Zeigefinger. „Würde so ein Zauber nicht auch auf Odilia und Cillian wirken?"

Finley schüttelte den Kopf. „Hexen und Zauberer können diese Art von Magie im Normalfall blockieren. Es funktioniert fast nur bei Menschen, die können sich nicht wehren."

„Können wir eigentlich überhaupt etwas gegen die beiden ausrichten?", fragte Chase und zog die Augenbrauen zusammen. „Denn während wir so darüber reden, habe ich das Gefühl, gegen unbesiegbare Mutanten zu kämpfen."

„Jeder hat seine Schwachstelle", erwiderte Lorcan. „Odilia zu töten wäre leicht. Das Problem ist Cillian. Nicht sie."

„Wenn es so leicht ist, warum habt ihr Odilia dann noch nicht getötet?", fragte Trish provokant.

„Weil wir nicht wissen, wo sie ist", entgegnete Finley widerwillig. „Sie versteckt sich seit Jahren. Ab und an taucht sie irgendwo auf und stellt Unfug an, aber sie ist meist wieder verschwunden, bevor wir überhaupt davon erfahren."

„Iona hatte Kontakt zu Odilia", sagte Beverly und die Blicke aller klebten sofort auf ihr.

„Wie bitte?", fragte ich und sie erzählte, dass Odilia sie als Friedensangebot hergeben wollte, Iona sie jedoch lediglich als Waffe gegen Cillian benutzen wollte.

„Das reicht", meinte Chase entschieden. „Ich brauche Scotch."

„Du bleibst sitzen", erwiderte Finley und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. Sofort warf ich Beverly einen bedeutungsstarken Blick zu und sie hob die Augenbrauen in meine Richtung. „Wir brauchen deine letzten paar Gehirnzellen noch. Wage es bloß nicht, die auch noch zu ertränken." Sie wandte ihren Blick wieder dem Rest von uns zu, nahm ihre Hand aber nicht von seinem Bein, was Chase unübersehbar peinlich war und Beverly Anlass gab, ihm einen gespielt verwunderten Blick zuzuwerfen, nur um sich kurz darauf das Kichern unterdrücken zu müssen. Er grinste Beverly nicht einmal an. Er machte Finley auch nicht mit einem dämlichen Spruch auf ihre Hand auf seinem Bein aufmerksam, oder legte seinen Arm um ihre Schultern, um sie zu provozieren.

Wicked Game (Band 3)Where stories live. Discover now