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Aidan

Ach du Scheiße! Das war der einzige Gedanke, der sich wiederholte, als ich begriff, dass Trish erstickte. Dass sie direkt neben mir auf dem Boden saß und keine Luft mehr bekam.

Wie lange konnte ein Mensch ohne Sauerstoff durchhalten? Der Rekord lag bei zweiundzwanzig Minuten, aber da es nicht Trish's Name war, der im Guinness-Buch stand, nahm ich an, dass sie über eine halbe Minute wohl kaum hinauskommen würde. In meinem Gehirn explodierten alle möglichen medizinischen Dinge, die ich von meiner Mutter mal aufgeschnappt oder irgendwo gelesen hatte. Zum Beispiel, dass beim Luft anhalten weniger der Sauerstoff, sondern viel eher das Kohlendioxid, das sich im Blut anreichert und nicht ausgeatmet, zum Problem wird.

Es ist seltsam, wie intensiv einem jede Sekunde bewusst wird, wenn man das Gefühl hat, nur dreißig Sekunden Zeit zu haben, bevor ein Freund direkt vor einem stirbt. Es war seltsam, wie schnell mein Gehirn, wie in so vielen Stresssituationen, umschalten konnte und alles sofort begriff und verarbeitete und perfekt reagierte. Es war beängstigend, dass ich mich in solchen Momenten am lebendigsten fühlte.

„Was machst du da? Hör sofort auf damit!", schrie Beverly Corona an, löste sich endlich aus ihrer Schockstarre und stürzte auf uns zu.

Corona drehte sich gemächlich zu uns und blickte abfällig auf Beverly hinab.

„Du wirst lernen, mich nicht anzulügen. Und du wirst lernen, zu tun, was ich dir sage, sonst kannst du dich von deinen Freunden verabschieden. Von einem nach dem-"

„Corona!"

Ich fuhr herum. In der Türe zum Zimmer stand Brikeena und sah zwischen uns allen fassungslos hin und her. Sie brauchte nur eins und eins zusammen zu zählen, um zu wissen, was los war.

„Brikeena." Corona richtete sich auf. „Ich hab mich schon gefragt, wann du mich mit deiner Anwesenheit beehrst."

„Auf dich kann ich getrost verzichten", zischte sie und war in der nächsten Sekunde neben Trish.

„Wie bitte?!", fragte Corona laut, was Brikeena dazu bewegte wieder aufzuspringen und sich direkt vor Corona aufzubauen, obwohl sie einen halben Kopf kleiner war als ihre Schwester.

„Ich sagte: Auf dich kann ich getrost verzichten! Du kannst vielleicht jeden anderen hier tyrannisieren, aber ich habe keine Angst vor dir! Du kannst mir nämlich nichts Schlimmeres mehr antun, als-" Noch bevor Brikeena ihren Satz beenden konnte, packte Trish mich an der Schulte rund kippte nach hinten.

„Brikeena!", rief Beverly panisch. Es war höchste Eisenbahn, dass irgendjemand irgendetwas tat.

Brikeena ließ von Corona ab, ließ sich wieder neben Trish fallen, deren zuckender Körper Sauerstoff brauchte und Kohlendioxid loswerden musste und zwar sofort! Denn ich war mir nicht sicher, ob Mephistopheles stärker war als eine Hexe. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass Beverly einmal erwähnt hatte, dass Hexen stärker waren als Dämonen.

Sie griff nach Trish's Hand und flüsterte Worte, die ich nicht verstand. Keine fünf Sekunden später schnappte Trish so heftig nach Luft, dass ich fürchtete, ihre Lungen könnten davon platzen. Sie hustete und tastete mit ihrer freien Hand orientierungslos nach meiner. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich selbst die ganze Zeit das Gefühl gehabt hatte, zu ersticken.

Brikeena ließ ihre Hand wieder los, stand auf und drehte sich zu ihren Geschwistern.

„Und ich hoffe, ihr seid stolz auf euch." Sie sah Arthur und Finley anklagend an. „Denn ich versichere euch, dass es außer euch niemand sein wird!"

„Wir hätten sie doch nicht sterben lassen!", behauptete Finley und verschränkte die Arme vor der Brust. „Unsere Mutter hat dasselbe mit uns gemacht, es ist eine normale Lehrmethode, die-"

Wicked Game (Band 3)Where stories live. Discover now