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Aidan

Nachdem Trish und Brikeena gegangen waren, hatten Chase und Addie ganz unauffällig eine Ausrede vorgeschoben, um mich mit Beverly alleine zu lassen. Sie wollten Brikeena's Rat folgen und Arlen nach etwas fragen, das die Wirkung der giftigen, Zauber-blockierenden Mischung lindern würde. Hoffentlich würden sie ihn auch nach irgendeinem Schlaf- oder Beruhigungsmittel fragen, denn so wie Beverly im Augenblick drauf war, würde sie kein Auge zu tun. Drei Mal hatten wir ihr gesagt, sie solle sich hinlegen und ausruhen, aber sie hatte jedes Mal gefragt, wie wir auch nur auf den Gedanken kämen, sie könne in diesem Schloss unter diesen Umständen Schlaf finden.

Jetzt waren wir alleine, Beverly stand mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt da, starrte hinaus und drückte sich den Daumennagel nacheinander in jede Fingerkuppe.

„Wenn du mir schon nicht sagen willst, was passiert ist, dann setz dich zumindest hin", bat ich. „Ich kann dir was zu essen bringen."

„Ich habe keinen Hunger."

„Dann zu trinken."

„Keinen Durst."

„Du wirst noch umkippen", mahnte ich, aber ich bekam nicht einmal ein Schulterzucken. Ich hatte sie noch nie so kaputt erlebt. So sehr in stiller Verzweiflung gefangen und es zerriss mich, weil sie mich nicht helfen ließ. So hatte sie sich noch nie verhalten. Es hatte lange gedauert, über die hohen Mauern zu klettern, die sie über die Jahre aufgebaut hatte, aber als ich es endlich geschafft hatte, hätte ich nicht gedacht, dass sie mich je wieder würde aussperren können.

Empathie, erinnerte ich mich selbst. Wie würde es dir an ihrer Stelle gehen?

Ich kam schnell zu dem Schluss, dass ich diese Frage nicht beantworten konnte, weil sie mir nicht sagen wollte, was sie erlebt hatte. Hatten sie ihr wirklich nicht wehgetan, oder wollte sie einfach nicht darüber reden? Im Großen und Ganzen sah sie jedoch recht unversehrt aus. Das wiederum machte es mich so unfassbar schwer, ihre traumatisierte Schockreaktion nachvollziehen zu können. Was hatte sie von Cillian und Odilia erfahren, dass sie jetzt so dermaßen neben der Spur war? Obwohl sie in einem Stück zurückgekommen war, mussten dort schlimmes Dinge passiert sein.

„Bev..." Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Du musst mir sagen, was passiert ist. Bitte. Ich will dir doch nur helfen. Wir wollen dir alle helfen, warum willst du das nicht zulassen?"

Manchmal glaubte ich, dass Beverly einfach zu lange alleine gewesen war. Dass sie die Dinge zu lange mit sich selbst ausgemacht hatte und nun glaubte, durch die schlimmsten Momente ihres Lebens auch besser alleine durchzukommen. Dass sie dachte, niemanden zu brauchen.

„Bitte, rede mit mir."

Sie reagierte nicht und ich war versucht, auf die Schuldschiene zu springen, aber das hatte sie nicht verdient. Eine Weile stand ich noch da und betrachtete ihren Rücken, aber dann beschloss ich, dass es zwecklos war.

„Na, schön", gab ich mich geschlagen. „Ich gehe. Ich... lass dich in Ruhe. Falls du was brauchst, du weißt, wo du mich findest."

Genau in dem Moment, in dem ich die Türe öffnen wollte, schluchzte sie auf und ich erstarrte in meiner Bewegung.

„Sie hat gesagt, dass sie dich umgebracht hat."

Ich drehte mich zu ihr. Sie hatte sich umgedreht und sah mich an, als hätte man sie mit einer Peitsche geschlagen.

„Wer?" Ich entfernte mich von der Türe.

„Odilia." Sie schluckte schwer und die Tränen rannten über ihr verzweifeltes Gesicht. „Sie hat mich vor die Wahl gestellt. Gara, meine Schwester, die sie dort schon seit Gott-weiß-wie-lange festhalten, oder du." Sie schüttelte den Kopf. „Ich konnte ihr nicht sagen, dass sie Gara töten soll, das konnte ich nicht. Und dann ist Odilia rausgegangen und hat mich mit Cillian alleine gelassen und wir haben geredet und dann kam sie zurück und hat gesagt..." Ihre letzten Worte gingen in ihren Schluchzern unter und sie presste sich die Hand auf den Mund. „Ich dachte, du wärst tot!"

Wicked Game (Band 3)Where stories live. Discover now