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Beverly

Ungelogen: Es hatte mich fast umgebracht, all diese Dinge zu meinen Freunden zu sagen und sie kaltblütig wegzuschicken. Chase hätte sowas nichts ausgemacht, er hatte es schließlich Wochen lang bei Addie geschafft, aber in meinem Herzen und meiner Seele hatte es riesige Risse verursacht.

Aber ich konnte und wollte weder Chase, noch Trish, noch Aidan auch nur eine Sekunde länger hier wissen. Wer auch immer für Cillian arbeitete, würde in meiner Nähe bleiben, um mich zu beobachten, da war ich mir sicher. Und solange ich in ihrer Nähe war, waren sie auch in Gefahr. Es war dumm genug gewesen, sie überhaupt auf diese Reise mitzunehmen. Und noch dümmer war gewesen, nicht früher gehandelt zu haben.

Wenn ich sie nie wieder sehen durfte, um sie zu beschützen, dann war das ein Opfer, das ich bereit war zu bringen.

Natürlich war ich nicht so naiv, zu denken, dass sie so einfach von der Bildfläche verschwinden konnten. Mein Bauchgefühl verriet mir auch, dass sie früher oder später wieder meine größte Schwachstelle sein würden. Aber diesen Zeitpunkt wollte ich hinauszögern.

Ich hatte sie verletzt. Es war notwendig gewesen, sonst wären sie hier geblieben.

Es ist leichter, die Menschen zu verlassen, die wir hassen. Auch wenn es nur temporär ist. Nur war ich mir nicht sicher, ob sie mir verzeihen würden. Ob sie verstanden.

Als ich an Trish's traurige Haltung dachte, drehte sich mir der Magen um.

Als ich an Chase' wütende Worte dachte, wurde mir speiübel.

Und als ich an Aidan's verletzte Augen dachte, als ich mit ihm Schluss gemacht hatte, kauerte ich mich auf der Fensterbank zusammen und begann zu weinen.

Jetzt war ich wirklich alleine.

Ich wusste endgültig nichts mehr mit mir anzufangen.

Es wäre leichter gewesen, einfach tot zu bleiben. Aber Iona hatte mich ja selbstsüchtiger Weise zurückholen müssen.

Meine Freunde hatten mir Halt gegeben. Jetzt waren sie weg und ich fühlte mich verlorener, als je zuvor.

„Klopf, klopf."

Erschrocken sah ich auf. Ich hatte so laut geschluchzt, dass ich nicht bemerkt hatte, dass Lorcan in mein Zimmer gekommen war.

Zerknirscht lächelte er mich an. „Alles okay?"

„Bestens." Schniefend trocknete ich mir die Augen. Er betrachtete mich mitfühlend. Dann deutete er mit dem Daumen auf den Flur.

„Ich hab... mitbekommen, dass deine Freunde abgereist sind." Ich nickte. „Warum?"

„Weil ich sie rausgeschmissen habe."

„Warum?"

„Weil ich sie beschützen will."

Er lachte leise auf.

„Was ist daran lustig?", fauchte ich.

„Weil du sie nicht beschützen kannst. Höchstens vor Cillian. Aber das ist nur eine Gefahr von tausend anderen."

„Aber eine, über die ich die Kontrolle habe."

Lorcan kam zu mir, ich zog die Beine noch näher an und er setzte sich mir gegenüber auf die Fensterbank. Es war ein strahlend schöner Tag. Der Himmel war blau, die Baumwipfel wiegten sich im Wind hin und her.

„Sie hassen mich", flüsterte ich.

„Nein, das glaube ich nicht."

Ich sah ihn an. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich sie nicht hier haben will. Und dann habe ich mit meinem Freund Schluss gemacht. Sie hassen mich."

Wicked Game (Band 3)Where stories live. Discover now