27

126 19 10
                                    

Beverly

Addie's Baby hatte silberne Augen. Und obwohl es keine Haut hatte, lag es in ihren Armen und schrie. Addie lachte.

Es war ein hässliches Baby. Ein Baby, das ein hässliches Leben haben würde. Ein verfluchtes Leben.

Ich rannte aus dem Krankenzimmer auf den Flur. Einige Ärzte und Krankenschwestern bewegten sich an mir vorbei, ohne von mir Notiz zu nehmen. Ich beschloss, dass ich mir etwas zu trinken kaufen wollte und suchte nach dem Automaten. In meiner Tasche waren noch ein paar Münzen. Doch als ich an dem Automaten ankam, stand Fabiana in einem weißen Kleid davor und drückte auf die Tasten.

Wie erstarrt blieb ich stehen. Sie durfte mich nicht sehen. Sie sollte nicht wissen, dass ich hier bei Aidan und Addie war. Das würde ihr nicht gefallen.

Doch es war zu spät. Sie entdeckte mich und drehte sich zu mir. Ihr Kleid war völlig zerfetzt und ihre Gedärme lagen lose in der offenen Bauchhöhle.

„Du wirst ihn noch umbringen!", schrie sie vorwurfsvoll. Niemand außer uns war auf dem Flur. „Du wirst für seinen Tod verantwortlich sein, so wie du für meinen verantwortlich bist." Dann verzog sie ihre Lippen zu einem boshaften lächeln. „Ich war viel besser als du."

Schnell drehte ich mich um und begann zu laufen, auch wenn ich nicht wirklich vorankam. „Er wird dich verlassen, weil ich besser war als du! Ich war perfekt!" Ich rannte weiter, aber ihre Stimme wurde lauter. „Und du? Was bist du? Du bist ein Todesengel. Jeder um dich herum stirbt!"

Ich lief auf ein Fenster zu, griff nach einem Stuhl und warf ihn durch die Scheibe. Schnell kletterte ich aus durch den Rahmen und fiel einige Meter, bevor ich auf dem Boden aufprallte. Wenigstens hatte ich Fabiana abgehängt.

Ich sah mich um. Es war definitiv kein Krankenhausparkplatz auf dem ich gelandet war.

Alles stand in Flammen. Der Boden bestand aus aufgesprungener, trockener Erde. Die Büsche und Bäume waren kahl und verkohlt. Überall brannte es und der Rauch stieg gen Himmel, über dem dicke Wolken hingen. Obwohl ich keine Probleme zu atmen hatte, hielt ich mir den Ärmel vor Mund und Nase und ging durch die hitzige Landschaft. Als ich mich zu dem Krankenhaus, aus dem ich eben entkommen war, umdrehte, sah ich das Schloss. Es war komplett zerstört. Als wären mehrere Bomben eingeschlagen.

Jetzt konnte ich auch die Schreie hören. Ich lief in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Was ich sehen konnte, waren endlos viele Scheiterhaufen, die langsam aber sicher zu brennen begannen. Meine Geschwister und meine Freunde waren an die Holzmasten gebunden. Ihre Gesichter waren alle blutig und blau geschlagen. Überall konnte ich schwarze Gestalten und Schatten erkennen, von denen ich nicht gesehen werden durfte, denn sie gehörten zu Cillian's Gefolgsleuten. Als die Luft rein war, lief ich zu dem Scheiterhaufen, der mir am nächsten war. Es war der, an den Aidan gebunden war. Ich kletterte die Äste zu ihm hinauf. Dabei schnitt ich mir die Hände auf.

„Was ist passiert?", fragte ich leise und nahm sein geschundenes Gesicht vorsichtig in meine Hände.

„Das ist deine Schuld", röchelte er. Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, ich- ich wusste nicht, dass so etwas passiert."

„Fabiana war besser."

Ich versuchte seine Worte zu ignorieren und wollte ihn losbinden, bevor wir beide in Flammen aufgehen würden. Aber dann rissen erneute Schreie meine Aufmerksamkeit von Aidan.

„Trish!", schrie ich panisch, als ich bemerkte, dass sie in wenigen Sekunden von dem Feuer erreicht werden und verbrennen würde. Ich stolperte von Aidan's Scheiterhaufen und lief zu meiner besten Freundin, doch bevor ich sie erreichen konnte, schnappten mich die schwarzen Gestalten und drückten mich auf den Boden. Sie hielten mich in eisernem Griff gefangen und zwangen meinen Kopf in die Richtung, in der Trish verbrannte. Ihre Schreie waren ohrenbetäubend, aber ich konnte nicht wegsehen. Ich musste verzaubert worden sein, denn ich konnte meine Augen nicht vor den schrecklichen Bildern verschließen. Ich wand mich in dem Griff der Gestalten, aber ich war nicht stark genug.

Dann zerrten sie mich auf die Füße und schleiften mich mit sich, während ich immer wieder nach Trish, Chase und Aidan schrie. Die Gestalten warfen mich wieder auf den Boden. Ich musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass Cillian direkt vor mir stand und mich in wenigen Sekunden umbringen würde.

Ich blickte auf. Mir brach der kalte Angstschweiß aus, als ich ihn sah.

Er hatte sein Gesicht. 

Wicked Game (Band 3)Where stories live. Discover now