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Beverly 

Zum ersten Mal war ich mit Corona einer Meinung. Und da die Hinrichtung morgen war, gingen wir alle fest davon aus, dass Odilia und Cillian noch heute Nacht versuchen würden, Brikeena hier rauszuholen.

Das Abendessen war mehr als deprimierend. Corona ließ zwar allen die freie Wahl, hier zu bleiben und das war vielleicht auch die erste kluge Entscheidung, die sie getroffen hatte, seit ich sie kannte, aber die meisten waren zu lange in diesem Krieg versauert, zu viele Freunde und Familienmitglieder verloren und wollten nicht gehen.

Hauptgrund vieler war wohl Theodoric. Sein Tod war die Motivation vieler meiner Geschwister. Vielleicht auch einer der Gründe, warum ich hier bleiben wollte.

Iona verabschiedete sich, aus dem nachvollziehbaren Grund, dass Odilia ihr Recht, in Irland Königin zu werden, in Anspruch würde nehmen können, würde Iona heute Nacht etwas zustoßen. Sie hatte ihrer Tochter zwar das Recht auf den Thron verweigert, aber wäre Iona erst aus dem Weg geräumt, würden Cillian und Odilia einen Weg finden.

Daraufhin wollten einige, insbesondere Arthur, dass auch Acacia die Insel verließ, damit sie das Oberhaupt des Consiliums bleiben konnte. Zumindest noch ein paar Monate.

Doch Acacia weigerte sich. Sie wollte bleiben.

Ein teurer, alter, gesegneter Wein wurde ausgeschenkt, den Trish wegen ihres Dämons nicht trinken konnte. Er sollte allen Glück bringen und in dieser Nacht bestehen. Ich fragte mich, wie der Wein das schaffen sollte. Mir war die ganze Zeit über schon so schlecht, dass ich mein Weinglas zu Chase schob, ohne etwas getrunken zu haben. Ich aß auch nichts, obwohl mir meine Freunde das Essen schon beinahe den Rachen hinunterstopfen wollten.

Natürlich konnte ich es nicht mit Sicherheit wissen, aber ein ungutes Gefühl verriet mir, dass Odilia heute Nacht hier auftauchen würde. Basierend auf dem, was ich über sie wusste, scheute sie sich nicht vor Konfrontationen.

Natürlich wünschte ich mir, dass wir sie erwischen würden. Aber ich glaubte nicht, dass sie es uns einfach machen würde. Sollten wir sie heute Nacht fangen, würde ein richtiger Krieg beginnen, denn dann würde Cillian sie um jeden Preis zurückholen wollen.

~~ ~~

An Schlaf war nicht zu denken. Nicht einmal ansatzweise. Ich und meine Freunde hatten strikte Anweisungen, uns nicht aus meinem Zimmer zu bewegen. Addie ging schon seit einer Stunde auf und ab, obwohl wir sie dazu bewegen wollten, sich hinzulegen und ein bisschen zu schlafen. Wir würden sie wecken, sobald etwas passierte. Nein, sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Sie spürte eine Vision aufkommen, konnte sie aber nicht auslösen.

Eigentlich hatten wir sie von hier wegschaffen wollen, aber sie hatte uns nicht alleine lassen wollen, weil Aidan hier bleiben wollte, weil ich hier bleiben wollte.

Es war kurz nach Mitternacht und ich saß zusammengekuschelt mit Aidan in einer Zimmerecke. Meine Hand lag in seiner. Unsere Köpfe gegeneinander gelehnt.

Keiner redete sonderlich viel, denn wir versuchten so leise wie möglich zu sein und es schien, als wüssten die Kerzen, dass wir nicht entdeckt werden durften, denn ihre Flammen flackerten gerade helle genug, damit ich die Gesichter der anderen erkennen konnten.

Chase stand am Fenster und starrte in die Nacht. Trish lag auf der Couch und starrte an die Decke. Vielleicht betete sie, dass niemandem etwas passieren würde. Addie krallte ihre Finger in eine Tischkante und presste die Augen zusammen, als versuche sie, die Vision, die in ihr brodelte an die Oberfläche zu ziehen.

Aidan drückte mir einen langen Kuss in die Haare und flüsterte dabei ein „Ich liebe dich" in mein Ohr, so leise, dass ich es beinahe nicht verstanden hätte. Ich war mir auch nicht ganz sicher, ob er wollte, dass ich es verstand. Trotzdem drückte ich seine Hand fester und schloss die Augen.

Wicked Game (Band 3)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum