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Beverly

„Hey, Bevy." Evan setzte sich neben mich, lächelte mich mit seinem spitzbübischen Lächeln an und legte einen Arm um mich. Ich hasste es, wenn er mich „Bevy" nannte und mein ganzer Körper spannte sich an, als er mich berührte. Aber das bemerkte er nicht. Und mir wäre es viel zu unangenehm gewesen, seinen Arm von meinen Schultern zu nehmen. Ich umklammerte meine Colaflasche fester, als ich hätte sollen. Das Kondenswasser machte die Flasche rutschig.

„Warum sitzt du hier drinnen?", fragte er und rutschte noch näher an mich heran.

Durch die Fensterfront blickte ich in unseren Garten. Die laute Musik drang selbst durch die geschlossenen Türen, und das, obwohl diese aus fünf Schichten Panzerglas bestand. Hier drinnen war keiner. Alle waren im Garten, sonnten sich auf dem Gras oder auf den Liegen, genossen das kühle Wasser des Pools, oder saßen im Schatten eines Baumes und schlürften ihre Cocktails.

Die Frage, warum ich hier drinnen saß, war leicht zu beantworten. Ich hasste Menschen. Aber das konnte ich Evan nicht sagen. Ich galt auch so schon als durchgeknallt. Also zuckte ich nur mit den Schultern und trank einen Schluck Cola um meine Nervosität zu überbrücken.

Ich hielt nach Delilah und Vicky Ausschau, in der Hoffnung, dass sie mich hier drinnen mit Evan entdecken und retten würden. Aber die Chance, dass das passieren würde war sehr gering.

„Du sprichst wirklich nicht viel, oder?", fragte Evan und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Jetzt hätte eigentlich der Zeitpunkt kommen sollen, an dem ich aufstehen und weggehen hätte sollen. Ihm dabei noch die Cola über die Hose kippen sollen oder so. Ihn von mir wegstoßen. Irgendetwas tun. Aber ich fühlte mich wie paralysiert.

Evan Nelson gehörte zu den beliebten Teenagern, das wusste ich. Er war nicht viel älter als ich, und ich wusste, wie viele Mädchen in meinem Alter sich ein lebenswichtiges Organ herausgeschnitten hätten, um Evan auch nur einmal so nahe zu sein. Warum konnte ich nicht auch zu den Mädchen gehören, die die Nähe eines Jungen genossen? Evan sah nicht zum Davonlaufen aus. Er hatte sogar große Ähnlichkeit mit Anthony und Anthony mochte ich. Alle sprachen von seiner sexy Stimme, die bei mir nur Unbehagen hervorrief. Oder seinen angeblich so tollen Muskeln, die mich nur denken ließen, dass ich mich unmöglich gegen irgendetwas hätte wehren können, weshalb ich es vielleicht auch gar nicht versuchen würde.

Dann erspähte ich meine Schwester im Garten. Sie ging von Gruppe zu Gruppe und unterhielt sich mit jedem für ein paar Sekunden. Sie wusste, wie sie ihre Gäste bei Laune halten konnte. Sonst wären heute wohl kaum über zweihundert Leute hier gewesen. Unsere Eltern waren nicht zu Hause und das war für meine Schwester natürlich die perfekte Gelegenheit, eine Party zum Schulstart zu schmeißen. Eigentlich ging mich diese Party nichts an, weil ich nach wie vor nicht in die Schule gehen würde. Es war nun schon fast drei Jahre her und trotzdem entschieden sich die Ärzte und Psychiater immer noch dafür, mich zu Hause unterrichten zu lassen. Ich hatte weniger als halb so viele Stunden, wie meine Schwester, die die Privatschule besuchte, an die auch ich hätte gehen sollen. Aber das störte mich nicht. So hatte ich mehr Zeit für andere Dinge.

Evan streifte meine Haare von meiner Schulter. Er kam näher an mein Ohr heran.

„Wie müssen nicht reden", flüsterte er. Er begann meinen Hals zu küssen. Ich unterdrückte den Drang zu weinen. Hätte ich das nicht eigentlich schön finden sollen? Alle Mädchen in meinem Alter fanden das schön. Aber ich musste aufpassen, um nicht am ganzen Körper zu zittern. Innerlich betete ich, dass irgendjemand herein kommen würde. Dass uns irgendjemand bemerken würde, dem die Situation komisch vorkam. Aber als Evan seine Hand unter mein Shirt schob, wurde mir bewusst, dass keiner kommen würde, weil keiner denken würde, dass ich wollte, dass jemand herein kam.

Wicked Game (Band 3)Where stories live. Discover now