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Aidan

Die letzten elf Wochen waren vielleicht die besten seit langem gewesen. Ich hatte die ganze Beverly-Geschichte erfolgreicher verdrängt, als ich es nach ihrem Tod getan hatte, und versucht zu meinem normalen Leben zurück zu kehren.

Ich hatte meine Eltern jedes Wochenende besucht, die sich mächtig gefreut hatten, mich wieder zu sehen. Gut, okay, Dad hatte sich gefreut, mich wieder zu sehen. Mom hatte sich wohl nur darüber gefreut, wieder einen Spion zu haben, der ihr alles über Addie erzählte. Über Addie und die Babies und Trev, weil meine Schwester natürlich alles darum gab, unsere Mutter nicht in jedes Detail einzuweihen. Dabei glaubte ich, dass Mom sich ehrlich auf die Babies freute. Nur eben nicht so früh und schon gar nicht mit Trev als Vater.

Aber vermutlich war Mom ähnlich veranlagt wie Rose: Eine furchtbare Mutter, aber eine nicht ganz so miserable Großmutter.

Ich hatte mich wieder an der Uni für das nächste Semester angemeldet. Ich hatte mich mit ehemaligen Nachhilfeschülern in Verbindung gesetzt, um meine Freizeit mit sinnvollen Aktivitäten zu füllen.

Und was am Wichtigsten war: Ich hatte viel Zeit mit meiner Schwester verbracht, die mit jedem Tag unruhiger und unruhiger wurde. Ihr Bauch hatte mittlerweile die Größe eines Gymnastikballs. Na schön, vielleicht nicht ganz so groß, aber doch gewaltig und ich fragte mich, ob sie bald platzen würde. Kamen Zwillinge nicht fast immer vor dem errechneten Geburtstermin?

„Wie wäre es mit... Emma?", hatte sie vor ein paar Tagen gefragt, als sie mit einem Block auf dem Schoß auf der Couch gesessen und uns alle möglichen Namen von ihrer Liste vorgetragen hatte, die für sie und Trev in Frage kamen.

Emma?", hatte Chase sie missbilligend gefragt. „Geht es nicht noch stereotypischer? Sara vielleicht? Oder Lucy?"

„Klappe, der Junge bekommt schon den Namen Ace! Dir zu Ehren." Grübelnd hatte sie den Blick auf die Liste gerichtet und mit dem Stift dagegen getippt. „Gut, dann bin ich für Freya."

„Ich nicht." Trev hatte entschieden den Kopf geschüttelt. „Freya... Das klingt nach einer Prostituierten. Ich bin immer noch für Aubrey. Oder Audra."

Addie hatte die Augen verdreht. „Darüber reden wir noch."

Und das taten sie auch. Jeden Abend diskutierten sie fleißig darüber, ob das Mädchen Aubrey, Audra, Emma oder Freya heißen sollte. Oder Clarice oder Taylor oder Mary oder Sandra oder Christa...

Ich war wieder in mein altes Zimmer in Fresno gezogen, wohingegen Chase die meiste Zeit bei Trish war, die in Beverly's Haus wohnte. Außer, wenn er Mädchen abschleppte. Die brachte er komischer Weise immer zu uns.

Am zweiundzwanzigsten März hatte ich Geburtstag gehabt. Und obwohl Addie mir zu Ehren eine riesige Party in Beverly's Haus geschmissen hatte, mit all meinen ehemaligen Studienkollegen und ein paar ihrer Freunde, konnte ich nicht anders, als die ganze Zeit auf einen Anruf von Beverly zu hoffen. Mein Geburtstag wäre eine gute Ausrede für sie gewesen, mich zu kontaktieren, oder nicht? Nur hatte ich nicht einmal eine Nachricht von ihr erhalten und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es mich nicht zumindest ein bisschen gekränkt hatte. Ich machte mir nichts aus Geburtstagen, aber je länger ich nichts von ihr hörte, desto mehr glaubte ich, dass ihr das Ende unserer Beziehung ernster war als mir.

Dad hatte mir am selben Tag gratuliert, Mom war wie immer ein paar Tage zu spät dran gewesen, mit der Ausrede, dass im Krankenhaus so viel zu tun gewesen war, aber sie mir Geld auf mein Konto überwiesen hatte und ich mir davon etwas Nettes kaufen sollte.

Am sechsten April hatte Trev Geburtstag gehabt. Er hasste Geburtstage, oder viel mehr nervte es ihn, im Mittelpunkt zu stehen. Also hatten wir uns einfach zu fünft in Beverly's Haus verschanzt, damit Trish nicht raus musste, hatten Sushi bestellt und den fünften Teil von Fast&Furious angesehen.

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt