Caden

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»A smile is such a lovely thing, especially upon your face«

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Ich musterte Jamie erneut und fragte mich, was in seinem Kopf vorging. Sollte ich ihm anbieten, sich bei mir zu duschen? Ich befürchtete jedoch, dass er nicht die nötige Kraft dazu aufbringen konnte.

"Würdest du mir vielleicht auch eine Hose leihen?", fragte er zögernd und es war ihm sichtlich unangenehm, so hilflos zu sein.
"Natürlich. Ist eine Jogginghose okay? Meine anderen Hosen habe ich nämlich noch nicht gebügelt", erklärte ich ihm. Was ich sagte, entsprach nicht ganz der Wahrheit. Eigentlich konnte ich überhaupt nicht bügeln, weshalb ich meine Kleidung immer ungebügelt anzog.
Aus irgendeinem Grund war es mir jedoch unangenehm, ihm eine faltige Hose zu geben. Somit würde er mich zumindest nicht für völlig unfähig halten. Wieso ich plötzlich wert darauf legte, obwohl es mir sonst immer ziemlich egal war, wusste ich nicht.

Jamie nickte und lächelte. Ich ging erneut zu meinem Kleiderschrank und kehrte mit einer Jogginghose zurück. Ich hatte die einzige ausgewählt, die noch nicht allzu abgenutzt aussah.
"Danke, ich werde sie dir bald zurückgeben", versprach er mir und wagte den Versuch, aufzustehen.
"Soll ich dir helfen?", fragte ich ihn und konnte nicht verhindern, dass ich besorgt klang.

Er antwortete nicht direkt, hatte jedoch Probleme damit, sein Gleichgewicht zu halten. Ohne darüber nachzudenken, griff ich nach seiner Hand, wodurch er sich auf den Beinen halten konnte.
"Ich habe noch nie so viel getrunken", sagte er kleinlaut und sah mich daraufhin ein wenig nervös an. Während ich seine Hand hielt, musste ich mir eingestehen, dass ich es genoss, seine Wärme zu spüren. Es war zwar nichts unübliches, die Hand einer anderen Person zu halten, doch bei Jamie fühlte es sich auf eine merkwürdige Weise besonders an.

Als er mich so direkt ansah, konnte ich den Moment dazu nutzen, mir seine Augen anzuschauen, die in einem ungewöhnlichem Blau glänzten.
"Okay, danke. Ich glaube, es geht jetzt", meinte er und ließ zu meinem Bedauern von meiner Hand ab.
Während Jamie das Shirt auseinander faltete, warf ich einen letzten Blick auf seinen Körper.

Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, was mit mir los war. Es war schwer, in sein Gesicht zu schauen, wenn er beinahe unbekleidet vor mir stand.
Eigentlich war es ja nichts unnormales, als Junge einen anderen Jungen zu betrachten. Es war schließlich verständlich, dass man sich aus Neugierde mit dem anderen verglich.
Das redete ich mir jedenfalls ein. Doch insgeheim war ich mir bewusst, dass das nicht der einzige Grund war.
Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, fand ich diesen Jungen unaussprechlich attraktiv.

Es ließ sich ebenfalls nicht verhindern, dass mein Blick weiter an ihm  hinab glitt. Sein Oberkörper war ehrlicherweise nicht das Einzige, was mich interessierte. Als ich mich dabei erwischte, war ich noch im selben Moment beschämt über meine unvernünftigen Gedanken.

Nachdem Jamie sich das Shirt über den Kopf gestreift hatte, schien er meinen Blick zu bemerken. "Stimmt etwas nicht?", fragte er und sah an sich hinunter.
Panik überkam mich. Er hatte genau gesehen, wohin ich geschaut hatte, das stand fest.

"Nein, nein. Ich habe mich bloß gefragt, ob...", stammelte ich. Er blickte mich fragend an und ich fühlte mich dazu gezwungen, fortzufahren. "Ob deine Boxershorts wohl auch etwas von meinen Getränken abbekommen haben."

Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und die Frage, ob er meiner Lüge Glauben schenkte, brachte meinen Kopf beinahe zum Explodieren.
"Keine Sorge, das ist schon okay." Ich nickte und versuchte, meine Fassung wiederzuerlangen.

"Ich werde dann wohl mal besser gehen", beschloss er und griff nach seinem Handy, das ich gestern vorsorglich auf dem Tisch abgelegt hatte. Ich wollte nicht, dass er schon ging. Es war zwar nicht so, dass ich selten Besuch bekam, doch seine Anwesenheit genoss ich auf eine andere Art und Weise.

"Okay", sagte ich bloß und ließ ihn nicht aus den Augen, bis er meine Eingangstür erreichte. Es wunderte mich, dass er dies überhaupt ohne meine Hilfe schaffte.
"Wir sehen uns dann bestimmt irgendwann mal", ergänzte ich und folgte ihm schließlich. Jamie lächelte, woraufhin er sagte: "Danke für alles. Ohne dich würde ich jetzt sicherlich in irgendeiner schmutzigen Ecke liegen. Und deine Sachen bringe ich dir so bald wie möglich zurück."

"Keine Ursache. Damit kannst du dir aber ruhig Zeit lassen, ich brauche sie nicht so dringend zurück", erwiderte ich gelassen und lehnte mich an den Türrahmen.
Jamie nickte und öffnete die Tür, verweilte jedoch noch einen Moment.
"Was studierst du eigentlich?", fragte er mich und klang interessiert, so als hätte ihm diese Frage die ganze Zeit über auf der Zunge gebrannt.

"Chemie, ist ziemlich anstrengend. Und du?", antwortete ich ihm und dachte unweigerlich an meine bevorstehende Prüfung.
"Bioinformatik. Auch nicht viel besser, schätze ich", sagte er mit einem Lächeln.
Ich nickte beeindruckt und verabschiedete mich schließlich von ihm, nachdem er sich ein letztes Mal bei mir bedankt hatte.

Sobald ich alleine war, fühlte ich mich auf unerklärliche Weise von einer dunklen Leere umhüllt.
Ich beschloss, nicht weiter über meine Gefühle oder über diese Begegnung nachzudenken und stattdessen für meine anstehende Prüfung zu lernen. Auch, wenn meine Motivation auf dem Nullpunkt angekommen war, musste ich damit anfangen.

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