Jamie

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»Your lips so soft and red,
the thought of kissing you is stuck in my head«

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Bei meinem Treffen mit Beth hatte sie mich wiedermals dazu gezwungen, ihr alles von Caden zu erzählen. 
Sie hatte beinahe ihren Verstand verloren, als ich ihr sagte, dass er bei mir übernachtet hatte.
Wir saßen bereits zwei Stunden im Park und ich begann allmählich zu frieren, da der Wind immer kälter wurde. 
Als ich Beth von der Sache mit meiner Schwester erzählt hatte, hatte sie mich wahrscheinlich ganze 5 Minuten lang so feste umarmt, dass ich beinahe keine Luft mehr bekam. Wir redeten eine Weile darüber, bis sie beschloss, mich auf andere Gedanken zu bringen. “Soll ich dir noch meine Jacke leihen, Prinzessin?”, fragte Beth mich mit provokanter Stimme. Ich warf ihr einen bösen Blick zu und sagte: “Wenn mir deine Jacke passen würde, hätte ich das Angebot angenommen.”
Sie lachte und fragte: “Du kommst doch zu der Party von Max nächste Woche, oder? Ich brauche dringend deine Hilfe, was mein Outfit angeht. Ich meine, wer könnte mir da besser helfen, als mein bester Freund, der eine kleine Tunte ist? Mit femininen Dingen kennst du dich ja aus.”
“Du willst dich wirklich mit mir anlegen, oder?”, fragte ich sie und stieß ihr mit dem Ellbogen in die Seite. “Ich bin also eine Tunte, ja?” Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Beth ärgerte mich des Öfteren damit, dass ich auf Jungs stand. Für mich war das kein Problem, da sie eine der wenigen war, die mich bedingungslos unterstützen. 
Sie lachte und entgegnete: “Irgendeinen Vorteil musst du ja haben. Du kannst wahrscheinlich besser in High Heels laufen, als ich!”
Ich tötete sie mit meinem Blick, empfand es jedoch als zu mühselig, ihr eine Antwort darauf zu geben. 
“Nein, mal im Ernst. Du kommst doch, oder? Caden wird bestimmt auch da sein”, fuhr sie fort und sah mich erwartungsvoll an. Ich seufzte, weil mir klar war, dass ich praktisch keine andere Wahl hatte. 
“Du willst ihn doch bestimmt wieder sehen, oder? Vielleicht passiert dann ja sogar mehr…”, überlegte Beth und starrte verträumt zu dem alten Brunnen hinüber. 
“Mach mir keine falschen Hoffnungen, wahrscheinlich will er überhaupt nichts von mir”, erwiderte ich resigniert. 
“James”, begann sie in strengem Tonfall. Ich blickte sie verwundert an, da sie mich nur in den seltensten Fällen bei meinem richtigen Namen nannte. 
“Du weißt doch genau, dass ich eine Beziehungsexpertin bin”, fuhr sie fort und warf ihren langen Pferdeschwanz über die andere Schulter. Ich lachte und entgegnete: “Weil du selbst ja auch schon so viele Beziehungen gehabt hast.”
Sie funkelte mich erbost an, ließ sich jedoch nicht von mir beirren. “Es ist in meinen Augen ganz offensichtlich, dass dieser junge Mann mehr als nur einen gewöhnlichen Freund in dir sieht. Allein seine Reaktion, als er auf deinem Körper aufwachte, zeugt davon. Und später hat er sich doch nochmals mit seinem Kopf auf deine Beine gelegt, oder nicht? Das ist meiner Meinung nach eine Pose, die nur Pärchen oder zukünftige Pärchen einnehmen. Es ist doch ganz eindeutig, dass Caden nicht nur auf deinen Beinen liegen wollte. Ich wette mir dir, er wäre gerne ein bisschen weiter-”. “Okay, nein, warte mal. So romantisch war das überhaupt nicht! Er war nur noch müde und hat sich nach hinten fallen lassen. Dass meine Beine dort lagen, war reiner Zufall. Das hat er bestimmt nicht geplant gehabt. Und außerdem glaube ich nicht, dass er solche schmutzigen Gedanken hat!”, unterbrach ich Beth, woraufhin sie bloß kicherte. 
“Ich bin zwar keine Junge und ich bin auch nicht schwul. Aber wenn ich Caden wäre, auf den diese beiden Dinge zutreffen, dann wäre das mit Sicherheit mein Gedanke. Vertrau mir, Jamie. Außerdem hat er längst zugegeben, dass er dich heiß findet”, sagte sie und grinste zufrieden. 
“Wann soll er das bitte zugegeben haben? Und außerdem weißt du überhaupt nicht, ob er schwul ist…”, erwiderte ich ihr und verschränkten die Arme vor der Brust. 
“Als ich ihn zu deiner Wohnung geführt habe. Ich habe ihn gefragt, ob er dich auch gutaussehend findet. Er war ein wenig nervös, sagte aber ja”, antwortete sie mir stolz. Ich sah sie fassungslos an und verbarg mein Gesicht in den Händen. “Das hast du nicht wirklich getan, oder? Sag mir, dass du das nicht getan hast.”
“Doch, tut mir leid”, sagte sie, doch ihrem Tonfall nach zu urteilen tat es ihr keinesfalls leid. 
“Ich hasse dich, Beth”, nuschelte ich undeutlich in meine Hände hinein, woraufhin sie bloß lachte. 
“Insgeheim bist du mir bestimmt dankbar. Immerhin hast du jetzt eine Antwort, falls du dich das gefragt hast”, sagte sie selbstsicher und streichelte mir mitfühlend durchs Haar. 
Ich war tatsächlich erleichtert über seine Antwort, doch das unangenehme Gefühl überwog in diesem Fall. Wieso stellte Beth ihm solche peinlichen Fragen?
“Ach, Jamie”, begann sie versöhnlich und umarmte mich von der Seite. Ihr Kopf lehnte an meiner Schulter und sie fuhr fort: “Ich kenne dich schon lange genug, um zu sagen, dass du dir wirklich Sorgen darüber gemacht hast. Wieso denn? Du hast einen tollen Körper und so ein hübsches Gesicht. Und wenn man dann noch deinen Charakter dazu zählt, kann man dich doch nur lieben.” 
Ihre Worte rührten mich, da ich wusste, wie ehrlich sie es meinte. Doch es fiel mir oft schwer, mich selbst so zu lieben, wie ich war. Es war nunmal so, dass ich ziemlich unsicher sein konnte. Beth wusste das nur zu gut. Und da es ihr nicht anders ging, ermutigten wir uns oft gegenseitig. Ich schätzte ihre Worte auch in diesem Moment, doch es war nicht immer einfach, direkt wieder nach vorne zu schauen. 
Caden war mir schnell wichtig geworden und es machte mich innerlich fertig, nicht zu wissen, was er wirklich über mich dachte. Da ich ihn sehr mochte, wollte ich ihm meine beste Seite zeigen. Mein wahres Ich. Doch meine Selbstzweifel sagten mir oft, dass ich einfach nicht genug war. Wahrscheinlich war der Auslöser für all das meine Familie gewesen, die mich nicht so akzeptieren konnte, wie ich war. 
“Danke, Beth. Aber meine Eltern würden dir bestimmt etwas anderes über mich sagen. Sie sehen in mir nur das Schlechte”, sagte ich frustriert, ohne meinen Kopf wieder zu heben. 
Auch Beth verweilte in ihrer Position und griff nach meiner Hand, um sie zu halten. “Wenn das Schlechte, was sie in dir sehen, da ist, was du tief in dir drin fühlst, dann verdienen sie dich nicht. Dich nur wegen dieser einen Sache abzulehnen ist schlimm. Aber weißt du was? Für sie ist es noch viel schlimmer, da sie verpassen, was du für ein toller Mensch bist.”
Mir wurde warm ums Herz, als ich ihre Worte hörte. “Ich habe dich lieb”, flüsterte ich, legte meinen Arm um Beth und drückte sie näher an mich. “Du bist die Beste. Danke.”
Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und sagte: “Merk dir, was ich gesagt habe. Okay?”
Ich nickte und schenkte ihr ein warmes Lächeln. 
“Erzähl mir von Mason. Empfindest du etwas für ihn?”, fragte ich sie, um das Thema zu wechseln. Beth seufzte verträumt und richtete sich wieder auf. 
“Ich kann es dir nicht sagen. Wenn ich bei ihm bin, macht es mich glücklich. Aber ob da wirklich mehr draus werden kann, weiß ich wirklich nicht. Hübsch ist er ja und intelligent auch. Aber irgendetwas fehlt mir an ihm”, erklärte sie mir unentschlossen. 
“Vielleicht verbringst du einfach noch etwas mehr Zeit mit ihm, um deine Antwort zu finden”, schlug ich ihr vor. “Danke. Den Ratschlag gebe ich dir zurück”, sagte sie und zwinkerte mir zu. Ich lächelte und betrachtete den Himmel, der langsam wieder klarer und heller wurde. Das Blau, welches sich mir entgegen streckte, war wunderschön und vielversprechend auf all die verschiedenen Farbtöne, die in den nächsten Stunden folgen würde. 
“Weißt du was, Jamie?”, begann Beth und richtete ihren Blick ebenfalls dem weiten Himmel entgegen. “Vielleicht bin ich einfach noch nicht über Isabelle hinweg. Ich muss noch oft an sie und unsere gemeinsame Zeit denken.”
Ich sah sie an und fragte: “Vermisst du sie? Sei ehrlich.” Beth seufzte erneut und antwortete nach kurzem Überlegen: “Ich glaube schon. Ja, ich vermisse sie.”
“Ich denke du verbringst einfach so viel Zeit mit Mason, um dich abzulenken. Vielleicht versuchst du einfach unterbewusst, deine Gefühle auszublenden. Aber in Wahrheit wünschst du dir Isabelle zurück?”, meinte ich nachdenklich. “Damit könntest du recht haben”, sagte Beth betrübt. “Meinst du, sie vermisst mich auch? Zumindest manchmal?”, fragte sie dann und ich konnte den Funken Hoffnung in ihrer Stimme nicht überhören. 
“Das kann ich dir nicht sagen. Die Möglichkeit besteht aber. Ich weiß trotzdem nicht, ob es eine gute Idee ist, sich an ihr festzuhalten”, antwortete ich und versuchte auf sanfte Art und Weise, sie an den Gedanken zu gewöhnen, dass das mit Isabelle wahrscheinlich nie wieder etwas werden wird. 
“Ich weiß. Das sollte ich nicht tun. Deswegen versuche ich ja auch, mich Mason anzunähern. Ich mag ihn wirklich, vielleicht gebe ich uns beiden einfach noch etwas Zeit”, beschloss sie. 

Beth war noch nie eine Person gewesen, die sich bloß auf ein einziges Geschlecht bei ihren Partnern beschränkt hat. Anders als ich war sie ziemlich flexibel und hatte bereits sowohl mit Mädchen als auch mit Jungen Beziehungen geführt. Sie schien trotzdem Spaß daran zu haben, mich aufgrund meiner Sexualität zu ärgern. Unsere Freundschaft war wirklich sehr besonders und erschien für Außenstehende wahrscheinlich ziemlich unverständlich. 

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Ich würde mich gerne bei allen bedanken, die  Jamies und Cadens Geschichte bis jetzt mitverfolgen und mir das Gefühl geben, den Anfang einer süßen Liebesgeschichte geschaffen zu haben!

(୨୧•͈ᴗ•͈)◞ᵗʱᵃᵑᵏઽ ♡

Unexpected Love (boyxboy) Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ