Kapitel 9: Caden

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»Never fear shadows. They simply mean there's a light shining somewhere nearby«

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Mit vor Nervosität zitternden Fingern bog ich in die Straße ein, in welcher mein Vater, Jane und Henry wohnten. Selten hatte ich eine solche Angst verspürt, wie in diesem Moment, und erst recht nicht, wenn ich meine Familie besuchte. Doch die Gedanken an mein Vorhaben brachten mich beinahe um den Verstand und ließen mein Herz in einem weitaus schnelleren Tempo rasen, als es mein Auto tat. 
Das Radio hatte ich bereits vor einigen Minuten ausgeschaltet, da es meine Angstzustände aus unerklärlichen Gründen bloß verschlimmerte und mir jegliche Nerven raubte, welche mich ohnehin nicht in voller Besatzung begleiteten. 

Beruhige dich, Caden.

Im Augenwinkel nahm ich wahr, dass Jamie mich anrief, jedoch bereits in der nächsten Sekunde wieder auflegte. Ich parkte das Auto in der Einfahrt und zog die Handbremse an, bevor ich mein Smartphone hervor nahm. Gerade als ich Jamie zurückrufen wollte, bemerkte ich, wie die Haustür geöffnet wurde und Henry mit strahlendem Lächeln in meine Richtung rannte. Mein Herz machte bei seinem Anblick einen kleinen Satz und mir wurde schlagartig bewusst, wie sehr ich meinen kleinen Bruder vermisst hatte. 

‘Tut mir leid, ich habe vergessen, dass man den Fahrer während der Fahrt nicht ablenken darf. Ruf mich zurück, nachdem du deiner Familie erzählt hast, dass du auf Enchiladas stehst. Du schaffst das, ich glaube an dich.’

Jamies Nachricht zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht und ich glaubte zu wissen, dass er in den nächsten Stunden ebenso nervös sein würde, wie ich. Wenn ich die Zeit vorspulen könnte, hätte ich es definitiv auf der Stelle getan, doch es scheint, als müsste man manche Dinge einfach hinter sich bringen, um die Zukunft in bunteren Farben gestalten zu können. Plötzlich erhielt ich eine weitere Nachricht von ihm - ein Link zu einem Artikel mit der Überschrift ‘Geschmacksknospen-Orgasmus’. Ungläubig starrte ich auf den Bildschirm meines Smartphones und erst, als Jamie die Worte: ‘Ist es normal, dass ich dabei an dich denken musste? ;)’ hinzufügte, verstand ich seine perverse Andeutung und versuchte vergeblich, mein Grinsen durch Kopfschütteln loszuwerden. 

Henry öffnete die Autotür von außen und hüpfte vor Aufregung auf und ab, als er darauf wartete, dass ich endlich ausstieg. Ich ließ mein Handy in die Hosentasche gleiten und kam seiner unausgesprochenen Aufforderung nach, um im nächsten Augenblick von seinen dünnen Armen umschlungen zu werden. Ich lachte vor Vergnügen auf, als Henry seinen kleinen Kopf feste gegen meinen Bauch drückte und mir dabei beinahe einige Rippen brach. 

“Du musst mich wirklich vermisst haben”, murmelte ich, woraufhin meine Hand durch sein lockiges Haar wuschelte. Er blickte mit glänzenden Augen zu mir auf, trat einen Schritt zurück und griff rücksichtslos in mein Shirt, um die größtmögliche Aufmerksamkeit zu bekommen. “Das habe ich! Und wir haben extra leckeres Essen gekocht, also kommst du am besten direkt rein”, rief er aufgeregt und sprintete bereits in der nächsten Sekunde zurück zum Haus, wodurch er mich erneut zum Lachen brachte. Es war ein unfassbar schönes Gefühl, auf solche Weise in meinem alten Zuhause begrüßt zu werden. 

Hastig griff ich nach meiner Reisetasche, welche bloß mit den nötigsten Utensilien befüllt worden war, obwohl sich mein Besitz ohnehin auf ein Minimum beschränkte, seitdem ich auf die Universität gegangen bin und alleine lebte. 
Bevor ich Henry ins Haus folgte, nahm ich mir die Zeit, das vertraute Gebäude samt des blühenden Gartens in Ruhe zu betrachten und all die Erinnerungen an alte Zeiten nicht daran zu hindern, mein Gedächtnis zu durchfluten. Unweigerlich musste ich auch an meine Mutter denken und der Gedanke an ihr liebevolles Lächeln schenkte mir die nötige Kraft, um den ersten Schritt in Richtung Veränderung zu wagen. 

Unexpected Love (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt