Caden

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»Kissing you is like dancing in the rain; it is an exciting kind of sensation that you can't help but fall in love with«

➳  Kiss The Boy ~ Keiynan Lonsdale      Volume: ▁ ▂ ▃ ▄ ▅ ▆ █ 100 %

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Wir fanden uns im Festsaal wieder, der gerade so ausreichte, um all die Gäste unterzubringen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass so viele Leute erscheinen würde, doch es freute mich für Dad und Jane. Sie waren sehr damit beschäftigt, Glückwünsche und Geschenke entgegenzunehmen. Als sie endlich fertig waren, kam ich auf die beiden zu. Jamie hatte ich mit Henry alleine gelassen und musste mich nicht um ihn sorgen, da sich die beiden prächtig verstanden.
"Herzlichen Glückwunsch! Es war eine wunderschöne Zeremonie", sagte ich in einem feierlichen Tonfall, als ich sie erreichte. Jane nahm mich ohne Weiteres in den Arm und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange.
"Danke, mein Lieber", antwortete sie mit einem strahlenden Lächeln. Ich wandte mich meinem Vater zu, der mich ebenfalls in eine feste Umarmung schloss.
"Danke, Caden. Ich liebe dich", flüsterte er in mein Ohr.
Ich lächelte ihm zu, nachdem wir uns wieder voneinander lösten. "Ich will euch nicht zu lange aufhalten", sagte ich und warf den wartenden Gästen einen Blick zu.
"Das tust du nicht. Immerhin bist du einer unserer wichtigsten Gäste", versicherte Jane mir. "Ich bin wirklich froh, dich nochmal zu sehen. Du bist ja so beschäftigt mit deinem Studium", fügte sie noch hinzu und betrachtete mich aufmerksam.
Ich verdrängte all die aufkommenden Gedanken an meine Mutter, da ich eine weitere emotionale Phase gerade am Wenigsten gebrauchen konnte.
"Das stimmt. Ich bin auch froh, euch wiederzusehen", entgegnete ich und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. "Komm doch später nochmal zu uns, dann können wir in Ruhe reden", schlug mein Vater vor und klopfte mir auf die Schulter.
Jane nickte zustimmend und sagte: "Du kannst ja deinen Freund mitbringen, ich möchte ihn auch kennenlernen."
Sie warf Jamie einen Blick zu, der sich gerade zu Henry hinunter beugte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
Ich lächelte und nickte einverstanden. "Dann sehen wir uns gleich", sagte ich und überließ die beiden wieder ihren anderen Gästen.
Ich begab mich wieder zurück zu Jamie, der im selben Moment von Henry allein gelassen wurde, da er scheinbar zur Toilette musste.
“Setzen wir uns?”, fragte ich Jamie und deutete auf zwei freie Plätze. Er nickte lächelnd und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Bevor ich neben ihm Platz nehmen konnte, kam eine meiner Tanten auf mich zu. Ihr breites Lächeln zeigte mir, dass sie sich unheimlich freute, mich wiederzusehen.
“Caden!”, sagte sie voller Stolz und umarmte mich herzlich. Mir fiel auf, dass sie im Laufe der Zeit etwas rundlicher geworden war, doch an ihrer positiven Ausstrahlung hatte sich rein gar nichts geändert .
“Du bist groß geworden, mein Junge”, stellte sie voller Zufriedenheit fest und ließ mich wieder los. Ich schenkte ihr ein freches Grinsen und erinnerte mich an all die Tage, an denen ich vor ihrem Kamin gesessen und frisch gebackene Plätzchen gegessen hatte.
Sie war vermutlich diejenige meiner Tanten, die ich am meisten mochte, da sie in meiner Kindheit am meisten Zeit mit mir verbracht hatte.
Jamie blickte lächelnd zu uns auf, weshalb ich kurzerhand beschloss, sie ihm vorzustellen.
“Das ist meine Tante Audrey. Sie war früher mit ihren Keksen dafür verantwortlich, dass ich zu viel gegessen habe”, sagte ich und sah zwischen den beiden hin und her.
Meine Tante schüttelte seine Hand und nickte heiter. “Freut mich, ich heiße Jamie”, stellte er sich ebenfalls vor und schenkte ihr sein charmantes Lächeln, welches mich immer schwach werden ließ. “Schön dich kennenzulernen, Jamie. Du bist ein ausgesprochen hübscher Kerl”, meinte Audrey und kam um den Tisch herum, damit sie sich uns gegenüber setzen konnte.
“Danke”, sagte Jamie verlegen und errötete ein wenig. Ich konnte mein Grinsen nicht verbergen, da ich es liebte, wenn ihn etwas so verunsicherte und verlegen machte, dass er die Kontrolle über sich verlor. Außerdem teilte ich die Ansicht meiner Tante voll und ganz.
Ich setzte mich ebenfalls und atmete zufrieden auf. Insgeheim ärgerte ich mich darüber, immer neben Jamie zu sitzen, da ich ihn somit schlecht betrachten konnte.
Audrey stemmte die Ellbogen auf den Tisch, verschloss ihre Hände ineinander und ließ den Blick über den Festsaal schweifen.
“Sie haben alles wirklich gut organisiert. Die Musiker haben wunderbar gespielt, wie ich finde”, meinte sie unbeschwert und sah Richtung Buffet.
“Das sehe ich auch so. Vor allem der Pianist hat mich überzeugt”, stimmte Jamie ihr zu. Ich betrachtete ihn verstohlen von der Seite und fragte mich, ob er sich bei ihr einschleimen wollte oder ob er lediglich versuchte, freundlich zu sein. Was auch immer er im Hinterkopf hatte, ich schätzte seine Offenheit fremden Personen gegenüber sehr.
Meine Tante strahlte angesichts seiner Bemerkung und sagte: “Genau dasselbe habe ich auch gedacht!”
Ihr Gesichtsausdruck wurde nachdenklich und sie blickte zwischen Jamie und mir hin und her. Ein paar Freunde meines Vaters gesellten sich zu uns, sodass unser Tisch bis auf den letzten Platz vergeben war.
“Und ihr beide… seid ihr beste Freunde?”, fragte Audrey uns neugierig, woraufhin mein Herz unverhofft schneller zu schlagen begann.
Zögerlich warf ich Jamie einen Blick zu, der ebenso ratlos und durcheinander wirkte.
Mir kam erneut der Gedanke, dass wir dringend klären mussten, was das zwischen uns war. Doch in diesem Augenblick fühlte ich mich zu überrumpelt, als dass ich einen klaren Gedanken fassen könnte. Ich wusste jedoch, dass die Stille zwischen uns mit jeder verstreichenden Sekunde unangenehmer wurde und ich aus diesem Grund eine Antwort geben musste.
Jamie schien denselben Gedanken zu haben, denn wir begannen gleichzeitig, unklare Worte vor uns hin zu stammeln. Wir warfen uns einen nervösen Blick zu, woraufhin ich prompt sagte: “Ähm… Ja, wir sind gute Freunde.”
Jamie nickte zustimmend. Seine Reaktion, die ebenso unbeholfen war wie meine, ließ mich glauben, dass er ebenfalls nicht einordnen konnte, was zwischen uns lief.
“Okay”, sagte meine Tante bloß und lächelte wissend. “Ich denke, wir holen uns was vom Buffet”, beschloss ich kurzerhand und bedeutete Jamie mit meinem Blick, sich ebenfalls von seinem Stuhl zu erheben.
“Das ist eine gute Idee”, stimmte Audrey mir zu und schüttelte daraufhin die Hand des Mannes, der sich vorhin neben sie gesetzt hatte.
“Komm mit”, flüsterte ich Jamie ins Ohr und berührte leicht seinen Rücken, um meine Aufforderung zu verdeutlichen. Er tat wie ihm geheißen und folgte mir zum Ausgang des Festsaales.
Als wir draußen ankamen atmete ich tief aus. Jamie schloss die große Tür hinter sich und fragte besorgt: “Ist alles okay?”
“Ja, mir geht es gut… Danke, dass du vorhin für mich da warst”, antwortete ich und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Bevor Jamie zu Wort kommen konnte, fügte ich hastig hinzu: “Können wir reden?”
Er nickte, so als wüsste er ganz genau, worum sich unser Gespräch drehen würde.
“Gehen wir ein Stück?”, fragte Jamie und trat einen Schritt näher an mich heran, um den Kragen meines Anzuges zu richten. Ich sah verlegen zu Boden und spürte das aufkommende Verlangen danach, seine Hand zu packen und ihn eng an mich zu ziehen.
Stattdessen gingen wir nebeneinander her Richtung Strand und ließen dabei keinen allzu großen Abstand zwischen unseren Schultern.
Wir erreichten nach kurzer Zeit einen langen Steg, der geradewegs in das blaue Wasser des Michigansees führte. “Setzen wir uns hier hin?”, fragte ich Jamie und war froh, als er zur Antwort nickte.
Wir ließen uns auf dem Steg nieder und ich verfluchte mein Herz dafür, abermals so schnell zu schlagen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das Gespräch beginnen sollte und würde wahrscheinlich vor Aufregung ohnehin kein Wort herausbekommen.
Eine Weile starrten wir wortlos auf das Wasser, welches dank der Sonnenstrahlen funkelte.
Ein Windhauch wehte sanft durch Jamies dunkles Haar, als ich ihm einen seitlichen Blick zuwarf. Es war nicht schwer, mir einzugestehen, dass er womöglich der schönste Junge war, den ich je gesehen hatte. Jamie erwiderte meinen Blick und ein mildes Lächeln zierte seine Lippen.
Ich wusste, dass es an der Zeit war, etwas zu sagen, doch mir wollten die richtigen Worte einfach nicht einfallen.
“Jamie”, begann ich zögerlich, ohne recht zu wissen, wie ich fortfahren sollte. Ich hörte, wie er leise aus atmete und sah im Augenwinkel, dass er nervös auf seine Knie hinab sah.
Hatte er Angst vor dem, was ich zu sagen hatte?
“Ich denke schon lange darüber nach”, begann ich und befürchtete, er könne mein Herz pulsieren hören. “Und ich halte es nicht länger aus, nicht zu wissen, was du darüber denkst”, fuhr ich fort und fragte mich, wofür ich mir in den ganzen Nächten die Worte im Kopf zurechtgelegt hatte, wenn mir nun keines von ihnen einfiel.
Ich blickte ebenfalls zu unseren Knien hinab, die sich beinahe berührten. Die Anspannung, die zwischen uns lag, konnte ich nicht ignorieren. Es waren die unausgesprochenen Worte, die all das verursachten. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir tatsächlich so schwer fallen würde, einfach zum Punkt zu kommen.
“Du musst wissen, dass ich…” Ich sah Jamie tief in die Augen und biss mir nervös auf die Unterlippe.
“Dass ich dich sehr mag”, brachte ich leise hervor und schaffte es geradeso, seinem Blickkontakt standzuhalten.
Wenn mich nicht alles täuschte, zuckten Jamies Mundwinkel einen Moment lang und er wirkte ein wenig erleichtert. “Ich mag dich auch, Caden”, entgegnete er mit ruhiger Stimme.
Seine Worte ließen mir zwar warm ums Herz werden, doch ich war mir nicht sicher, ob er wirklich wusste, was ich ihm damit sagen wollte.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und beschloss, ihm einfach das zu sagen, was mir seit langer Zeit nicht mehr aus dem Kopf ging.
“Aber… Ich meine damit, dass ich dich mehr mag, als einen normalen Freund. Verstehst du?”
Einen Moment lang herrschte eine unerträgliche Stille zwischen uns, die meinen Puls mit jeder verstreichenden Sekunde steigen ließ.
Ich begann, meine Worte zu bereuen und hatte Angst, er würde meine Gefühle nicht erwidern. Wenn er weiter schweigen würde, könnte ich diesem wachsendem Druck nicht länger standhalten.
“Jamie, ich-”, begann ich mit zittriger Stimme, doch seine Hand, die er sanft an meine Wange gelegt hatte, hielt mich vom Weitersprechen ab. Jamie blickte mich mit feurigen Augen an, die mir all die Ungewissheit aus dem Kopf schlugen.
Er kam mir näher und hielt inne, als sich unsere Gesichter beinahe berührten. Ich ließ mich von meinen Gefühlen leiten und berührte seinen Hals mit großer Zärtlichkeit.
Die Welt um uns herum schien aufgehört haben, sich zu drehen. Ich ließ meinen Blick zu seinen Lippen hinabgleiten, die mich bereits unzählige Male angezogen hatten. Jamie hielt mich eine weitere Sekunde lang hin, indem er mich in seinen blauen Augen versinken ließ und all die verborgene Begierde in mir weckte. Es war, als hätten wir beide uns diesen Moment seit Ewigkeiten herbeigesehnt und wollten ihn nun, dass er endlich gekommen war, nicht wieder enden lassen.
Ich hörte das leise Rauschen des ruhigen Sees im Hintergrund und fühlte mich unfähig, auch nur einen einzigen Atemzug zu tätigen.
Seine unwiderstehliche Wärme brannte süßlich auf meiner Haut, weshalb ich das Gefühl bekam, meinen Verstand in den nächsten Sekunden vollkommen zu verlieren.

Unexpected Love (boyxboy) Where stories live. Discover now