Caden

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»A kindly spoken word means so much when from you, it comforts my weary heart or when I’m feeling blue«

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Der Tag der Party war gekommen und ich hatte mich bereits fertig gemacht. Seit unserem Telefonat hatte ich nicht mehr mit Jamie geredet. Den Mut dazu, ihn ein weiteres Mal anzurufen, hatte ich unmöglich aufbringen können. Dass Jamie es ebenfalls nicht tat, konnte ich gut nachvollziehen. Ich wollte bloß wissen, was er dachte und ob er mir böse war.
Ihm war mit großer Sicherheit klar, dass das Klingeln an meiner Tür nur eine Ausrede gewesen war. Er hätte es hören können, wenn es so gewesen wäre. Ich war ein schlechter Lügner. Und allein die Tatsache, dass ich ein Lügner war, machte mich fertig.
Ich hatte lange dafür gebraucht, mir mein Outfit auszusuchen. Wieso ich in letzter Zeit immer das Bedürfnis dazu verspürte, bestmöglich auszusehen, wusste ich nicht. 

Sam holte mich an meinem Apartment  ab, damit wir gemeinsam auf die Party gehen konnten. Tatsächlich kannte ich den Gastgeber persönlich. Max war ein alter Freund von mir, den ich schon seit Ewigkeiten kannte. Er war einer dieser Freunde, mit denen man immer Spaß haben konnte, selbst wenn man sich eine lange Zeit nicht gesehen hatte. 
Wir gingen den altbekannten Weg zu der Bar entlang, in dessen Untergeschoss die Party stattfand. Es war an unserer Uni der beliebteste Platz, um eine Feier zu schmeißen. 
Der Barbesitzer namens Fred war ein freundlicher Mann mittleren Alters, der den Keller gerne und oft vermietete. Er war um einiges größer, als man von außen annehmen mochte. 
Wir betraten die Kneipe und wechselten ein paar Worte mit Fred, der uns bereits wie alte Freunde behandelte, bevor wir die Treppe in den Keller hinunter liefen. 
Man konnte bereits von oben hören, dass die Party in vollem Gange war. Als uns die Tür geöffnet wurde, strömte uns die laute Musik entgegen und wir wurden praktisch von all den bunten Lichtern verschlungen. 
Es war ziemlich voll, sodass wir uns den Weg zu der Bar bahnen mussten. Es war unsere feste Regel, zuerst einen Drink zu besorgen, bevor wir irgendetwas anderes taten.
Insgeheim hielt ich nach Jamie Ausschau, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. 
“Ist es okay, wenn ich dich kurz alleine lasse? Ich habe gerade Mary gesehen und will kurz mit ihr reden”, fragte mich Sam, woraufhin ich einverstanden nickte. 
Diese Situation kam mir gelegen, denn so konnte ich mich auf die Suche nach Jamie machen. Ich musste dringend mit ihm sprechen, da ich mir vorgenommen hatte, ihm den wahren Grund für mein Verhalten am Telefon zu erklären. 

Meinen Weg setzte ich durch die Menge hindurch fort und gelangte nach kurzer Zeit in den Nebenraum, in welchem sich nicht allzu viele Leute aufhielten. Ich erblickte Jamie, der mit dem Rücken zu mir stand, woraufhin mein Puls plötzlich anstieg. Dicht neben ihm befand sich Beth, die mit ihrem Aussehen definitiv die meiste Aufmerksamkeit in diesem Raum auf sich zog. 
In dem Moment, als ich entschlossen auf Jamie zuging, drehte er sich um und sah mich. 
Ich spürte die Angst, die in mir aufkam. Angst vor seiner Reaktion, vor allem, was jetzt passieren würde. Vielleicht steigerte ich mich auch einfach zu sehr in die Situation hinein, doch ich konnte nicht anders. 
“Jamie”, sagte ich und klang, als sei ich außer Atem. Er sah mich mit seinen blauen Augen an, die mich verrückt machten. 
“Erzähl mir bitte, was passiert ist”, forderte er, doch seine Stimme klang sanfter, als ich es mir in diesem Moment hätte erträumen lassen. Er griff vorsichtig nach meinem Arm und führte mich zur Toilette. 

Ich spürte die Erleichterung, die meinen gesamten Körper durchzog. Mein Herz schien wieder unbeschwert schlagen zu können. 
“Es tut mir so leid”, begann ich, nachdem die Tür hinter uns zugefallen war. “Ich habe mich dumm verhalten” fügte ich hinzu und sah zu Boden. 
“Hey”, sagte Jamie, um meine Aufmerksamkeit zurückzuerlangen. Er fixierte mich mit seinem eindringlichen Blick und fuhr fort: “Ich bin nicht sauer auf dich, weil du einfach aufgelegt hast. Und mir ganz offensichtlich eine schlechte Lüge erzählt hast. Wirklich nicht. Weil ich weiß, dass du einen Grund dafür gehabt hast.”
Ich verlor mich in seinen Augen und beschloss noch im selben Moment, ihm in der Zukunft nie wieder wehzutun. Jamie verdiente es, mit größter Liebe behandelt zu werden. 
“Danke, Jamie… Ich hätte mich trotzdem nicht so verhalten sollen. Es hat nur nicht funktioniert, ich habe kein Wort mehr herausbekommen”, begann ich ihm zu erklären. 
Bevor Jamie antworten konnte, verließ ein Mädchen die Toilettenkabine, obwohl wir uns mit großer Sicherheit auf dem Männerklo befanden. 
“Ihr seid wirklich süß”, sagte sie, als sie sich die Hände wusch. Wir starrten sie bloß wortlos an, woraufhin sie entschuldigend sagte: “Ich wollte euch nicht unterbrechen, macht weiter. Schade, dass ihr nicht zu haben seid. Ihr seid beide echt heiß.” Ich konnte deutlich erkennen, dass sie schon angetrunken war, doch ihre Worte schien sie ehrlich zu meinen. 
Als sie die Toilette wieder verließ, mussten wir beide lachen. 
“Was war das denn?”, fragte Jamie mich und schüttelte verlegen den Kopf. 
“Ich kann es dir nicht sagen. Aber das Kompliment war nett”, sagte ich und grinste. 
“Da hast du recht… Ich wollte aber eigentlich sagen, dass es wirklich nicht schlimm ist. Du weißt schon, was ich meine. Willst du mir denn erzählen, was passiert ist?”, fragte er mich und wir kehrten wieder in unsere vorherige Stimmung zurück.
“Ist schon gut. Wir vergessen das einfach, okay?”, entgegnete ich abwehrend. Jamie schüttelte den Kopf und erwiderte: “Nein, Caden. Ich will dir helfen. Bitte.”
“Aber… Du hast schon genug Probleme, ich will dich nicht mit meinen belasten”, erklärte ich ihm betreten. Jamie sah mich mit seinem unergründlichen Blick an und ich hörte, wie er ausatmete. 
“Ich will nicht, dass du so denkst. Du hast mich letztens aufgeheitert und jetzt bin ich für dich da, okay?”, sagte er und ließ mir keine Wahl. 
Ich nickte und begann mit brüchiger Stimme: “Vielleicht ist es schwer zu verstehen… Aber es geht um meinen Vater. Er hat mich vor ein paar Tagen angerufen, um mir zu erzählen, dass er und seine Freundin ein Datum für ihre Hochzeit gefunden haben. Es ist nicht so, als käme das für mich überraschend, doch es fühlt sich trotzdem so merkwürdig an.”
Jamie nickte verständnisvoll und fragte vorsichtig: “Magst du deine zukünftige Stiefmutter nicht?” Ich konnte seine Frage nachvollziehen, da dies eine sehr einleuchtende Annahme war. 
“Nein, das ist es nicht. Es ist nur so, dass ich meine Mutter vermisse. Sehr sogar”, verdeutlichte ich ihm und meine Stimme wurde immer leiser. Als ich die Worte aussprach, schmerzte es in meiner Brust gewaltig. Es fühlte sich beinahe so an, als könnte ich dem Schmerz nicht standhalten.
Jamie schien es in meinen Augen zu erkennen, die anfingen, zu brennen. Er trat einen Schritt auf mich zu und flüsterte: “Darf ich?” Er wartete jedoch keine Antwort von mir ab und nahm mich in seine schützenden Arme. Selbst, wenn mich diese plötzliche Berührung überrumpelte, ließ ich sie ohne jeglichen Widerstand zu. 
Mein Herz sagte mir, dass ich diese Umarmung dringend gebraucht hatte. Ich atmete tief aus und versuchte, meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Jamie’s Wärme war deutlich zu spüren, ebenso wie die Geborgenheit, die ich bloß in seinen Armen empfand.
Es war, als könnte mir in diesem Moment nichts etwas anhaben. Meine düsteren Gedanken und die Schmerzen, die tief in mir saßen, ließen allmählich nach. Ich wusste, dass sie niemals vollständig verschwinden würden, doch sie wurden durch Jamie’s Nähe gelindert. 
Er distanzierte sich langsam wieder von mir und blickte mich mitfühlend an. “Ist sie…”, begann er zaghaft und schien sich nicht zu trauen, den Satz zu vollenden. Der Gedanke an meine Mutter kehrte schmerzlich zurück und ich nickte bloß, da mir jede Antwort zu qualvoll war. Mein Schmerz spiegelte sich in Jamies Augen wider und er zog mich erneut an sich. Dieses Mal war seine Umarmung noch fester und liebevoller. 
Die unterschiedlichsten Gefühle kamen in mir zusammen und ergaben eine furchtbare Mischung. 
“Das tut mir so leid”, flüsterte Jamie und ich spürte seine Hand, die er zärtlich an meinen Hinterkopf gelegt hatte. Er strich mir beruhigend durchs Haar, während ich schweren Atems versuchte, nicht all meinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Eine Träne lief über meine Wange, woraufhin ich die Augen schloss und mir die größte Mühe gab, um die Kontrolle über mich und meine Gefühle zurückzuerlangen.
Dieser Augenblick in seinen Armen fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Ich wollte Jamie nie wieder loslassen müssen. 
Meine Konzentration lag auf seinen Fingern, die sanft durch mein Haar strichen und ich schaffte es allmählich wieder, meinen Atem zu verlangsamen. 
Langsam lösten wir uns voneinander und Jamie fuhr mir zaghaft über die Wange, um meine Träne aufzufangen.
Er hatte es geschafft, meine selbst erschaffene Schutzmauer zu durchbrechen. 
“Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?”, fragte er mich leise. 
Ich zögerte einen Moment, dann antwortete ich mit zittriger Stimme: “Würdest du mich zu der Hochzeit begleiten?”
Jamie’s Augen leuchteten auf und er nickte, ohne lange darüber nachzudenken. “Natürlich.”

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Wie fandet ihr die letzten Kapitelteile? Bitte lasst es mich wissen, würde mich sehr über eure Meinung freuen ~(^з^)-♡

Unexpected Love (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt