Caden

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»Your smile is the paradise I'm afraid to never see again«

(Disclaimer ➳ Die Art, wie Caden mit der Situation umgeht, stimmt nicht damit überein, was ich persönlich für richtig, geschweige denn vernünftig halte!)

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Wieso musste es mir so verdammt schwer fallen, einfach die Wahrheit zu sagen? Ich hätte mich in diesem Moment selbst ohrfeigen können.

“Nun ja, es hat bloß den Anschein gemacht. Ich meine, ihr seht so vertraut aus”, meinte Amber schulterzuckend und schien sich für ihre prompte Frage zu schämen. Obwohl ich nichts mehr tun wollte, als einfach ehrlich zu sein, gelang es mir aus unerklärlichen Gründen nicht.

“Wir", stammelte ich und war mit der gesamten Situation vollkommen überfordert, "sind nur Freunde.”
“Ich verstehe schon”, sagte Amber und schenkte mir entweder tatsächlich Glauben oder sie wollte dem unbehaglichen Thema bloß eine Ende setzen. “Wie auch immer, ich muss dann mal weiter. Man sieht sich”, schob sie eilig hinterher und lächelte.

Einen Moment lang blickten wir ihr schweigend hinterher, doch dann räusperte Jamie sich.
“Ist es dir zu peinlich, die Wahrheit zu sagen?”
Erschüttert blickte ich ihn an und erwiderte mit ernster Stimme: “Nein, es ist mir nicht peinlich!”
Er sah zu Boden und ich konnte in seinen Augen erkennen, dass ich ihn mit meinen Worten zutiefst verletzt hatte.
“Was ist es dann? Liegt es an mir?”, fragte er. Mein Herz begann heftig zu schlagen und schien mir beinahe aus der Brust springen zu wollen.
“Nein, Jamie. Das denkst du doch nicht wirklich”, entgegnete ich und wollte meine Hand auf sein Bein legen, doch er wich mir aus.
“Warum triffst du dich mit mir, wenn es angeblich nichts Ernstes ist?”

Seine Worte hallten in meinem Kopf wider und ich konnte nicht verhindern, dass neben der Traurigkeit auch ein Anflug von Wut in mir aufstieg. Ohne über die Auswirkung meiner Worte nachzudenken, sagte ich aufgebracht: “Du weißt genau, dass ich es ernst meine! Sagst du das jetzt nur, damit du ohne schlechtes Gewissen zu diesem blonden Jungen gehen kannst?”
Jamie starrte mich fassungslos an und mein Herz zerbrach beinahe, als ich die gewohnte Wärme in dem Blau seiner Augen nicht wiederfinden konnte. Er begann kaum merklich den Kopf zu schütteln. “Worüber sprichst du?”, fragte er mich verständnislos, wobei seine Stimme wieder ruhiger wurde.
“Ich habe gesehen, wie ihr euch umarmt habt und du ihm mit diesem Blick angesehen hast. Wenn du also bloß mit mir spielst, dann häng dich ihm ruhig an den Hals und tu was auch immer du nicht lassen kannst”, entgegnete ich wütend und hasste es, wie meine Eifersucht so plötzlich die Kontrolle übernahm, meine Gedanken auf gefährliche Weise manipulierte und sich ein aufkommendes Gefühl der Übelkeit in mir ausbreitete.

Jamie wandte seine Augen von mir ab, so als könnte er meinen Anblick nicht länger ertragen.
Ich konnte spüren, wie die Welt um uns herum zu zerbrechen schien. “Das ist doch nur ein guter Freund von mir, Caden! Und ich habe ihm sogar von dir erzählt, verstehst du das!?”, brachte Jamie gereizt hervor, wobei seine Augen allmählich glasig zu werden schienen.

Bevor ich ein einziges Wort meine Lippen verlassen konnte, erhob er sich von der Bank und sagte mit bebender Stimme: “Ich muss gehen.”
Fassungslos stand ich auf, doch er wandte sich bereits zum Gehen, ohne mich auch bloß ein weiteres Mal anzuschauen.
“Jamie, warte!”, rief ich, doch es war zu spät. Ich hätte ihm hinterherlaufen können, ihn davon überzeugen können, dass ich all meine Worte unfassbar bereute und keines davon tatsächlich so gemeint hatte, doch irgendetwas in mir hielt mich davon ab.

Frustriert ließ ich mich wieder auf die Bank fallen und blickte in die Richtung, in welche Jamie verschwunden war. Mein Kopf fühlte sich zu schwer an, als dass ich ihn länger aufrecht erhalten könnte, weshalb ich mein Gesicht in den Händen vergrub.
Ich war ein Idiot. Nie war es meine Absicht gewesen, Jamie zu verletzen, doch ich war zu feige, die Wahrheit ans Licht zu lassen. Ein unfassbar großes Gewicht legte sich auf mein Herz und mit einem Mal wurde die mich überkommende Übelkeit größer.
Wieso bloß musste ich diesen schönen Tag ruinieren, indem ich Jamie derart verletzte? Erst in diesem Moment fiel mir auf, wie gemein es gewesen war, ihm einfach an den Kopf zu werfen, dass er an einem anderen Jungen interessiert war.
Ich kam mir so unfassbar dumm vor und konnte nicht verhindern, dass mir eine bittere Träne die Wange hinab lief. Meine Atmung geriet völlig außer Kontrolle, weshalb ich das Gefühl hatte, zu ersticken. Nicht aufgrund der fehlenden Luft, sondern weil mir der Schmerz beinahe die Kehle zuzuschnüren schien.
Ein eiskalter Lufthauch bereitete mir eine Gänsehaut und ließ es sich so anfühlen, als würden meine Tränen erfrieren, noch bevor sie mein Kinn erreichen konnten.

Unexpected Love (boyxboy) Where stories live. Discover now