Caden

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»Can't keep my hands to myself«

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“Du brauchst Personen, die dich lieben. Die wertschätzen können, was für ein toller Mensch du bist”, sagte ich leise, ohne sein Gesicht loszulassen, aus Angst, es könne andernfalls zerbrechen. “Wie Caitlyn, Beth und… mich”

~

Jamies Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig, als er meine Worte hörte. Ungläubig blickte er tief in meine Augen, woraufhin die Welt still zu stehen schien. 
“Hast du das gerade wirklich gesagt?”, fragte Jamie und hörte sich an, als wäre er kurz davor, die Fassung endgültig zu verlieren. “Wie dich?”, fügte er leise hinzu, da er seinen Ohren kaum zu trauen schien. 
“Ja”, antwortete ich mit entschlossener Stimme, woraufhin Jamie seine Hand an meinen Hinterkopf legte, um mich sanft zu sich hinab zu ziehen. Als unsere Gesichter nur wenige Millimeter voneinander entfernt waren und unser Atem verschmolz, hielt er inne. 
Wir sahen einander in die Augen und teilten zur gleichen Zeit unseren Schmerz, unsere Wut und die Liebe, welche wir tief im Herzen trugen. Es war ein magischer Moment, der die verschiedensten Gefühle miteinander verband und somit ein einziges Chaos in uns entstehen ließ. Ich konnte noch immer kaum fassen, dass all das, was Jamie mir erzählt hatte, wirklich Realität war. Es wollte mir nicht klar werden, wie man als Eltern so herzlos und grausam sein konnte. Jamie verdiente so viel Liebe, dass ich Angst hatte, dem nicht gerecht werden zu können. War ich gut genug dafür, ihm all das zu geben, was er von seinen Eltern nicht bekommen hatte? 

“Es tut mir so leid”, flüsterte ich und spürte, wie mein Herz vor Mitgefühl zerrissen wurde. Jamie sollte wissen, wie viel er mir bedeutete. Ich wollte, dass er das Gefühl hatte, sich in schweren Zeiten an meine Schulter lehnen und an glücklichen Tagen in meine Arme fallen zu können. Er musste wissen, dass ich die Person war, die ihn trotz allem lieben und akzeptieren würde.
Ich stütze mich links und rechts von ihm ab und durchbrach den winzigen Abstand, der zwischen unseren Gesichtern gelegen hatte. Sanfter als jemals zuvor berührten sich unsere Lippen und hinterließen ein Gefühl der tiefen Verbundenheit. Wir küssten uns nicht nur aus Zuneigung, sondern auch als Zeichen dafür, dass wir füreinander da waren, uns verstanden und zu schätzen wussten. Wenn ich könnte, würde ich ihm all seinen Schmerz abnehmen. Meine Gefühle für ihn, die durch den langen, zärtlichen Kuss bloß verstärkt wurden, schienen mein Leben lang nur darauf gewartet zu haben, allein von ihm erweckt zu werden. Ich liebte es, wie weich sich seine Lippen anfühlten, und wie sehr sie das Verlangen in mir danach hervorriefen, mehr von seinem Körper zu spüren. Wir beließen es jedoch aus Vernunft bei dieser sachten Zärtlichkeit und verbrachten die nächsten Sekunden damit, einander tief in die Augen zu schauen.
Allmählich begann Jamie zu lächeln, was mich dazu veranlasste, voller Sorgfalt über seine Wange zu streichen. Im ersten Moment zuckte er intuitiv zurück, ließ meine Berührung jedoch kurz darauf ohne Einwand zu. Das Blau seiner Augen erstrahlte noch deutlicher durch die glänzende Tränenflüssigkeit, welche noch immer leicht zu erkennen war, und zeigte mir somit, wie sehr ihn die Begegnung mit seinen Eltern verletzt hatte. 
“Tut es noch sehr weh?”, fragte ich und meinte damit nicht bloß seine körperlichen Beschwerden. Jamie schüttelte kaum merklich den Kopf, doch ich wusste nicht, ob er damit mich oder sich selbst überzeugen wollte. Ernst blickte ich auf ihn hinab, was ihm ein leichtes Seufzen entlockte. “Mein Bauch schmerzt noch etwas”, gab Jamie schließlich zu und legte seine Hand schützend auf die besagte Stelle. “Ich hole dir eine Schmerztablette”, beschloss ich und stand ohne zu Zögern auf. Jamie wollte zu einem “Ist schon okay” ansetzen, verstand aber durch meinen strengen Blick, dass ich nicht in der Stimmung dazu war, mit ihm zu diskutieren, weshalb er bloß ergeben nickte. “Neben dem Obstkorb ist eine Schachtel mit Tabletten”, erklärte er mir und machte eine Kopfbewegung in Richtung Küche. 
Ich ließ es mir nicht zweimal sagen und machte mich auf den Weg. Wenn es zumindest eine Sache gab, mit der ich Jamie helfen konnte, fühlte ich mich immerhin nicht komplett nutzlos.
Ich eilte mit den Tabletten und einem Glas Wasser zurück ans Bett und half ihm, sich aufzurichten. Jamie schluckte sie brav und wirkte noch erschöpfter als zuvor. “Hast du Hunger?”, fragte ich ihn besorgt, doch er schüttelte entschieden den Kopf. 

Unexpected Love (boyxboy) Where stories live. Discover now