Caden

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»Feeling your breath in my neck is taking mine away«

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"Hey, was ist passiert?", fragte ich ihn mit sanfter Stimme und trat, ohne auf seine Aufforderung zu warten, ein.
Seine Augen waren deutlich gerötet und ich konnte erkennen, dass er geweint haben musste.
"Schon gut, bei mir ist alles in Ordnung", sagte er abwehrend und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Doch dafür war es bereits zu spät.
Ich kam einen weiteren Schritt auf ihn zu, sodass wir uns beinahe berührten. Jamie blickte mit vor Traurigkeit glänzenden Augen zu mir auf und schien zu realisieren, dass es nichts bringen würde, mir etwas vorzumachen. Es fühlte sich ohnehin so an, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen. Rücksichtslos und ohne über seine Reaktion nachzudenken, nahm ich ihn vorsichtig in meine Arme.
Ich konnte seinen warmen Atem an meinem Hals spüren, wodurch mich ein angenehmer Schauer durchzog. Jamie ließ es vollkommen zu und ich spürte, dass er diese Umarmung dringend gebraucht hatte.
Ich legte meine Hand an seinen Rücken und drückte ihn fest an mich. Er sollte wissen, dass ich für ihn da war.
Jamie's schneller Herzschlag war deutlich an meiner Brust zu spüren, ebenso war seine Atmung zu meiner Beunruhigung sehr unregelmäßig.
"Ist schon okay", flüsterte ich mit beruhigender Stimme und bewegte meine Hand für einen Moment zärtlich an seinem Schulterblatt auf und ab.
Ich genoss das Gefühl, seinen Körper so eng an meinem zu spüren und wünschte mir, ich müsste ihn nicht wieder loslassen.
"Danke", wisperte Jamie, woraufhin ich mich widerwillig von ihm distanzierte. Ich blickte ihm tief in seine Augen, die pure Traurigkeit ausstrahlen.
"Willst du mir erzählen, was passiert ist?", fragte ich ihn mit sanfter Stimme.
Er sah zu Boden und atmete tief durch. "Komm mit", forderte er mich auf und ging mir voran zu seinem Bett.
Wir setzten uns nebeneinander auf die Bettkante und ich konnte nicht verhindern, dass meine Gedanken für eine einzige Sekunde in eine komplett andere Richtung abschweiften.
"Meine Schwester hat mich eben angerufen", begann er mit zittriger Stimme. Ich wusste, dass es ihm all seine Beherrschung abverlangte, darüber zu sprechen.
Ich nickte bloß und betrachtete ihn von der Seite.
"Ich habe dir ja erzählt, dass meine gesamte Familie, außer ihr, den Kontakt zu mir abgebrochen hat. Meine Schwester hat mir immer versprochen, dass sie sich nicht von mir abwenden wird. Sie wollte und will das auch in Zukunft nicht tun, denn ich bin ihr einziger älterer Bruder. Ich weiß, dass es schwer sein musste, mich immer heimlich zu erreichen oder zu besuchen. Aber sie hat es trotzdem getan. Sie ist mir wirklich sehr wichtig", fuhr er fort und starrte ins Leere. Ich wusste nicht recht, was ich tun sollte und beschloss daraufhin, ihm einfach nur zuzuhören.
"Als sie mich eben angerufen hat, erzählte sie mir, dass unsere Eltern von den heimlichen Treffen und allem erfahren hatten. Ich weiß nicht genau, wie es dazu gekommen ist. Jedenfalls haben sie ihr damit gedroht, sie ebenfalls aus dem Haus zu werfen, wenn sie den Kontakt zu mir nicht auch abbricht. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll." Jamie vergrub sein Gesicht in den Händen und versuchte, einen tiefen Luftzug zu nehmen.
Unschlüssig legte ich meine Hand an seinen Rücken und rückte ein wenig näher zu ihm. "Das tut mir wirklich leid. Ich verstehe, weshalb du dich jetzt so fühlst. Ist das, was du getan hast, wirklich schlimm genug, um diese Entscheidung deiner Eltern zu rechtfertigen?", fragte ich ihn.
Jamie sah zu mir auf und schüttelte den Kopf. "Es ist kompliziert. Aber meiner Meinung nach rechtfertigt das überhaupt nichts. Es ist einfach nur ungerecht, vor allem meiner Schwester gegenüber."
Ich nickte erneut und wusste nicht, was ich sagen sollte.
Unsere Knie berührten sich leicht, weshalb ich meinen Blick dorthin lenkte.
"Ich denke nicht, dass deine Schwester wirklich den Kontakt zu dir abbrechen würde, weil sie dich mit Sicherheit sehr liebt. Aber das ist eine wirklich schlimme Drohung. Darf sie von deinen Eltern aus nicht einmal mehr mit dir telefonieren?", fragte ich vorsichtig nach.
"Wenn es nach ihnen geht, sollte sie mich komplett aus ihrem Leben streichen. Ich habe aber Angst, dass, wenn sie es nicht tut, meine Eltern sie genauso von sich stoßen, wie mich", sagte Jamie und klang trauriger als je zuvor.
Ich hatte ein so großes Mitleid mit ihm und doch wusste ich nicht, wie ich ihn am besten unterstützen sollte.
Vorsichtig nahm ich meine Hand von seinem Rücken und platzierte sie stattdessen zaghaft auf seinem Bein. Irgendwie musste ich ihm zeigen können, dass er sich auf mich verlassen und mir vertrauen kann.
Bei dieser sanften Berührung blickte Jamie erneut in meine Augen, was mir zeigte, dass er meine Aufmerksamkeit wertschätzte.
"Ich werde dir helfen, eine Lösung zu finden. Vielleicht kannst du einfach nochmal mit deinen Eltern sprechen und sie von ihrem Vorhaben abhalten", schlug ich vor.
"Ich bin mir sicher, dass sie meine Stimme nie wieder hören wollen", begann er niedergeschlagen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man das nicht tun wollte. Seine Stimme war tief und dennoch angenehm, sodass ich sie unter Tausenden wiedererkennen würde.
"Aber ich kann es versuchen. Danke", ergänzte er und zwang sich zu einem Lächeln.
Er blickte unschlüssig auf meine Hand hinab, die noch immer auf seinem Bein lag. "Danke, dass du mir zugehört hast", wiederholte er sich, ohne den Blick von meiner Hand abzuwenden.
"Natürlich. Ich habe direkt gemerkt, dass etwas nicht stimmt", erklärte ich ihm. Jamie lächelte wieder und ließ sich erschöpft auf sein Bett fallen. Er verdeckte sein Gesicht erneut mit den Händen und seufzte.
Meine Hand verweilte regungslos auf seinem Bein und ich plante nicht, sie in nächster Zeit dort wegzunehmen.
"Du machst mich nervös", meinte Jamie und hatte einen gewissen Unterton, den ich nicht einordnen konnte.
Ich blickte auf ihn herab und erinnerte mich an das letzte Mal, als wir in einer ähnlichen Position waren. Bloß, dass ich damals gerade mal seinen Namen kannte.
Ich betrachtete seinen Körper und musste mich dazu zwingen, meine lüsternen Gedanken zu verdrängen. Durch seine Hose und sein T- Shirt ließen sich gewisse Dinge erahnen, die unter ihnen lagen. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden und musste mir, wenn auch unfreiwillig, eingestehen, dass er sehr attraktiv war.
Jamie nahm seine Hände vom Gesicht und sah zu mir auf.
"Womit mache ich dich nervös?", fragte ich ihn, obwohl mir die Antwort klar war. Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen und er richtete sich erneut auf, um meine Hand von seinem Bein zu nehmen.
Verwundert blickte ich ihn an, doch als er sich vom Bett erhob, wusste ich, dass dies der einzige Grund war, weshalb er es getan hatte. Jedenfalls hoffte ich das.
"Willst du eine Pizza?", fragte er mich, um das Thema zu wechseln. Ich merkte ihm an, dass er nicht in seiner Traurigkeit versinken wollte und sich stattdessen mit etwas abzulenken versuchte.
"Ich weiß nicht, ob ich eine ganze Pizza schaffe", gab ich zu und sah ihm hinterher, wie er in die Küche ging.
Erst jetzt hatte ich die Gelegenheit dazu, seine Wohnung von innen zu betrachten. Er hatte einiges an Dekoration verteilt, dennoch wirkte alles ziemlich aufgeräumt.
Einige Pflanzen standen geordnet unter dem Fenster, was den Raum natürlich und lebendig wirken ließ..
Vor allem sein Bett war ziemlich gemütlich, weshalb ich mich stark zurückhalten musste, um mich nicht auch einfach hinein zu legen.
Es war inzwischen schon spät geworden und ich spürte, dass meine Energie nach diesem anstrengenden Tag deutlich nachließ.
Ich hörte, wie Jamie den Backofen einschaltete und aus der Küche rief: "Dann teilen wir uns eine. Salami ist bestimmt in Ordnung für dich." Es hörte sich mehr nach einer rhetorischen Frage an, auf die er keine Antwort verlangte.
Ich lächelte beim Gedanken daran, öfter hier zu sein und gemeinsam mit ihm zu essen. Als die Pizza fertig war, kam Jamie wieder zu mir auf sein Bett und reichte mir den Teller.
"Ist es okay, wenn wir auf deinem Bett essen?", fragte ich ihn unsicher. "Klar, wieso nicht?", meinte er verwundert.
"Nur für den Fall, dass es dreckig wird", erläuterte ich ihm meine Frage.
Jamie lächelte und schüttelte den Kopf. "Das passiert schon nicht."
Er griff über mich und nahm sich ein Stück der Pizza.
"Kann ich noch etwas tun, um dich aufzuheitern?", fragte ich ihn und klang versehentlich wieder besorgt. Jamie verschluckte sich an seinem Essen und ich wusste genau, welcher Gedanke ihn dazu veranlasst hatte.
Er blickte mich an und versuchte, unschuldig auszusehen.
"Nein, schon gut. Es reicht, wenn du hier bei mir bist", sagte er und ich musste lächeln. Er war wirklich eine sehr ehrliche Person, das ist mir deutlich aufgefallen.
"Dann bleibe ich", entschied ich mich und nahm mir ebenfalls ein Stück der Pizza.
Jamie räusperte sich und sagte: "Aber es ist gefährlich, im Dunkeln zurück zu gehen. Noch ist es nicht zu spät. Du kannst mich ruhig alleine lassen, ich komme schon damit klar."
Ich schüttelte entschlossen den Kopf. "Kann ich nicht einfach hier bleiben? Sonst habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich könnte doch einfach auf dem Sofa schlafen, oder?"
Jamie sah mich ungläubig an. "Du willst wirklich über Nacht bleiben?" Ich nickte. "Es sei denn, das willst du nicht."

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Hallöchen ihr Lieben, vielen Dank für's Lesen, Bewerten und Kommentieren meiner Geschichte! (: Die Kapitelteile werden vermutlich ab jetzt etwas länger werden, weshalb ich sie wahrscheinlich auf mehrere Posts verteile, nur falls ihr euch wundern solltet <3
xoxo

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