Jamie

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»I've always loved the idea of not being what people expect me to be«

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Ich starrte auf das volle Glas hinab, welches Beth reichlich mit undefinierbarer Flüssigkeit gefüllt hatte. Sie und Lucas hatten bereits einen Schluck aus ihren Gläsern getrunken, doch ich war zu tief in meine Gedanken verloren, als dass ich es ihnen nachgetan hätte. 

Beth trug einen einteiligen Pyjama, der ihrer dunklen Haut mit dem hellen Rosa schmeichelte. Ihre sonst so widerspenstigen Haare hatte sie in einen unordentlichen Knoten zusammengesteckt, aus dem sich bereits einige Strähnen lösten.
“Du siehst hübsch aus, Beth”, sagte ich, als ich den starren Blick von meinem Glas hob.
“Genau das wollte ich auch gerade sagen”, pflichtete Lucas mir mit strahlenden Augen bei, woraufhin Beth verlegen lächelte.
“Ich habe mir nicht einmal Mühe gegeben”, meinte sie kleinlaut und schien sich wirklich über unser Kompliment zu freuen. 

Beth und ich hatten zwar kaum Geheimnisse vor Lucas, da er immerhin unser bester Freund war, dennoch verschwiegen wir die ganze Geschichte mit dem Schwangerschaftstest vor ihm. Es lag nicht an mangelndem Vertrauen, denn das hatten wir Lucas gegenüber keineswegs. Doch es gab einfach so manche Dinge, über die Beth und ich Stillschweigen bewahrten. Außerdem war das alles für sie so nervenaufreibend gewesen, dass ich sie auf keinen Fall daran zurückerinnern wollte. Ich freute mich, sie wieder strahlen zu sehen, und das war alles, das zählte. 

Eine Weile später, nachdem wir unsere Gläser bereits mehrere Male neu befüllt hatten, lenkte Lucas das Gespräch wieder in genau die Richtung, welche ich möglichst vermeiden wollte.
Als Beth bemerkte, wie sich mein Gesichtsausdruck schlagartig veränderte, kletterte sie von ihrem Bett hinunter zu uns. Lucas und ich hatten uns auf dem Boden ihr gegenüber an einen großen Stapel von Kissen gelegt. Beth kletterte geschickt zwischen uns und legte sich quer über unsere Beine, sodass sich ihr Kopf auf meinem Schoß befand und sie ohne Probleme zu mir aufschauen konnte. 

“Erzähl uns, was passiert ist, Jamie”, forderte sie, wobei ich an ihrer Stimme erkennen konnte, dass der Alkohol seine Wirkung zu zeigen begann. Auch ich spürte ihn bereits und hoffte, dass wir drei morgen früh nicht mit starken Kopfschmerzen aufwachen würden. 
Hätten wir nicht die ganze Zeit über solch private und geheime Dinge gesprochen, die nicht für andere Ohren bestimmt gewesen waren, hätte ich ihnen wahrscheinlich nur ungerne von unserem Streit erzählt. Doch auch die alkoholischen Getränke trugen dazu bei, dass ich nicht mehr allzu viele Hemmungen verspürte.
“Wir haben uns nur gestritten”, meinte ich und hasste es, zum hundertsten Mal an diesem Tag daran denken zu müssen. Diese riesige Last auf meinem Herzen wollte einfach nicht verschwinden, also war es womöglich sogar von Vorteil, mit meinen besten Freunden darüber zu sprechen und ihre Meinung zu hören. 

“Wieso das denn?”, fragte Beth mich unglücklich, woraufhin ich seufzte und auch Lucas ansah, dessen Blick ebenso traurig wirkte.
“Es hat alles damit angefangen, dass eine Bekannte von Caden zufällig vorbei kam, als wir gerade alleine auf einer Bank saßen. Und der Tag war geradezu perfekt gewesen, bevor sie uns traf”, begann ich und konnte nicht verhindern, dass meine Augen leicht zu brennen begannen.
Was machte Caden gerade wohl? Dachte er auch über mich und unseren Streit nach? Diese Fragen zerbrachen mir allmählich den Kopf.

“Sie hatte den Verdacht, dass etwas zwischen uns am laufen ist… Aber Caden hat das sofort abgestritten und es hat fast so gewirkt, als wäre er angewidert davon. Wenn ihr versteht, wie ich das meine.”
“Er war nur nicht darauf vorbereitet gewesen, auf diese Weise danach gefragt zu werden. Ich bin mir sicher, dass das die einzige Erklärung ist”, meinte Lucas nachdenklich.
“Ich weiß aber, was du meinst, Jamie. Seine Reaktion hätte mich mit Sicherheit auch verletzt”, sagte Beth zustimmend, was mich bloß frustriert ausatmen ließ. 
“Ab da an ging alles den Bach runter und er hat mir etwas völlig Absurdes vorgeworfen. Ich meine, ich war auch nicht viel besser… Weil ich so enttäuscht und verletzt war, habe ich ihn beschuldigt, es nicht ernst mit mir zu meinen”, erzählte ich weiter und musste mir eingestehen, dass wir beide dickköpfige Idioten waren. Anders ließ es sich nicht formulieren, wir hatten beide aus der Wut heraus gehandelt und keiner von uns hatte sich bisher beim anderen gemeldet. 

Unexpected Love (boyxboy) Where stories live. Discover now