| Prolog |

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Es war ein verschneiter Dezembermorgen, als die sanfte Stimme meines Vaters mich aus den tiefen Träumen meines Schlafs gerissen hatte. Damals hatte ich mir nur verwirrt die Augen gerieben und ihn gefragt, warum er mich so früh geweckt hatte. Daraufhin hatte er nur bescheiden gelächelt, sich durch sein dichtes braunes Haar gefahren und gesagt, dass ein Brief für mich gekommen wäre. Voller Energie war ich aus meinem Bett gesprungen, war freudestrahlend durch mein Zimmer gehüpft und hatte ihn angebettelt mir den Brief zu überreichen. Immerhin war es für mich damals noch nicht alltäglich Post zu bekommen.

Mein Vater hatte mir den vergilbten Briefumschlag mit einem stolzen Grinsen überreicht, während er mich dabei beobachtet hatte, wie ich bewundernd über das rote Wachssiegel gestrichen hatte. Fragend hatte ich meinen Vater angesehen und den Umschlag begeistert aufgerissen, als er mir aufmunternd zugenickt hatte. Voller Enthusiasmus hatte ich den Brief aufgerissen, sodass einige Papiere sich in meinem ganzen Zimmer verteilt hatten. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie mein Papa damals alle Zettel aufgehoben hatte und sich auf die Bettkante zu mir gesetzt hatte. Ich konnte mich allerdings noch ganz genau daran erinnern, wie enttäuscht ich den Zettel auf den Boden geworfen hatte, trotzig zu meinem Dad aufgesehen hatte und ihn mit Tränen in den Augen angesehen hatte und zu ihm gesagt hatte, dass es so etwas wie Zauberer und Hexen nicht gab und vor allem keine Schule, in der sie ihre magischen Fähigkeiten hätten lernen müssen. Völlig unlogisch wäre das gewesen, eine Schule für Zauberei.

Bittere Tränen waren meine Wangen hinunter gekullert, denn für diesen Moment, war dies das schlimmste Geburtstagsgeschenk, das mein Papa mir jemals gemacht hatte. Doch Patrick O'Callaghan hatte nur wissend seinen Kopf geschüttelt und aus seinem Ärmel einen Braunen, kunstvoll verzierten, Stock hervorgezogen. Er sagte, dass er ein Zauberer und ich eine Hexe sei. Sagte, dass auch er diese Schule besucht hatte, und dass er dort die beste Zeit seines Lebens verbracht hatte. Sagte mir, dass es in unseren Genen lag, dass seine Mutter und sein Vater, ja selbst seine Oma und sein Opa Hexen und Zauberer gewesen seien, und dass dies alles natürlich in unserer Familie war. Er sagte auch, dass er nicht als normaler Anwalt in einer Kanzlei arbeitete, sondern jeden Tag nach London in das Zaubereiministerium ging, um dort in einer Abteilung namens Internationales magisches Recht arbeitete.

Wir saßen wohl den ganzen Vormittag in meinem Zimmer, und begeistert hatte ich den warmen Worten meines Vaters gelauscht, während er mir von seine Familie erzählt hatte, aber auch über diese Schule. Irgendwann hatte er mir seinen Zauberstab in die Hand gedrückt und andächtig hatte ich ihn halten dürfen. Es hatte mich sofort in den Bann der Magie gezogen.

Jedoch wurde dieser Tag, der Tag meines elften Geburtstages, von einer schwerwiegenden Entscheidung überschattet. Meine Mutter wollte keine "Abnormalen Wesen", wie sie uns nannte, in ihrer und in der Umgebung meiner kleinen Brüder haben. Mein Vater überließ es mir, ob ich bei meiner Mutter, im beschützten Birmingham bleiben wollte, oder mit ihm in das Cottage seiner Familie an die irische Westküste zog. Es hatte keine Sekunde gedauert, da hatte ich mich auch schon entschieden. Ich würde bei meinem Vater bleiben und die Kunst der Zauberei erlernen.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt