| 29. Kapitel |

487 25 1
                                    

Unwohl saß ich auf den Besucherstühlen. Unaufhörlich klapperte der Absatz meines Schuhes auf den Fliesenboden. Einige der anderen Anwesenden verdrehten genervt ihre Augen und durchlöcherten mich mit ihren stechenden Blicken, doch ich starrte stur geradeaus und zupfte die Haut von meinen Fingernägeln. Als jemand durch die Eingangstür schritt, sah ich auf und erkannte sofort die roten Haare von Molly. Ich stand auf und ging auf sie zu. „Oh Kate", meinte sie besorgt und drückte mich in eine feste Umarmung, die sowohl Molly als auch ich in diesem Moment benötigten. „Wo ist Arthur?", fragte sie mich besorgt und wortlos deutete ich auf den abgesperrten Bereich. Sie ließ von mir ab und verschwand wenige Sekunden später darauf in den abgesperrten Bereich. Ich blieb inmitten des Raumes stehen und blickte Molly kraftlos hinterher. Ich merkte, wie meine Hände wieder zu zittern begingen und schwach bewegte ich mich wieder auf einen der Besucherstühle zu. Ich kauerte mich zusammen und versuchte, die Kälte zu ignorieren, die sich in meinem Körper ausbreitete. Was hätte ich jetzt nun gegeben und eine heiße Tasse Tee in meinen Händen halten zu können.

Die Türen, bei denen eigentlich nur Heiler zutritt hatten, wurden geöffnet und Molly trat heraus. Ich stand sofort auf und ging auf sie zu. Freds Mutter umfasste meine Unterarme und lächelte mich schwach an. „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er muss den nächsten Tag überstehen und dann ist er über den Berg. Du solltest jetzt zu Moony und Tatze gehen. Sie erwarten dich bereits", sagte Molly und lächelte mich aufmunternd an. Erleichtert atmete ich aus und ließ meine Schultern sinken. „Danke Molly", murmelte ich und schluckte schwer. Die Mutter lächelte mich nur freundlich an und ich verabschiedete mich mit einer Umarmung von ihr. Anschließend ging ich durch die Glasscheibe und trat wieder in die Londoner Innenstadt hinaus. Nur sehr wenige Menschen waren jetzt schon auf den Beinen, weshalb ich unbesorgt meine Augen schließen konnte und mir das Hauptquartier des Orden des Phönix vorstellen konnte. Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde ich durch den dünnen Schlauch gepresst und wurde wenige Sekunden später auf der anderen Seite ausgespuckt. Das vertraute Haus des Grimmouldplatz tauchte vor mir auf, als ich an das Passwort dachte und als ich mich versicherte, dass niemand mich beobachtete, trat ich durch den Gartenzaun hindurch und klopfte an der Haustür.

Das altbekannte Geschrei von Mrs. Black dröhnte durch das Haus, und wenige Sekunden später konnte man schnelle Schritte auf der Hausinnenseite erahnen. Remus riss die Tür auf und starrte mir besorgt entgegen. „Merlin sei Dank, dir geht es gut", stieß er aus und drückte mich in eine feste Umarmung. Ich blickte über seine Schulter und erkannte Sirius, der gerade seine Mutter zum Schweigen gebracht hatte. Er fing meinen Blick auf und blieb einen Moment auf den Treppenstufen stehen. Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, was ihm jedoch nicht sonderlich gelang. Es sah eher aus wie eine Grimasse. Ich ließ von Remus ab, der mich jedoch an meinen Oberarmen zurückhielt. „Die Weasleys und Harry sind im Esszimmer. Sie machen sich fürchterliche Sorgen um Arthur. Wie geht es ihm?", fragte Remus mich und ich ließ meine Schultern senken. „Wenn er den Tag übersteht, hat er gute Chancen", murmelte ich nur und Remus nickte dankbar. Er stieß seinen Atem aus und blickte gegen die Decke, so als würde er sich dafür bedanken, dass seine Gebete wohl erhört worden waren.

Ich drückte mich an ihm vorbei und trat in das Esszimmer ein. Langsam öffnete ich die Tür und trat in den Raum ein. Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, als ich den Raum nun endlich vollständig betreten hatte. Doch kaum hatte ich den Raum betreten, sprang Harry auf und zeigte mit seinem Finger auf mich. „Du warst es! Was hast du mit Arthur gemacht!", brüllte er und sprang von seinem Stuhl auf. Emotionslos blickte ich ihm entgegen und wollte eigentlich gar nicht auf seine Worte eingehen, als er weiter brüllte: „Was ist da verdammt noch Mal wirklich passiert?", schrie er und blieb bedrohlich vor mir stehen. Obwohl er jünger war als ich selbst, hatten wir dieselbe Größe. „Sag es uns!", forderte der Schwarzhaarige, doch als ich ihm nicht antwortete, holte er mit seiner Hand aus und gab mir eine Ohrfeige. Mein Kopf gab seinem Schlag nach, und für einen Moment blickte ich geschockt auf den Boden, ehe ich meinen Zauberstab aus meinem Ärmel gleiten ließ und ihn keine Sekunde später an Harrys Hals hielt. „Ich schwöre dir Potter, noch ein falsches Wort und ich werde dir einen Fluch auf den Hals hetzen", knurrte ich und wurde von jemanden nach hinten gepackt. „Kate! Sag mal, was hast du dir dabei gedacht?", rief Remus und hielt mich an meinen Armen fest, als er sich vor mich stellte, „Er ist doch noch ein Kind!" „Er hat mich geschlagen. Niemand schlägt mich einfach so!", bellte ich meinen Patenonkel an und funkelte über dessen Schulter den Auserwählten böse an. „Er ist doch noch ein Kind!", mischte sich Sirius nun ein und stellte sich in mein Blickfeld. „Und? Ich bin es doch auch noch", murmelte ich, doch kaum hatten diese Worte meinen Mund verlassen, bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals und Tränen sammelten sich in meinen Augen.

Ich riss mich von Remus los und sprintete aus dem Zimmer. Zielsicher rannte ich in das Badezimmer hoch und rieb den Wasserhahn auf. Ich hielt meine blutverschmierten Hände unter den warmen Wasserstrahl und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich ging immer und immer wieder in meinen Gedanken die vergangene Nacht durch. Ich hätte schon nach den vergangenen drei Minuten nach Arthur sehen sollen, dann wäre er jetzt nicht so stark verletzt und hätte vielleicht nur wenige Kratzer abbekommen, wenn überhaupt. Gemeinsam hätten wir Nagini sofort bezwingen können, doch ich hatte auf meine Anweisungen gehorcht und war ihm nicht gefolgt. Arthur war so schwer verletzt worden, und das alles nur wegen mir. Ich war daran Schuld und niemand anders. Dass es an der Tür geklopft hatte, ignorierte ich gekonnt.

„Kate?", flüsterte jemand plötzlich nah neben mir, weshalb ich erschrocken zusammenzuckte und auf die Seite sprang. Durch meinen Tränenschleier konnte ich jedoch gut erkennen, dass es sich um Fred handelte. Ich schluchzte ein weiteres Mal auf und ließ mich in seine starken Arme fallen. „Was ist passiert? Wie geht es meinem Dad?", fragte er mich und strich mir über meinen Rücken. „Er wird es schaffen. Er muss es schaffen", murmelte ich gegen seine Brust und klammerte mich regelrecht an seinen Pullover. Ich wusste nicht, wie lange wir so dagestanden waren, doch irgendwann schob mich Fred sanft von sich und hielt meine Handgelenke unter den noch immer laufenden Wasserstrahl. Er stellte das Wasser fürsorglich etwas kälter und rieb mir dann mit Seife die Blutreste seines Vaters weg. „Es tut mir so unendlich leid", murmelte ich und senkte meinen Kopf, als er meine Hände in ein Handtuch wickelte und sie abtrocknete. „Kate, solange du denkst, dass mein Vater wieder auf die Beine kommt, ist alles in Ordnung. Es wäre etwas anderes, wenn er gestorben wäre", langsam versiegten meine Tränen, doch als er diesen Satz sagte, erinnerte ich mich daran, dass ich vor einigen Monaten ebenfalls in diesem Badezimmer gestanden hatte und mir ebenfalls das Blut von den Händen gewaschen hatte. Ich senkte meine Schultern und atmete schwer aus. „Ich hoffe nur, er schafft es", murmelte ich und sah auf den Boden. „Das wird er. Du kennst unseren Vater noch nicht gut genug, dass ihm das nicht aus der Bahn wirft. Du wirst sehen. In ein paar Tagen wird er hier sein und sich beschweren, dass Mom ihn so bemuttert", grinste er und hob mit seinem Finger mein Kinn an, sodass ich ihm in sein Gesicht sah. „Ich bin schuld, dass er jetzt im St. Mungos liegt. Wäre ich nur früher losgelaufen. Nur zwei Minuten", ich brach ab und schüttelte meinen Kopf. Ich war schuld, dass es Arthur jetzt so schlecht ging. Allein ich und niemand anders.

Am Abend wurde eine Sitzung des Ordens einberufen. Viele der Mitglieder erschienen, da Arthur vielen ein guter Kamerad war. Dumbledore riss das Wort an sich und sagte: „Wir werden diese Sitzung ohne Arthur und Molly Weasley beginnen. Ich bin mir sicher, dass mir jeder zustimmend wird, dass wir geschlossen hinter diesem Angriff stehen sollten. Er hat uns erschüttert, das ist keine Frage, aber dennoch sollten wir unsere zugeteilten Aufgaben erfüllen. Severus Snape hat einen Bericht der gegnerischen Seite abzugeben." Snape räusperte sich und sagte anschließend: „Der dunkle Lord ist sich sicher, dass sie uns mit diesem Angriff stark geschwächt haben. Trotzdem wollen sie immer noch an die Prophezeiung. Außerdem weiß er, dass Catherine Arthur begleitet hat. Er ist im Moment nicht gut auf Sie zu sprechen." Wortlos faltete ich die Hände auf meinem Schoß zusammen und blickte darauf. Die Wut des dunklen Lords auf mich zu ziehen, war das Letzte gewesen, das ich machen wollte. „Wer ist eigentlich auf die glorreiche Idee gekommen, Kate statt Tonks für diesen Abend einzusetzen?", fragte Remus neben mir. Betreten sahen sich McGonagall und Dumbledore an. „Ich. Ich hatte diese Idee. In Absprache mit Professor McGonagall haben wir uns dafür entschieden, dass Kate dazu bereit wäre, diesen Auftrag entgegenzunehmen. Sie sollte etwas anderes mitbekommen als die jeweiligen Sitzungen", sprach Dumbledore und ich schnaubte nur verächtlich auf und fiel somit Remus ins Wort, der empört Luft geschnappt hatte.

Ich merkte, wie sich alle Blicke auf mich richteten, doch ich blickte weiterhin auf den Tisch und fuhr mit meinem Fingernagel die Maserungen nach. Dann murmelte ich kaum hörbar: „Bevor Sie darüber nachdenken, wozu ich bereit bin, sollten Sie vielleicht als erstes Ihre Schule unter Kontrolle bringen. Umbridge foltert die Schüler mit ihrer Schreibfeder, bei der wir uns ihre Regeln immer und immer wieder selbst einritzen. Und Potter hat eine geheime Organisation gegründet, die er Dumbledores Armee nennt, da er selbstverständlich hinter Ihnen steht. Ihr habt gar nichts unter Kontrolle, und das wisst ihr auch." Meine Worte waren kaum lauter als ein Murmeln, doch über den Raum hatte sich eine angespannte Ruhe gebildet, weshalb jeder meine Worte verstand.

Ich stand auf und schob den Stuhl zurück. Schnellen Schrittes ging ich aus dem Zimmer hinaus und stolperte auf der Treppe über Kreacher, der sofort anfing, sich über unreines Blut zu beschweren. Ich ignorierte ihn, und ging zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, die Treppen hoch ins Zimmer der Zwillinge. Diese sahen auf, als ich eintrat und Fred schenkte mir ein mitleidiges Lächeln. „Willst du mit Zaubererschnickschnak spielen?"

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt