| 18. Kapitel |

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Vier Wochen waren nun seit der Ermordung meines Vaters vergangen. Hin und wieder holte mich die Vergangenheit ein, und ich saß zusammen gekrümmt auf dem Badezimmerboden und ließ die stummen Tränen über meine Wangen fließen. Remus und Fred waren fantastische Stützen und langsam tat es nicht mehr so weh an meinen Vater zu denken. Eher lächelte ich traurig, und dachte an die vielen guten Erinnerungen zurück, die wir gemeinsam geschaffen hatten. Doch die meiste Zeit über hatte ich keinen klaren Gedanken mehr frei, um an ihn zu denken. Stattdessen konzentrierte ich mich auf meine Okklumentik-Stunden, und versuchte meine Abschirmung meiner Gedanken zu perfektionieren. Vor wenigen Tagen hatte ich eine Eule an Lucius Malfoy geschrieben, mit den Worten, dass ich mich ihm anschließend würde. Auf der folgenden Besprechung der Todesser war bekannt gegeben worden, dass er, dessen Name nicht genannt werden darf, interessiert sei, mich kennen zu lernen. Erst wollte Malfoy sich meiner annehmen, doch Snape überredete den dunklen Lord, dass er die Verantwortung für mich übernahm. Immerhin sei ich seine Schülerin und er würde mich ziemlich gut kennen, da ich einen Leistungskurs bei ihm belegte, was jedoch nicht der Fall war. Zusammen mit einer weiteren Person würde ich in die Reihen der Todesser vorgestellt werden, und der Tag, an dem diese Zeremonie stattfinden sollte, war nun angebrochen.

Ich lag in Freds Armen und hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Das Einzige, das ich getan hatte, war mich in die starken Arme meines Freundes zu kuscheln, ihm hin und wieder durch seine borstigen Haare zu fahren und ihm ab und an einen Kuss auf die Stirn geben. Ich hatte erkannt, dass ich Fred seit unserem Ausflug nach Hogsmeade liebte, hatte ihm allerdings noch nie die berühmt berüchtigten drei Worte ins Gesicht gesagt. Stattdessen hatte ich ihn immer in eine feste Umarmung gedrückt oder ihn geküsst. Es war fast schon beängstigend, dass er mir noch immer eine Gänsehaut bereitete, wenn er mich berührte, oder dass ich kaum mein Grinsen aus dem Gesicht bekam, wenn ich mit ihm alleine war und er fröhlich über die neusten Erfindungen sprach. Ich konnte und wollte mir kein Leben ohne ihn mehr vorstellen, und deswegen hoffte ich, dass die Entscheidung, den Todessern beizutreten, um den Weasleys Schutz zu gewährleisten, auch die Richtige war.

Das Treffen war am frühen Morgen angesetzt worden, weshalb ich mich schweren Herzens aus Freds Armen befreite und leise in das Badezimmer tapste, um mich umzuziehen. Snape hatte mir angeordnet, dass ich nur schwarze Kleidungsstücke tragen sollte, da dies der Kleidungskodex sei, den ich von nun an Einhalten müsse. Dunkles Grün oder Grau waren auch noch akzeptiert, jedoch ungern gesehen. Ich bürstete meine Haare und flocht sie in einen langen Zopf, den ich anschließend eindrehte und streng nach hinten band. Ich wechselte meinen bequemen Pyjama gegen eine schwarze Jeans, einen schwarzen Pullover und Umhang aus und steckte meine Füße in schwarze Stiefeletten, die einzigen Schuhe, die ich in dieser Farbe besaß. Ich befeuchtete mein Gesicht mit Wasser und trocknete dies anschließend ab. Ich blickte in den Spiegel und betrachtete mein Gesicht. Dunkle Augenringe und eingefallene Wangen zeichneten mein Gesicht und glanzlos hingen mir einige Strähnen ins Gesicht, die sich aus dem Haarpäckchen wieder gelöst hatten. Ich strich sie hinter mein Ohr und atmete tief durch. Ich schluckte schwer und versuchte den sich bildenden Kloß in meinem Hals zu ignorieren. Es würde alles gut werden, und wenn nicht, würde ich einfach so schnell wie möglich zurück in das Hauptquartier apparieren. Wenn nötig mit einigen Zwischenstopps, um mögliche Verfolger abzuschütteln.

Ich ging die Treppen hinunter und trat in die Küche ein. Dort traf ich nur auf Molly, Arthur und Remus. Alle sahen besorgt zu mir, als ich durch die Tür trat, und Remus ging sofort auf mich zu, um mich in eine feste Umarmung zu drücken. "Falls dir das alles zu viel wird, kannst du es jetzt noch abbrechen. Danach wird es nicht mehr möglich sein", murmelte er mir in mein Ohr und ich nickte verstehend. Er ließ mich los, grinste mich bemüht an und strich mir anschließend weitere Haarsträhnen hinter mein Ohr. "Vergiss nicht, er darf dir kein schwarzes Mal geben. Sonst würdest du auffliegen", sagte Arthur, der sich ebenfalls von seinem Frühstücksteller erhoben hatte und auf mich zu ging um mich in eine Umarmung zu drücken. Molly näherte sich mir vorsichtig. Seitdem ich zu meiner Mutter verschwunden war, hatten wir nicht mehr viel miteinander gesprochen. Sie wusste, dass es schwer für mich war, meinen Vater gehen zu lassen, und dass ich ihn doch nur glücklich hatte machen wollen, indem ich ihm seine letzten Wünsche erfüllte. Doch nun drückte sie mich in eine mütterliche Umarmung und meinte mit Tränen in den Augen: "Pass auf dich auf. Wir werden es dir niemals vergessen, welch Risiko du für uns eingegangen bist und auch für Harry."

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt