| 38. Kapitel |

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Schon einige Stunden vor Ladeneröffnung standen einige Schüler mit ihren Eltern vor unserer Tür und blickte staunend ins Innere. Fred und George warfen sich gerade in ihre magentafarbenen Umhänge, die sie sich extra bei Madam Malkins hatten schneidern lassen. Sie hatten sogar einen Aufpreis bezahlen müssen, da Malkins den teuren Stoff extra aus Asien hatte einfliegen lassen müssen. Sie konnten von Glück sprechen, dass ihre Arbeitskleidung rechtzeitig fertig geschneidert worden war. Sie standen auf der Treppe und sahen sich bewundernd in ihrem eigenen Laden um. Ich grinste. Sie konnte es selbst nicht glauben, dass in wenigen Minuten junge Hexen und Zauberer ihre Räumlichkeiten betreten würden und für all ihre Scherzartikel Geld liegenlassen würden. „Seid ihr bereit?", fragte ich die beiden und die Rothaarigen sahen sich nochmals bestätigend an. Sie nickten und ich drehte den Schlüssel im Schloss herum und nahm den Schutzzauber von der Tür. Ich öffnete den Laden und augenblicklich stürmten die ersten Kinder herein. Mit riesigen Augen sahen sie sich um, wandten sich dann jedoch Fred und George zu, die das Wort an sich rissen, als alle Personen von draußen im Raum waren.

„Es freut uns sehr, euch in unserem Laden begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, ihr habt Umbridge in unserem Namen ziemlich eingeheizt und ihr das restliche Schuljahr zur Hölle gemacht", rief George in die Menge, und sofort brach zustimmendes Gemurmel aus. „Der Trulla haben wir eine Stinkbombe in ihrem Büro deponiert!" – „Ja man, und einen Tag lang hatten alle Nasenbluten bei ihr" – „Genau, und am letzten Schultag haben wir ihr Klassenzimmer in einen Sumpf verwandelt!" Ich grinste, als die Schüler ihre Erfahrungen mit uns teilten, ehe Fred sagte: „Es freut uns, das alles zu hören. Aber jetzt würde ich sagen, schlag eure Körbe voll, denn die ersten fünfzig Kunden bekommen einen speziellen Eröffnungsrabatt von zehn Prozent auf ihren gesamten Einkauf!" Fred zwinkerte mir die Menge über hinweg zu und ich grinste breit. Die Zwillinge fingen an, ihre Kunden zu beraten, während ich mich hinter die Kasse setzte und die ersten Kunden abkassierte. Es wurde eine erstaunliche Menge an Nasenblutnougat und Kotz-Pastillen gekauft, aber hin und wieder wurde auch der ein oder andere Liebestrank mit eingesteckt.

Der Tag verging schneller als gedacht, und in unserer Mittagspause mussten wir sogar anfangen, unser Lager wieder aufzustocken. Eine Stunde vor Ladenschluss klingelte die Glocke an der Eingangstür ein weiteres Mal. Ich sah von der Kasse auf und erkannte, wie sich Lee und Charly ihren Weg durch die Menge bahnten und sich Lee anschließend zu den Zwillingen gesellte, während Charly sich zu mir hinter die Kasse drückte. Ich begrüßte sie mit einer Umarmung und strahlte sie an. „Bei Merlin, es ist tatsächlich besser geworden, als ich es mir vorstellen hätte können. Ihr habt es wunderschön hier", sagte sie und blickte an die Decke. Wir hatten sie magisch verändert, sodass man immer einige Bilder von Hogwarts sah und wie manche Produkte auf den Anwender wirkten. Ich grinste. Es war ein wahres Meisterwerk geworden.

Wir schwiegen eine Weile, als ich einen weiteren Kunden jedoch abkassiert hatte, fragte ich sie: „Wie waren die Prüfungen? Habt ihr sie geschafft?" Charly nickte. „Ja, aber du glaubst nicht, wie wir alle in Verteidigung reingelaufen sind. Es waren die gleichen Prüfer wie bei den ZAGs, aber wir hatten alle unsere Schwierigkeiten. Selbstverständlich wollten die, dass wir die Zauber vorführen. Es war gut, dass wir der DA beigetreten sind. Die hat uns vermutlich den Hintern gerettet", sagte sie und ich atmete erleichtert aus. „Also bist du jetzt im Ministerium aufgenommen?", fragte ich sie und die Blondhaarige nickte ein weiteres Mal. „Ja, ich werde jetzt in der Abteilung für magisches Transportwesen eingesetzt. Lee wird angeblich in die Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit kommen. Du weißt schon, weil seine Mutter ja aus Afrika stammt und dort ziemlich viele Kontakte hat", erklärte sie und ich lächelte sie breit an. Ich freute mich sehr für sie. „Na, dann wünsche ich dir viel Spaß dabei, den Transport von Kesseln und Zauberstabhölzern zu überwachen", meinte ich neckend, während sie mir nur in die Seite boxte und lachend ihren Kopf schüttelte.

Die restliche Stunde verging schnell. Fred, George und Lee waren schon dabei, die Regale wieder für den nächsten Tag zu füllen, als es wieder an der kleinen Glocke klingelte. Ich sah von den Belegen auf und sofort bildete sich ein breites Grinsen auf meinen Lippen. „Fleur! Bill! Ihr habt doch ganz schön lange mit eurem Papierkram gebraucht", begrüßte ich die beiden und strahlte sie an. Der Weasley zuckte nur entschuldigend mit seinen Schultern, als er auch schon kurze Zeit später von seinen jüngeren Brüdern in eine herzliche Umarmung gedrückt wurde, ebenso Fleur. Lee und Charly reichten den beiden formal die Hand. Fleur gesellte sich zu mir und erzählte mir freudestrahlend von ihrem ersten Arbeitstag. Gebannt lauschte ich ihr, während ich die Zettel weiterhin sortierte und anschließend in einen Ordner abheftete. Fleur klang so glücklich darüber, endlich mehr Zeit mit Bill verbringen zu können, dass man meinen könnte, Bill hätte einen Teil Veela in sich und nicht Fleur.

Wir schlossen den Laden ab und begaben uns anschließend mit dem Essen vom Tropfenden Kessel hoch in unsere Wohnung. Dort herrschte zwar noch immer etwas Chaos, doch unsere Gäste waren es schon längst von uns gewohnt, weshalb wir uns alle an den Wohnzimmertisch setzten und unsere Kürbispasteten genossen. Es wurde eine angeregte Unterhaltung angestoßen, als Bill von seinem letzten Schuljahr erzählte und wie Fleur die Unterschiede zwischen Beauxbatons und Hogwarts aufzeigte. Ich grinste und folgte gebannt der Unterhaltung, welche jedoch jäh unterbrochen wurde, als eine Eule durch das offene Fenster flog und einen Zettel auf dem Tisch fallen ließ. Clarke, die es sich auf dem Fensterbrett bequem gemacht hatte, kreischte empört auf und schlug wie wild mit ihren Flügeln, doch als der Waldkauz verschwunden war, beruhigte sie sich wieder etwas. Ich stand auf und gab ihr einige Krümel, ehe ich ihr über ihr weiches Gefieder strich und mich wieder zu den anderen begab.

„Was stand drin?", fragte ich neugierig, als ich mich wieder zwischen Fleur und Charly setzte. George hatte den Brief auseinandergefaltet und sagte mit einem ziemlich angespannten Unterton: „Eine Sitzung des Ordens ist für morgen Abend angesetzt." Augenblicklich legte sich eine beklemmende Stille über den Raum. Ich sah zu Bill, der mich nur fragend musterte. Leicht deutete er mit seinem Kinn auf die Zwillinge ihm gegenüber zu, doch ich schüttelte nur leicht meinen Kopf. Der Älteste der Weasley-Kinder verstand und sah stattdessen zu Fleur. „Willst du auch dem Orden des Phönix beitreten?", fragte er seine Freundin, die schon nickte, als er noch gar nicht ausgesprochen hatte. „Ja, isch will", sagte sie und nickte dabei so stark, dass ihre Haare sich aus ihrem unordentlichen Zopf flogen. „Da wir schon dabei sind. Wir würden dem Orden auch beitreten. Vielleicht könnten wir unsere Ohren ja im Ministerium etwas ausstrecken", sagte Lee und griff nach Charlys Hand unter dem Tisch, die sofort eilig nickte. „Wenn ihr wollt, schreibe ich eine Eule an Lupin. Er hat die Sitzung einberufen", sagte George, als er den Zettel an Fred weiterreichte. Von Charly, Lee und Fleur kam sofort zustimmendes Gemurmel. Ich warf einen Blick zu Fred, der den Zettel gerade wieder auf den Tisch legte und anschließend zu mir sah. Er fing meinen Blick auf und zog seine Stirn kraus. Fragend nickte er zu mir hinüber, doch ich schüttelte nur meinen Kopf und lächelte ihn an.

Es freute mich, zu sehen, dass Orden immer mehr an Anhängern bekam. Dennoch war mir auch klar, dass wenn mehr Mitglieder wir hatten, es immer gefährlicher wurde, meine Stelle geheim zu halten. Ich würde wohl mit Severus sprechen müssen, sodass ich ihm immer meine Informationen zuspielte und er diese anschließend vortrug. Das Risiko wäre zu groß, wenn jemand erfahren würde, was ich tatsächlich für den Orden erledigte. 

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt