| 31. Kapitel |

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Percy hatte seinen Weihnachtspullover zurückgeschickt. Kommentarlos. Als Molly seine Eule freudestrahlend in Empfang genommen hatte, schien sie noch richtig glücklich. Doch als sie das Paket geöffnet hatte, war sie in Tränen ausgebrochen. Sirius hatte sich sofort aus der Küche verzogen, während Remus und ich hilflos neben der Mutter gestanden hatten und uns fragend angesehen hatten. Jetzt, knapp eine halbe Stunde später, schluchzte Molly noch immer, während sie ein Taschentuch nach dem anderen von Remus entgegennahm. Währenddessen stand ich in der Küche und versuchte, etwas Essbares zusammen zu zaubern. Leider hatte ich nicht so viel Zeit in der Küche in Hogwarts verbracht, wie die Zwillinge, weshalb ich hoffte, dass man das Biskuitdessert einigermaßen genießen konnte.

Das Essen fing an, als sich jeder am Tisch versammelt hatte. Mollys Augen und Wangen waren noch immer gerötet, und sie tat mir leid. Von einem ihrer Söhne das Weihnachtsgeschenk wieder zurückgeschickt zu bekommen, war sicherlich das schmerzlichste, was eine Mutter widerfahren konnte. Am Nachmittag machten sich alle dann bereit, Arthur im St. Mungos zu besuchen. Mundungus, der gerade rechtzeitig zum Nachtisch gekommen war, schlug sich gerade den Magen voll, als Molly mich zur Seite nahm. Ich folgte ihr in den Raum nebenan, als sie die Tür hinter mir schloss und mich warm anlächelte. „Ich weiß. Der Biskuit ist mir nicht sonderlich gut gelungen", sagte ich und verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. Für einen Moment zog Molly verwirrt ihre Stirn kraus, doch dann schüttelte sie lächelnd ihren Kopf und sagte: „Nein, meine Liebe. Über den Biskuit wollte ich gar nicht mit dir sprechen." Erleichtert atmete ich aus, sah die Rothaarige dann aber fragend an. Sie zog ihren Zauberstab heraus und kurze Zeit später tauchte ein eingepacktes Geschenk vor ihr auf. Sie nahm es in die Hände und überreichte es mir. „Es ist nicht viel, aber ich hoffe, du nimmst das Geschenk wenigstens an", murmelte sie und verschränkte unsicher ihre Hände hinter ihrem Rücken. Achtlos legte ich das eingepackte Geschenk auf den Tisch und drückte Molly in eine feste Umarmung. Wieder brach Molly in Tränen aus. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken. Wir standen eine Weile so in dem Raum, ehe sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte und sich von mir löste.

„Jetzt pack das Geschenk schon aus", forderte sie mich auf und ich öffnete das Geschenkpapier langsam. Als ich einen dunkelblauen, selbst gestrickten Pullover mit einem C in Bronze herauszog, drückte ich ihn sofort an mich. „Vielen Dank Molly. Das hättest du doch nicht machen müssen", sagte ich, doch sie schüttelte ihren Kopf. „Es bedeutet mir viel, dass wenigstens du den Pullover annimmst. Arthur sagt schon eine ganze Weile, dass du ein Teil der Familie bist. Und das bist du tatsächlich. Spätestens seitdem du deinen Kopf für uns hinhältst", sagte Molly und ich senkte meinen Blick betreten. Morgen Abend würde ich wieder im Hause Malfoys sein und einen Bericht an den dunklen Lord abgeben müssen. „Solange ihr in Sicherheit seid, so ist auch Potter in Sicherheit. Und solange Potter in Sicherheit ist, seid auch ihr es. Das ist ganz einfach Molly, und auch selbstverständlich", sagte ich und drückte die Mutter wieder in eine Umarmung. „Pass auf dich auf Kate", sagte sie und ich nickte. Auch wenn ich es ihr nicht versprechen könnte.

***

Es hatten den ganzen Tag über geschneit. Dementsprechend langsam konnte ich mir den Weg zur schweren Eichentür des Malfoys freitreten. Ein eisiger Wind zog sich über Südengland und zwang mich dazu, mir meine Kapuze tiefer in das Gesicht zu ziehen. Ohne anzuklopfen, trat ich in das Gebäude ein und stampfte mir den Schnee von meinen Schuhen. Ich streifte mir die Kapuze von meinem Kopf und sah auf. Draco Malfoy stand auf der Treppe und sah mich an. Er schien noch blässer, als sonst zu sein, und stand verunsichert auf der Treppenstufe. „Hallo Draco. Hast du schöne Weihnachten gehabt?", fragte ich ihn freundlich, wenn auch leise, sodass uns niemand belauschen konnte. „Kate. Es ging, habe viel gelernt", antwortete er mir und blieb stehen. Ich nickte. „Ja, lernen ist wichtig. Lernen ist gut", murmelte ich eher zu mir selbst als zu Draco. Dann raffte ich mich auf und drückte meine Schulterblätter zusammen. „Noch schöne Ferien Draco", wünschte ich ihm und ging zielsicher an ihm vorbei in die Wohnküche. Der Blondhaarige sah mir hinterher. Wir hatten noch nie sonderlich viel miteinander gesprochen. Ich schluckte schwer und schloss für einen Moment meine Augen. Dann schirmte ich meine Gedanken von dritten ab und trat in den Raum ein. Augenblicklich fuhr mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter.

Kaum hatte ich den Raum betreten, richteten sich die roten Augen des dunklen Lords auf mich. Die Malfoys standen neben ihm und unterhielten sich leise, als ich jedoch eintrat, verstummten die Stimmen. Nagini lag zu den Füßen des Lords und schlängelte sich beunruhigend energiereich um die Füße des Herren. Als ich bei den dreien angekommen war, verneigte ich mich. „Sie wollten mich sprechen, mein Lord?", fragte ich förmlich und sah ihm unbeeindruckt in die Augen. „Narcissa, Lucius, wenn ihr uns für einen Moment entschuldigen würdet", sagte der blasse Mann und die Beiden verschwanden. Dann befanden nur Voldemort, Nagini und ich uns im Raum. Ich versuchte, nicht nervös zu wirken, und streckte deswegen mein Kreuz durch und hob mein Kinn an.

„Ich habe gesehen, dass du dich an dem Abend, an dem Nagini Arthur Weasley angegriffen hat, auch in der Mysteriumsabteilung im Zaubereiministerium aufgehalten hast. Was war der Grund dafür?", fragte er mich beunruhigend ruhig. Den Zauberstab in seinen Händen hielt er zwischen seinen langen und dünnen Fingern und drehte ihn hin und her. „Mein Herr, ich wurde spontan für diese Nacht eingeteilt, diese Abteilung zu überwachen", antwortete ich mehr oder weniger wahrheitsgemäß. „Lüge! Allein, dass du dich das traust zu sagen und dann auch noch einen Patronus heraufzubeschwören, um meine treueste Dienerin zu verschrecken! Was hast du dir dabei nur gedacht?" „Mein Herr, ich", meine Stimme versagte, als er den Zauberstab auf mich richtete. „Crucio", sagte er langsam und lächelte, als ich mich vor Schmerzen auf den Boden krümmte.

Meine Finger verkrampften sich in einen unnatürlichen Winkel, meine Eingeweide wurden mir herausgerissen und es fühlte sich so an, als würden sich all meine Muskeln in mir dehnen und reißen. Mir wurde die Luft abgeschnitten und hilfesuchend warf ich meinen Kopf hin und her. „Draco", hauchte ich nur, als ich den Blondschopf erkannte. Dieser blieb jedoch stehen und sah mich ausdruckslos an. Die Schmerzen hörten so plötzlich auf, wie sie gekommen waren, und dann war da nur noch die schmierige Stimme des dunklen Lords, die sagte: „Sieh gut zu Draco. Das geschieht mit Menschen, die einen Patronuszauber heraufbeschwören können. Wir brauchen diesen Schutz nicht. Nur Feiglinge brauchen diesen. Crucio!"

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt